Ein Stück Afrika für Schulzentrum am Stoppenberg

In seiner Heimat Dakar gehörte er zum Straßenbild. Hier in Deutschland ist der quietschbunte Taxibus aus dem Senegal eine Attraktion. Seit drei Monaten reist der alte Renault Saviem SG2 nun schon quer durch die deutschen Diözesen. Sein Auftrag: Geschichten aus dem westlichen Afrika erzählen. Seine letzte Station: Das Ruhrbistum.

Senegalbus zu Besuch im Ruhrbistum

Vor Nele steht ein großes Gefäß mit Hirsekörnern. Senkrecht in den Händen hält sie einen langen Stab, der ihr bis zu den Schultern reicht. Sie hebt den Stab ein paar Zentimeter über den Boden der Schale an und lässt ihn dann fallen. Immer und immer wieder. Fast rhythmisch. Jedes Mal, wenn das Ende des Stabes auf dem Gefäßboden aufkommt, ist ein dumpfes Klopfen zu hören. Nach zwei Minuten stöhnt die Zwölfjährige: „Das ist aber anstrengend!“.

Mädchen und Frauen, die auf diese Weise Hirse zerstampfen und das Klopfen, das dabei entsteht, im Senegal gehört beides zum Alltag. Für die Schülerinnen und Schüler des Katholischen Schulzentrums am Stoppenberg in Essen ist es jedoch eine völlig neue Erfahrung. Dass die Frauen in vielen afrikanischen Dörfern jeden Morgen in stundenlanger Arbeit Hirse mit dem Mörser mahlen, davon haben sie schon im Unterricht gehört. Wie viel Anstrengung es kostet, merken sie erst jetzt, da sie es selber ausprobieren.

Das Hirsestampfen ist neben dem Kicker eine Hauptattraktion des Senegal-Busses. Der große, quietschbunte und verbeulte Taxibus, Marke Renault Saviem SG2, hat einen langen Weg hinter sich – genauer gesagt: 7.543 Kilometer. 2009 kam er als Geschenk der Diözese Dakar zum Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ in Aachen, dem Kinderhilfswerk der Katholischen Kirche in Deutschland. Während der Bus in Westafrika Hausfrauen zum Markt, Männer zur Arbeit und Schüler zur Schule brachte, hat er hier und heute einen ganz anderen Auftrag: Vom Leben, vom Glauben und von den Menschen im Senegal zu erzählen.


Und – wovon träumst du?

Seit September tourt der Bus für missio, das Katholische Missionswerk, durch die deutschen Diözesen. Dass er auch am Schulzentrum am Stoppenberg Halt macht, dafür hat Schulseelsorger Christoph Wiechmann gesorgt. Das bunte Taxi ist eine von vielen Aktionen zum Monat der Weltmission 2011, der diesmal den Senegal in den Fokus rückt. Mit dem Bus richtet sich das Hilfswerk speziell an junge Leute: Schulen und Gemeinden können sich den Bus ausleihen und damit pädagogisch zum Thema Senegal arbeiten. „Wir haben das Fahrzeug behutsam für unsere Zwecke umgebaut. Dadurch können wir eine umfassende Bildungsarbeit zu geographischen und sozialpolitischen Themen leisten“, erzählt missio-Projektreferentin Julia Nerenberg. Ein Schwerpunkt bildet insbesondere die Auseinandersetzung mit der Zukunftsvision im Senegal und in Deutschland: „Die Kinder und Jugendlichen sind eingeladen, sich mit ihren eigenen Träumen zu beschäftigen und ihre Wünsche für junge Menschen im Senegal zu formulieren. Diese werden dann auf Videos oder Fotos aufgenommen und mit in den Senegal genommen“ erzählt Nerenberg weiter.

Begleitet wird der Bus von einer pädagogischen Fachkraft, so dass das Programm individuell abgesprochen werden kann. Die Schülerinnen und Schüler aus Stoppenberg haben sich übrigens im Unterricht auf den Besuch des Busses vorbereitet: „Wir haben im Religions-Unterricht über den Senegal gesprochen und dann gemeinsam einen Gottesdienst zu dem Thema vorbereitet“, erzählt die zwölfjährige Schülerin Alina.


Fotos, Kicker und Hirse


Neben der Möglichkeit zur inhaltlichen Auseinandersetzung gibt es im und um den Bus herum Gelegenheit zum Ausprobieren und Austoben: So können die jungen Passagiere in der Fahrerkabine hinter dem Lenkrad oder im Fahrgastraum Platz nehmen, können sich Fotos anschauen, den Hirsemörser ausprobieren, senegalische Musik hören oder gegeneinander am Kicker antreten. „Der absolute Hit ist aber das Dach. Dort wollen alle mal rauf“ berichtet missio-Referent Heiner Ganser-Kerperin aus dem Bistum Essen. Fahrgäste auf dem Dach – auch das ist im Senegal übrigens keine Seltenheit: „Offiziell dürfen nur 24 Leute mitfahren, in der Regel sind es aber 80 oder 90 Passagiere – und Gepäck“ weiß Ganser-Kerperin weiter. Die Schülerin Nele findet das spannend: „Ich hätte nicht gedacht, dass es irgendwo so etwas gibt.“ Ihr Wunsch für die Kinder im Senegal? „Ich wünsche ihnen, dass sie zur Schule gehen können und dass sie später einen Arbeitsplatz bekommen“, erzählt die Zwölfjährige. (ms)

Pressestelle Bistum Essen

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