von Cordula Spangenberg

Eine fließende, einheitliche Kunstform

Gregorianische Mitternachtsmesse zum Jubiläum des Essener Doms

Eine gregorianische Messe bei Kerzenschein wurde in der vergangenen Freitagnacht, 8. Juli, im Essener Dom gefeiert. Zum Ausklang der Festwoche anlässlich des 700jährigen Domjubiläums sollte es neben Kino und Jazz, Lunchkonzert und Kinderfest auch eine Erinnerung an die alte Form kirchlichen Feierns aus der Gründungszeit des Doms im 14. Jahrhundert geben.

Die Männerstimmen der Domsingknaben unter der Leitung von Harald Martini sangen die lateinischen gregorianischen Choräle zum Kirchweihfest a capella, also ohne Orgelbegleitung. Vermutlich sind viele dieser Gesänge am 8. Juli 1316, dem Tag der Weihe des Doms, bereits an diesem Ort erklungen. Domkapitular Dr. Michael Dörnemann zelebrierte aus dem römischen Messbuch „Missale romanum“ den gewohnten Gottesdienst, allerdings in lateinischer Sprache.

„Ein solcher Gottesdienst hat eine große meditative Kraft, er ist eine fließende, einheitliche Kunstform“, erklärte Dörnemann, „deshalb haben wir auf hinführende Worte und auf eine Predigt verzichtet, damit die besondere Atmosphäre im Kerzenlicht wirken kann.“ Dass gregorianische Musik auch auf Menschen wirke, die keine Erfahrungen mit kirchlichen Feiern hätten, zeige der große Erfolg von CD-Produktionen wie „Chant“ mit gregorianischen Gesängen der Mönche des niederösterreichischen Stifts Heiligkreuz

Die lateinischen Lied- und Antworttexte wurden in einem begleitenden Programmheft auch in deutscher Übersetzung abgedruckt. Anstelle der Predigt trug der Prämonstratenser Chorherr Philipp Reichling mit seiner geschulten Radio-Stimme auf Deutsch ein Textstück zur Kirchweihe des Heiligen Augustinus vom Anfang des 5. Jahrhunderts vor: „Die Christgläubigen bilden kein Haus des Herrn, wenn sie nicht durch die Liebe zusammengefügt werden.“

Vor dem Gottesdienst hatten Studierende und Dozenten der Folkwang Universität der Künste Essen und das Ensemble Sanstierce mit Gesang und mittelalterlichen Instrumenten wie Hackbrett und Rahmentrommel Musik des Mittelalters vorgetragen und dabei anschaulich gemacht, dass viele dieser alten Kompositionen ihren Ursprung gleichermaßen im christlichen Abendland wie im islamischen Morgenland haben.

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