Ein Bischof ist Brückenbauer, Hirte und Fischer

Der von Papst Franziskus im März zum Weihbischof in Essen und Titularbischof von Benda (Albanien) ernannte Gelsenkirchener Propst Wilhelm Zimmermann empfing am Sonntag, 29. Juni, in einem festlichen Gottesdienst im Essener Dom durch Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck die Bischofsweihe.



Bischofsweihe von Wilhelm Zimmermann im Essener Dom

Ein großes Ereignis für die Kirche im Bistum Essen. Nach 2008 erlebten die Gläubigen im Essener Dom am Sonntagnachmittag, 29. Juni, wieder eine Bischofsweihe. Den von Papst Franziskus im März zum Weihbischof in Essen und Titularbischof von Benda (Albanien) ernannten Gelsenkirchener Propst Wilhelm Zimmermann weihte Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck in einem festlichen Gottesdienst zum Bischof. Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Dom. Auch in der benachbarten Anbetungskirche sowie im Internet konnte man die Videoübertragung der Weihe verfolgen.

Als ein „mächtiges Wort für ein Bischofsleben“ bezeichnete Bischof Overbeck in der Predigt den Wahlspruch des neuen Weihbischofs: „In cruce vita“ (Im Kreuz ist Leben). Es sei ein Bischofswort, das eine Spannung enthalte: zum einen das Kreuz, zum anderen das Leben. Im Sprichwort „Jeder muss ein Kreuz tragen“ spiegle sich eine Lebenserfahrung wieder, zu der auch Tod, Vernichtung, Krankheit, Leid, Not und andere Schicksalsschläge gehörten.


Brücke zwischen Kreuz und Leben

„Für uns Christen spricht das Kreuz zu Recht vom Geschick Jesu, der sich annageln lässt, der auf sich nimmt, was keiner ertragen kann, der im Kreuz den Abstand zum Menschen und die Abgründigkeit Gottes erfährt, zudem Verlassenheit, Dunkelheit, Ekel, unerträgliche Schmerzen, Spott und grauenvolles Sterben“, so Bischof Overbeck. Im Kreuz, dem Erkennungszeichen von Christus, stecke die Abgründigkeit und Ernsthaftigkeit des Lebens, „aber auch das Gnadenlose, was Menschen anderen Menschen antun können“. Wer als Christ vom Kreuz spreche, der spreche von Christus und damit von Gott. „Das Geheimnis des Kreuzes ist das Geheimnis der Liebe und Hingabe“, betonte der Ruhrbischof. Jesus sei barmherzig, sei ein „Freund der Armen, Kranken, Behinderten und der Menschen am Rande“ gewesen. In Jesus zeige sich Gott als ein Solidarischer, auch in den dunkelsten und leidvollsten Augenblicken des Lebens. „Wer vom Kreuz und dem Gekreuzigten spricht, der spricht von den Grenzüberschreitungen Gottes, der seinen Sohn nicht im Tod lässt, sondern ihm Leben gibt“, sagte der Ruhrbischof. Deshalb sei der gekreuzigte Jesus durch seine Auferstehung die „Brücke zwischen Kreuz und Leben“.

Das Bischofsamt sei seit 2000 Jahren das Amt derjenigen, „die im Namen Jesu und von ihm gesandt hinausgehen, um den Gekreuzigten und Auferstanden zu den Menschen zu bringen“, betonte Overbeck. Ein Bischof übernehme seinen Dienst für die Menschen „in der Verbundenheit mit Jesus und der Kirche“, übernehme eine Brückenfunktion, sei ein „Brückenbauer zwischen den Kreuzen des Alltags und dem Leben, das von Gott kommt“. 


Hirte und Fischer

Dies tue er zum einen durch seinen „Dienst als Hirte“, der der Herde vorangehe, aber auch in ihrer Mitte sei und ihr hinterhergehe. „Der Hirte ist ein Sehender, der den Überblick hat und gleichzeitig mit Geduld den Weg seiner Herde begleitet und auf verschiedene Weise Leitung übernimmt“, so Overbeck. Der Hirte sei wie seine Herde immer unterwegs, müsse sich immer wieder neuen Situationen stellen. Der Hirtendienst des Bischofs  bestehe auch darin, das Suchen der Menschen und ihr Leid anzunehmen, dynamisch zu sein und Wege zum Leben zu suchen.

Ein anderes Bild für den Dienst des Bischofs sei das des Fischers, der mit vielen in einem Boot sitze. So sei es auch in der Kirche. „Wir alle sitzen in einem Boot, sind aufeinander angewiesen und füreinander da. Kein Bischof kann allein seinen Weg gehen“, sagte Overbeck. Dieses Boot komme nur im Miteinander zum Ziel, nämlich „Menschen mit Gott in Berührung zu bringen, ihre Sorgen und Nöte wahrzunehmen, sie zu trösten und aufzurichten“. So helfe der Dienst des Bischofs als Brückenbauer, Hirte und Fischer, „die Menschen in der Kirche zusammen zu halten, sie um Jesus zu versammeln und die Wege des Glaubens  gemeinsam zu gehen“, so der Bischof.

Mit den Worten „Ich bin bereit“ gab der neue Weihbischof sein Treueversprechen. Die Bischofsweihe spendeten Bischof Overbeck als Hauptkonsekrator  sowie die Weihbischöfe Franz Vorrath und Ludger Schepers. Auch alle anwesenden Bischöfe, darunter auch der Bischof der Partnerdiözese Hongkong, Kardinal John Tong Hon, sowie der frühere Bischof von Essen und jetzige Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, legten Wilhelm Zimmermann die Hände auf. Zum Abschluss des Weiheritus empfing er die Bischofsinsignien: Ring, Mitra und Stab.

Am Ende des festlichen Pontifikalamtes, das auch Monsignore Dr. Filippo Colnago, Verteter des Apostolischen Nuntius in Deutschland, mitfeierte, zog Weihbischof Zimmermann durch den Dom und segnete die Gläubigen. In seiner Ansprache dankte er Papst Franziskus und auch Bischof Overbeck für das ihm entgegengebrachte Vertrauen. Und er dankte allen, die in seinem Leben dazu beigetragen haben, dass er heute die Bischofsweihe empfangen habe. Das Kreuz als „Zeichen von Heil und Leben“ sei ihm wichtig. „Mit diesem Kreuz im Rücken will ich meinen Dienst als Weihbischof in Essen beginnen und bitte um Ihr Gebet und Ihre freundliche Begleitung“, so Weihbischof Zimmermann.
 
Bischof Overbeck dankte zum Schluss des Gottesdienstes noch einmal Weihbischof em. Franz Vorrath, der nach Vollendung seines 75. Lebensjahres noch zwei weitere Jahre seinen Dienst als Weihbischof tat. „Franz, nun ist es soweit, jetzt kannst Du deinen Ruhestand wirklich beginnen“, sagte Bischof Overbeck unter großem Applaus der Gläubigen.   

Die Schlange der Gratulanten bei der anschließenden Begegnung in der Aula des Bischöflichen Generalvikariates schien kein Ende zu nehmen. Alle wollten dem neuen Weihbischof persönlich Glück und Gottes Segen wünschen. (do)


Predigt von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck

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