Geistlicher Beistand für Artisten und Schausteller

Seine "Gemeinde" zählt knapp 60.000 Seelen. Und pro Jahr fährt er rund 80.000 Kilometer, um bei seinen "Schäfchen" zu sein. Jetzt berichtete Pfarrer Martin Fuchs, Seelsorger für Schausteller und Zirkusleute, im Bottroper Brauhaus "Bottich" in der Reihe "touch&go" von seiner Arbeit.

Seelsorge auf Reisen

Dass es auch geistlichen Beistand für die Zirkus- und Marktleute sowie Schausteller gibt, wissen sicher die wenigsten. Pfarrer Martin Fuchs leitet diese Seelsorge deutschlandweit und sprach im Rahmen der Vortragsreihe „touch&go“ über seine Erlebnisse. Diese Reihe soll jungen Erwachsenen einen etwas anderen Zugang zum Thema Glauben und Kirche aufzeigen.

„Vorbild des Projekts war das Angebot 'Theology on Tap' (frei übersetzt: Theologie am Zapfhahn), das in Chicago bereits seit über 30 Jahren läuft“, sagte Gemeindereferentin Cordula Holte von der Familienkirche St. Pius in Bottrop. Gemeinsam mit dem Jugend-Kloster Kirchhellen habe man das Bottroper Brauhaus „Bottich“ ausgewählt, um in locker Runde ins Gespräch zu kommen.

Pfarrer Martin Fuchs kommt ursprünglich aus dem Bistum Eichstätt, hat sein Büro aber mittlerweile in Bonn. Schaustellerseelsorger zu sein, das sei ein Fulltimejob, sagt Fuchs. Das ganze Jahr sei er unterwegs und begleite seine ganz eigene „Gemeinde“. Rund 80.000 Kilometer fährt er jährlich, um bei Volksfesten, in Zirkussen oder auf der ein oder anderen Kirmes dabei zu sein. „Im Prinzip sind es knapp 60.000 Katholiken, die ich zu betreuen habe. Aber meine Gemeinde lässt sich nur schwer einschätzen“, so der Seelsorger.

Die Gespräche über die Sorgen und Nöte der Schausteller und Zirkusartisten stünden bei ihm immer an erster Stelle. Dennoch besuche er die Menschen auch, um Sakramente zu spenden. Im Jahr 2010 waren es 31 Taufen, zehn Erstkommunionen, elf Firmungen und fünf Trauungen. „Wichtig ist zunächst zu begreifen, dass wir es hier mit einer ganz anderen Lebensart zu tun haben“, erklärt Fuchs. Die Schausteller zögen mit ihrem ganzen Besitz umher, seien mittlerweile nicht mehr nur von März bis Oktober, sondern beinahe das ganze Jahr unterwegs. „Deshalb ist der Glaube für sie etwas, an dem sie sich festhalten können“, weiß der Pfarrer. Dennoch müsse man eher von einem personalen Glauben sprechen. Die Menschen dort machten morgens ihr Kreuzzeichen und sprächen abends ein Dankgebet. Gemeindestrukturen kenne man im Schaustellerleben jedoch nicht.

Daher komme dem Pfarrer auch eine besondere Aufgabe zu. „Es ist als mache ich Hausbesuche. Kirche ist dort sehr stark mit der Person des Priesters, der sie besucht, verbunden“, erklärt der Seelsorger. Darum gebe es dort die unterschiedlichsten Sachen zu tun. „Wir feiern Gottesdienste, manchmal mit bis zu 3.000 Menschen in den großen Festzelten. Ab und zu soll ich jedoch auch nur ein Kreuz für einen neuen Schaustellerwagen segnen.“ Fuchs, selbst unter Marktleuten groß geworden, hat ein Ohr für die Menschen. „Im Prinzip haben sie die gleichen Probleme wie andere Menschen auch“, sagt er. Es gehe um Existenzängste, Familienstreitigkeiten oder die Schulbildung der Kinder. „Der einzige Unterschied ist, dass die Familien dort 24 Stunden am Tag miteinander auskommen müssen.“ (bod)

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