Forderung nach islamischen Religionsunterricht

Die Kirchen unterstützen die Forderung der in Deutschland lebenden Muslime nach einem islamischen Religionsunterricht. Das hat Weihbischof Franz Vorrath auf dem Ökumenischen Kirchentag bekräftigt.

Weihbischof Franz Vorrath beim Ökumenischen Kirchentag

Der Essener Weihbischof Franz Vorrath hat die Forderung der in Deutschland lebenden Musilime nach einem islamischen Religionsunterricht erneut unterstützt. „Die katholische Kirche spricht sich seit Jahren für die Einführung eines solchen Unterrichtes aus“, sagte er auf dem Ökumenischen Kirchentag in München. Voraussetzung sei jedoch, dass die im Grundgesetz festgelegten Bedingungen auch für islamischen Unterricht gelten, so Vorrath weiter. „Der Unterricht muss als ordentliches Lehrfach in deutscher Sprache erteilt, die Inhalte von der Religionsgemeinschaft festgelegt werden.“

Notwendig sei ein „offener Dialog zwischen staatlichen Stellen und den muslimischen Verbänden über die Schritte, die notwendig sind, damit die muslimischen Verbände als Religionsunterricht anerkannt werden“, sagte der Weihbischof bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Reli auch für Aysha und Ali“. Keinesfalls dürfe es den islamischen Religionsunterricht zu Sonderkonditionen geben“. Die muslimischen Verbände, so Vorrath weiter, müssten klar sagen, welche Struktur sie als Ansprechpartner aufbauen wollten.

Der amtierende nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet (CDU) sprach sich bei der Diskussion dafür aus, den Einfluss des staatlich-türkischen Religionsamtes Diyanet auf die Muslime in Deutschland zu reduzieren: „Der deutsche Staat darf keinen Einfluss auf die Religion ausüben und ein ausländischer Staat darf das in Deutschland noch weniger. Auf Dauer können wir nicht akzeptieren, dass der türkische Staat Imame wie Diplomaten entsendet“, sagte Laschet mit Blick auf das Diyanet und seinen Ableger hierzulande, den türkisch-deutschen Moscheenverband DITIB.

Den Lebenslauf der neuen niedersächsischen Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) bezeichnete er als beispielhaft: „Özkan, die es als Tochter eines Gastarbeiters bis zur niedersächsischen Ministerin gebracht hat, ist ein Vorbild für Migrantenkinder. Es zeigt ihnen: Du kannst in diesem Land alles erreichen, wenn du dich anstrengst. Es ist ein Erfolgserlebnis, wenn Kinder bildungsferner Migranten den Aufstieg schaffen. Davon brauchen wir mehr. Wir brauchen eine Aufsteigerrepublik“, sagte der Minister.

Der DITIB-Dialogbeauftragte Bekir Alboğa äußerte erneut seine Erwartung, dass die etablierten Moscheenverbände in Sachen Religionsunterricht mit den christlichen Kirchen gleichbehandelt werden. Er sagte zu: „Die Sprache des islamischen Religionsunterrichts in Deutschland wird Deutsch sein.“ Die vier großen Moscheenverbände seien an einer konstruktiven Lösung des Streits um den Status einer anerkannten Religionsgemeinschaft interessiert. Da Bildung in Deutschland Ländersache sei, habe die DITIB inzwischen Landesverbände gegründet, so Alboğa. „Ich rechne damit, dass diese Landesverbände in den Bundesländern demnächst als Religionsgemeinschaften anerkannt werden.“

Vom deutschen Staat als Religionsgemeinschaft anerkannt ist bereits die türkisch-islamische Konfession der Aleviten. Die alevitische Gemeinde Deutschland kann somit einen eigenen Religionsunterricht anbieten. Für ihren Bildungsbeauftragten Ismail Kaplan ergibt sich daraus die Forderung, dass alevitische Religionspädagogik und Theologie auch an den Universitäten gelehrt wird. „Nur so können wir unseren Religionsunterricht qualifiziert durchführen und einen qualifizierten Beitrag zum interreligiösen Dialog leisten.“

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