von Thomas Rünker

„Glückauf“ zwischen Drehbank und Bohrmaschine

Ruhrbischof Overbeck zu Besuch bei den Auszubildenden des RAG-Bergwerks Prosper-Haniel in Bottrop. Dank für die Hilfe bei der Lore auf dem Essener Burgplatz und der Instandhaltung des Bottroper Halden-Kreuzwegs – aber auch für jahrzehntelange qualitativ hochwertige Ausbildung durch den Bergwerks-Konzern.

„Die Kohle geht, der Kumpel bleibt!“ In den Ausbildungswerkstätten des letzten Bergwerks im Ruhrgebiet ist der nahe Abschied von der Kohleförderung mit Händen zu Greifen. Dort, wo einst gleichzeitig 400 junge Leute zu Industriemechanikern und Elektronikern für Betriebstechnik ausgebildet wurden, bereiten sich jetzt noch gut 60 Männer auf ihre Prüfungen vor. Wenn alles klappt, beenden sie ihre Ausbildung im Frühling des Jahres, an dessen Ende die letzte Tonne Steinkohle aus der Erde unter Bottrop hervorgeholt wird. Bis dahin gehen noch ein paar Monate ins Land – und doch war es Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeckein Anliegen, schon am Donnerstag einmal in den Werkstätten am Schacht Prosper-Haniel II vorbei zu schauen, um Danke zu sagen. „Danke für die Sanierung der Lore, die jetzt wieder neben dem Bischofshaus am Essener Burgplatz steht.“ Aber auch Danke für die jährliche Aufarbeitung der Kreuzweg-Stationen auf der Halde Haniel – und „danke für die vielen Jahre und Jahrzehnte guter Ausbildung hier durch die RAG“, betonte der Bischof.

Drehbank, Schaltbrett, Schweißerei – über zwei Stunden lang nimmt sich Overbeck Zeit, lässt sich alle Ausbildungsstationen zeigen und spricht mit den Lehrlingen über ihre Erfahrungen und ihre Zukunftspläne. Zum Beispiel mit Emre Okyay an der Bohrmaschine, wie die meisten hier 22 Jahre alt und im dritten Lehrjahr zum Industrie-Mechaniker. „Mein Opa hat auch hier gearbeitet“, sagt der Duisburger, der die typisch weiße Arbeitskleidung der Bergleute trägt. Deshalb war in der Familie klar: „Die RAG bildet gut aus.“, auch wenn er nun zu den letzten Azubis im Schatten von Malakoff-Turm und Kohlenwäsche gehört. „Das wusste ich von Anfang an.“ Ein schönes Gefühl sei es trotzdem nicht. Der angehende Elektroniker Timm Lenz ein paar Werkstätten weiter („mein Vater und mein Bruder waren auch schon hier") sieht das etwas entspannter: „Es ist doch gut für uns, dass es jetzt weniger Azubis gibt – umso intensiver ist jetzt die Betreuung.“ In der Tat: Nebenan erklärt ein Ausbilder fünf Azubis die Theorie einer Schaltung. Hier könnte auch bequem die dreifache Zahl von Schülern Platz nehmen.

Nach bestandener Prüfung im Frühjahr erhalten die Azubis einen dreimonatigen Anschluss-Vertrag im Bergwerk – und danach hoffentlich eine Stelle bei einem anderen Arbeitgeber. Auch wenn Ausbildungsleiter Thomas Fecke darauf verweist, dass er viele Personalanfragen von Firmen erhalte, nagt die Ungewissheit hier und da dennoch an den jungen Leuten.

Am Ende des Rundgangs gibt’s in der Bauschlosserei ein Wiedersehen mit Eric Niekamp und den anderen Azubis, die gemeinsam mit Reviersteiger Michael Latton jüngst die traditionsreiche Lore saniert haben, die seit einigen Tagen wieder an ihrem angestammten Platz neben dem Essener Bischofshaus steht. „Das ist hier unsere wichtigste Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit“, scherzt Latton, dessen Leute unter anderem regelmäßig den Haldenkreuz-Weg instand setzen. Dass in seinem Team auch Gehörlose und Schwerhörige ausgebildet werden, merkt man allenfalls durch die flüchtige Gebärdensprache, wenn die Azubis unter sich sind. Ansonsten durchlaufen die Männer mit Handicap die gleiche Ausbildung wie alle – abgesehen vom Einsatz untertage. Overbeck lobte die Gehörlosen-Ausbildung, die es bei der RAG schon seit 30 Jahren gibt, als „besonderes Beispiel, wie Inklusion funktionieren kann.“

Bischof Overbeck zeigte sich beeindruckt vom Engagement der RAG-Ausbilder, aber auch vom Ehrgeiz der jungen Leute. Mehrfach äußerte er aber auch seine Sorge darüber, ob eine derart hochwertige Ausbildung auch künftig noch in ausreichender Zahl angeboten werde. „Als Bischof habe ich die soziale Verantwortung, insbesondere Arbeitsmöglichkeiten für junge Leute im Blick zu haben.“ Diese Aufgabe wird die RAG in den kommenden Monaten und Jahren noch begleiten – lösen müssen sie Wirtschaft und Politik in der Region. Die meisten der rund 60 Azubis schauen vorerst ohnehin nur bis zur Prüfung. Nach den Sommerferien startet die Vorbereitung darauf.

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