von Thomas Rünker

Generalvikar erwartet „intensiven Reinigungsprozess“ durch Missbrauchsstudie

Klaus Pfeffer war am Montag Gast in der WDR5-Anrufsendung „Tagesgespräch“.

Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer erwartet, dass der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche einen „sehr intensiven Reinigungsprozess“ zur Folge hat. „Danach wird die Kirche eine andere sein“, sagte Pfeffer am Montag in der WDR5-Radiosendung „Tagesgespräch“. Es mache „fassungslos“, wenn nun mit der von der Kirche in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Studie „das ganze Ausmaß dieses Missbrauchsskandals offenbar wird“. Umso wichtiger sei es, dass Opfer sexuellen Missbrauchs „Raum bekommen, damit diese Geschichten erzählt werden“, so Pfeffer. Es gehe darum, „dass wir mitbekommen, was im Namen unserer Kirche passiert ist, dass wir demütig werden und alles dafür tun, das so etwas nie wieder passiert“, betonte Pfeffer in der einstündigen Sendung, bei der WDR5-Hörer live anrufen und Fragen stellen konnten.

Generalvikar Pfeffer und WDR5-Moderator Jürgen Wiebicke wurden in der Sendung mit sachlichen Nachfragen und Anmerkungen, aber auch mit sehr persönlichen Geschichten von tiefen Verletzungen konfrontiert. Pfeffer hob angesichts mehrfacher Nachfragen nach dem Umgang mit möglichen Missbrauchstätern hervor, dass in solchen Fällen heute nicht nur kircheninterne Ermittlungen gibt: „Heute werden Missbrauchsfälle zur Anzeige gebracht, selbstverständlich arbeiten wir mit den Staatsanwaltschaften zusammen.“ Zumindest in diesem Punkt „haben wir aus dem Systemversagen gelernt“, so Pfeffer.

Pfeffer bekräftigte in der Radio-Sendung, was Bischof Overbeck am Wochenende allen Kirchengemeinden des Ruhrbistums in einem Brief geschrieben hatte: Dass als Konsequenz aus der Missbrauchsstudie auch die Sexualmoral der Kirche sowie Hierarchie- und Strukturfragen auf den Prüfstand müssten. Die Studie empfehle, dass die Kirche manche ihrer hohen moralischen Ansprüche in Frage stelle, so Pfeffer. In der Vergangenheit sei Sexualität in der Kirche geradezu „verteufelt“ worden. Der Generalvikar machte zudem die weltweite Dimension des Themas deutlich – zum einen mit Blick auf die Schwierigkeit, moralische Fragen in der Weltkirche weiter zu entwickeln, und zum anderen hinsichtlich der konkreten Frage von Missbrauchsfällen. Meldungen aus vielen verschiedenen Ländern lassen Pfeffer befürchten, „dass es ein weltweites Problem ist“. Pfeffer sieht ein „Systemproblem“ und eine „große Krise der katholischen Kirche“, die eine ernsthafte Anfrage an die Relevanz der Organisation Kirche stelle.

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