von Thomas Rünker

Essener Dom zeigt ergreifenden Abschiedsbrief von Nikolaus Groß

Originalgetreue Kopie des Schreibens erinnert an den ersten Seligen des Bistums Essen. Kostenloses Faltblatt umfasst den kompletten Text in Druckschrift und weitere Informationen über den christlichen Arbeiterführer und NS-Widerstandskämpfer.

„Es ist St. Agnestag, an dem ich diesen Brief schreibe, der, wenn er in Eure Hände kommt, (…) Euch künden wird, daß der Herr mich gerufen hat.“ So beginnt Nikolaus Groß am 21. Januar 1945 in blauer Sütterlin-Schrift seinen Abschiedsbrief aus der Berliner Todeszelle. Zwei Tage später wird der christliche Arbeiterführer und Widerstandskämpfer aus dem Ruhrgebiet in Berlin-Plötzensee von den Nazis erhängt. Drei Seiten aus diesem Abschiedsbrief sind jetzt als originalgetreue Kopie in der Nikolaus-Groß-Kapelle imEssener Dom zu sehen. Zudem liegen in der Kapelle, in der die Katholiken den bislang einzigen Seligen des Ruhrbistums verehren, Faltblätter, auf denen der gesamte Abschiedsbrief in Druckschrift zu lesen ist. „Dieses Faltblatt ermöglicht, dass wir den Brief in einer heute für uns lesbaren Form präsentieren können“, erläuterte Dompropst Thomas Zander jetzt bei der Vorstellung im Dom. Brief und Faltblatt seien „ein wichtiger Schritt, die Erinnerung an Nikolaus Groß zu pflegen und zu vertiefen“.

Auch Bernhard Groß, einer der sieben Kinder von Nikolaus Groß, zeigte sich „hochzufrieden“ darüber, dass der Abschiedsbrief nun im Essener Dom den bildhauerisch skizzierten Bronzekopf seines Vaters und die künstlerisch gestaltete Glaswand in der rechten Seitenkapelle des Doms ergänzt. Es sei „sehr passend“, dass der Brief nun frei und öffentlich zugänglich sei und nicht etwa nur in einem Archiv oder Museum lagere. Anfang der 1990 er Jahre hatten die Hinterbliebenen von Nikolaus Groß die insgesamt 29 Briefe ihres Vaters aus der Gefangenschaft in Berlin restaurieren lassen, in einem Buch veröffentlicht und im Rahmen des Seligsprechungsprozesses dem Bistum Essen übergeben. Auch der damalige Essener Bischof Hubert Luthe habe stets betont, die Briefe sollten „Gegenstand der Verehrung sein“, erinnerte Bernhard Groß. Gerade der Abschiedsbrief sei „ein überzeigendes Glaubenszeugnis eines Mannes im Angesicht des Todes“. Wie seine sechs Geschwister taucht auch Bernhard Groß am Ende des ergreifenden Briefes persönlich auf. Eines nach dem anderen grüßt Nikolaus Groß noch einmal jedes seiner Kinder persönlich – und ihre Mutter: „In der Liebe Christi, die uns erlöst und unsere ganze Hoffnung ist, segne ich Euch.“

Im rechten Seitenschiff des Doms ist die Kopie des Abschiedsbriefes in einem Rahmen am rechten Eingang der Nikolaus-Groß-Kapelle zu sehen. Die kostenlosen Faltblätter mit dem abgedruckten Text und weiteren Informationen zu Nikolaus Groß und der Kapelle liegen auf der Sitzbank bereit.

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