„Gott schenkt sich den Menschen in seinem Sohn“

Gott selbst schenkt sich den Menschen. - Das ist für Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck der Kern der Weihnachtsbotschaft. Dieses große Geschenk fordere jedoch Konsequenzen: das Gute zu tun, Gott zu verherrlichen und sich für den Frieden einzusetzen.


Predigt von Bischof Overbeck am Heiligen Abend im Essener Dom

Gott schenkt sich den Menschen. Das ist für Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck der zentrale Kern der Weihnachtsbotschaft. Gott schenke sich und selbst in seinem Sohn. „Jesus ist also Gottes Geschenk an uns“, betonte Overbeck in der Christmette im Essener Dom. Dieses „Geschenk der absoluten Nähe Gottes zu uns“ fordere aber auch Konsequenzen: „Gott will, dass wir das Gute tun, dass wir Gott verherrlichen und hier auf Erden das Unsere zur Verwirklichung des Friedens hinzutun.“

Weihnachten sei das Fest der Geschenke. „Wir dürfen schenken und wir werden beschenkt“, so der Bischof. Geschenke seien eine wichtige Form von Kommunikation. Gerade an Weihnachten werde dies deutlich. „Wir feiern, dass sich Gott selbst uns schenkt, dass er mit uns in Kommunikation tritt, damit wir die Brücke zu ihm betreten können“, sagte Overbeck.


Das größte Geschenk: Liebe und Vertrauen

Zum Dasein des Menschen gehöre es, sich beschenken zu lassen und zu schenken. „Das stiftet Einheit untereinander und mit Gott“, so Overbeck. Das größte Geschenk, das Menschen einander machen können und dürfen, sei für ihn das „Geschenk von Liebe und Vertrauen“. Dieses Geschenk erfordere eine große Verantwortung. „Denn wo Liebe und Vertrauen missbraucht werden, wo die Würde des Gegenübers nicht  geachtet wird, da wird Leben zerstört“, sagte Overbeck mit Blick auf den Skandal des Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch Priester. Es gehöre zu den großen Aufgaben der Kirche, „in allen Verantwortungsbereichen alles Menschenmögliche zu tun, um den Schaden wieder gut zu machen, sich den Opfern zuzuwenden und darauf zu hoffen, dass Vertrauen wachsen kann“. Die in diesem Jahr gemachten Erfahrungen seien eine Mahnung, als Kirche so zu leben, „dass Vertrauen wachsen kann und alles Schädliche verhindert wird“. Overbeck: „Wo Vertrauen und Liebe leben und geschenkt werden, da ist Gott gegenwärtig.“


Über das Leben kann und darf niemand entscheiden

Auch das Leben sei ein Geschenk Gottes. Dieses Leben müsse – von der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle an – geschützt werden. „Im Embryo ist die ganze Individualität eines Menschen bereits angelegt, so dass ihm bereits die Menschenwürde in vollem Umfang zukommt“, unterstrich der Bischof. Leben sei ein Geschenk und „nicht abhängig von der Frage nach Zumutbarkeit oder Nützlichkeit“, sagte Overbeck mit Blick
auf die Diskussion um die Präimplantationsdiagnostik. „Über das Leben darf und kann niemand entscheiden“, betonte der Bischof. Der Staat und die politisch Verantwortlichen können nach Ansicht von Overbeck die ihnen zukommende Schutzfunktion für das entstehende Leben nur dadurch wahrnehmen, indem sie die Präimplantationsdiagnostik verbieten. Diese eröffne die Möglichkeit der Selektion schon zu Beginn von menschlichem Leben. „Die Gefahr, die droht, liegt darin, letztlich lebenswertes von lebensunwertem Leben selektiv unterscheiden zu wollen“, so der Bischof. Mit der PID begebe man sich auf eine „schiefe Ebene“, die unweigerlich zu einer Selektion führen werde, die an die „fatalste Vergangenheit in Deutschland“ erinnere. Die Kirche habe den Auftrag, für das Leben zu kämpfen und sich bedingungslos für das Leben einzusetzen. „Denn das Leben ist Geschenk. Da ist Gott gegenwärtig“, sagte Overbeck.


Für ein gutes Miteinander aller Bevölkerungsgruppen

Auch auf die Integrationsdebatte ging Bischof Overbeck in seiner Predigt ein und forderte eine „neue Form des Miteinanders“. Christen seien aufgerufen, „das Gute zu tun“, sich für ein „gutes Miteinander aller Bevölkerungsgruppen“ einzusetzen und alles zu tun, „um Extremismus zu verhindern und Spaltungen in der Gesellschaft und im Alltagsleben zu vermeiden“.
Bildung sei ein wichtiger Faktor bei der Förderung von Integration. Deshalb müsse in Bildung  als „Bildung des Herzens, der Gefühlswelt und des Verstandes“ investiert werden. „Jeder Mensch, gleich welcher kultureller und religiöser Herkunft, ist ein Geschenk Gottes“, unterstrich Overbeck. Es gehöre zu Dialogfähigkeit und Kommunikationskultur, „mit Ehrlichkeit, Offenheit und dem Mut zu einem klaren Profil dafür Sorge zu tragen, dass alle Menschen, die hier leben, die Möglichkeit haben, mit uns in Frieden zu leben“. Wo dies geschehe, werde erfahrbar, „dass uns der Friede untereinander geschenkt wird, dass die Wohlfahrt wächst und die Weltgesellschaft ein konkretes, menschliches Gesicht erhält“, so der Bischof. Wo das Leben auf diese Weise gefördert werde, da sei Gott gegenwärtig.  (do)


Predigt von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck

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