von Christoph Grätz

Flüchtlingsberater am Limit

Caritas im Bistum Essen warnt vor Überlastung der Beratungsstellen für erwachsene Migranten - und fordert zusätzliche Mittel

Anlässlich des bundesweiten Aktionstages der Migrationsberatung weist der Caritasverband für das Bistum Essen auf die inzwischen unhaltbare Situation der Beratungsstellen für zugewanderte erwachsene Migranten hin. „Es besteht die Gefahr, dass die Berater unter der andauernden Überlastungssituation gesundheitliche Schädigungen davontragen, Beratungsstellen geschlossen werden müssen und das nahezu flächendeckende Angebot der Beratungsstellen nicht erhalten werden kann“, sagt Dr. Jürgen Holtkamp, Abteilungsleiter bei der Caritas im Bistum Essen. Ein Ausbau mit Mitteln des Bundes sei zwingend erforderlich.

Die sogenannte Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) steht allen erwachsenen Migranten offen, die über einen geregelten Aufenthaltstitel und die Berechtigung zur Teilnahme an einem staatlichen Integrationskurs verfügen. Die große Zahl von Flüchtlingen in den Städten des Ruhrbistums fordert die Wohlfahrtsverbände als Träger der Beratung außerordentlich. Trotz der stark gestiegenen Zahlen gibt es im Ruhrgebiet nur sieben Vollzeitstellen an acht Caritas-Standorten (Bochum, Essen, Bottrop, Gelsenkirchen, Gladbeck, Duisburg, Oberhausen und Hattingen).

Im ersten Halbjahr 2016 hat sich die Zahl der Ratsuchenden mehr als verdoppelt. Das Bundesamt erlaubt eigentlich nur eine maximale Anzahl von 150 Langzeitberatungen pro Vollstelle. „Derzeit liegen die Zahlen zwischen 270 und 310 Langzeitberatungen“, so Holtkamp. „Unsere Migrationsberater arbeiten am Limit der persönlichen Belastbarkeit. Diese hochspezialisierte Beratung ist nicht mit einem kurzen Gespräch zu erledigen. Integration ist ein mehrjähriger Prozess, der langfristige Begleitung erfordert. Das gibt es nicht zu Dumpingpreisen“, so Holtkamp.

Die Aufgaben der MBE seien Grundlage für eine gelingende Integration: Sie unterstützt erwachsene Zuwanderer, ihre Alltagsprobleme zu bewältigen, vermittelt Hilfen und begleitet Neuzuwanderer. Der Rückgang der Flüchtlingszahlen bedeute keine Entlastung, da Asylsuchende wegen der langen Registrierungs- und Anerkennungsverfahren verzögert in der Migrationsberatung ankommen.

Die MBE wird vom Bund über das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) teilfinanziert, doch die Mittel reichen bei Weitem nicht aus, um die Kosten zu decken. Die Unterhaltung der Beratungsstellen erfordert erhebliche Eigenmittelmittel der örtlichen Caritasverbände. Mehr Infos unter www.caritas.ruhr

Hintergrund: Die Bundesmittel für die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) wurden für 2016 um 10,5 Millionen auf 44,7 Millionen Euro erhöht. Aufgrund der hohen Nachfrage bleibt die Situation vor Ort jedoch angespannt. Daher schließt sich die Caritas den Forderungen der Freien Wohlfahrtspflege an, die finanziellen Mittel für die MBE um 17 Millionen Euro für 2017 zu erhöhen.

Pressestelle Bistum Essen

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