¡Feliz Navidad! aus Nicaragua

Spazieren gehen im Schnee, Glühwein trinken, Geschenke kaufen – Vorweihnachtsstress, dies ist für uns die gewöhnliche Adventszeit in Deutschland.

Wie aber verbringt man die Adventszeit in der Ferne? Was sind die Traditionen des Landes?

Wir dürfen in diesem Jahr in Nicaragua erleben, wie man auch bei großer Hitze und starker Sonneneinstrahlung die Adventszeit verbringt.

Während die Supermarktregale in Deutschland schon im September mit Spekulatius und Dominosteine gefüllt sind, war hier essenstechnisch wenig zu erwarten. Die Süßigkeiten, vor allem amerikanische Weihnachtsschokolade und Gebäck waren zeitgemäß erst ab November zu finden.

Ein größeres Problem, als das mangelnde Angebot von leckeren Weihnachtssüßigkeiten, war aber, dass die Hogarkinder, unsere Schützlinge, sich bereits Anfang Dezember in die Ferien begeben haben. Wie sollte man nun die Kinder in eine adventliche Stimmung versetzten?

Nach einer kurzen Planungsphase beschlossen wir erst einmal etwas weihnachtliches mit den Kindern zu basteln. Neben Falt- und Klebesternen, erstellten wir auch Elche, die dann in den Modulos aufgehangen wurden. Die Kinder hatten sehr viel Spaß und waren immer gespannt, was wir für die folgende Woche vorbereitet hatten.

Nebenbei fingen wir an kleine Weihnachtstüten mit Süßigkeiten zu packen. Diese 86 Tüten zu füllen war uns durch unsere Spendengelder möglich.

Währenddessen verspürten wir den Drang, den Nicas ein wenig von unseren deutschen Adventstraditionen zu zeigen. Was eignet sich da besser als Plätzchen backen?! Die mit den Kindern gebackenen, kleinen nach Zimt schmeckenden Köstlichkeiten, waren zwar ruckzuck verzehrt, aber alle waren glücklich und die Bäuche gefüllt.

Um auch für unsere „Bescherung“ einen geeigneten Rahmen zu schaffen, haben wir mit den Kindern in der letzten Woche einen Weihnachtsfilm geguckt.

Abgeschlossen wurde das Jahr der Kindern dann mit einer großen Weihnachtsfeier für das ganze Hogar.

In der letzten Woche konnten wir aber auch an einer sehr alten nicaraguanischen Tradition teilnehmen, die die Andvents- und Weihnachtszeit belebt: Die Purísima.

Angefangen hat für uns alles im Hogar, denn jedes Jahr werden hier in der letzten Novemberwoche Purísimas gefeiert. Eine Purísima ist eine Marienverehrung, die so nur in Nicaragua zu finden ist. Mittelpunkt des Geschehen ist ein bunter mit Lichtern geschmückter Marienaltar. Zu Beginn werden verschiedene Gebete gesprochen, auf die spezifische Marienlieder folgen, die von Rufen wie „Quién causa tanta alegriea?“ begleitet werden. Normalerweise werden während dieser Lieder Süßigkeiten, Obst und Snacks an die Besucher verteilt. Im Hogar mussten die Kinder sich allerdings bis zum Schluss gedulden, denn erst nach dem letzten Lied wurden hier die Köstlichkeiten ausgegeben. Die Kinder mussten sich nach ihren Modulos in einer Schlange aufstellen, um den Tisch mit der Essensausgabe passieren zu können.

Oftmals hatten wir auch die Möglichkeit mit dem Chor des Hogars Purísimas von Firmen, Ministerien oder Privatpersonen zu besuchen, die durch Feuerwerk und Knallkörper ohrenbetäubenden Eindruck hinterließen.

Ein Besondere Tag dieser Purísimas ist der 7. Dezember, wo die sogenannte Griteria gefeiert wird. In vielen Häusern werden Purísimas veranstalten und Alt und Jung begeben sich mit großen Taschen ausgestattet, auf die Straßen, um möglichst viele dieser Purísimas zu besuchen und dadurch ihre Taschen mit Süßem zu füllen.

Neben diesem Stimmungsvollem Brauch der Purísimas, wurde aus Managua eine hässliche Glitzerwelt. Das liegt daran, dass die Nicaraguaner an Geschmacksverirrung leiden und bunte blinkende Lichterketten im Übermaße in der ganzen Stadt verteilen.

Trotzdem ist es uns gelungen in dieser ganz anderen Welt eine schönen Adventszeit zu erleben.

Wir wünchen allen ¡Feliz Navidad! und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Julia und Lena aus Nicaragua

Wer mehr von Julia und Lena erfahahren möchte, findet hier weitere Informationen.

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