von Thomas Rünker

Dom-Schatzkammer feiert Geburtstag mit Konzerten und „Instawalk“

Am Samstag, 11. Mai, wird die Essener Domschatzkammer 60 Jahre alt. Außerdem ist sie seit zehn Jahren in ihren umgebauten Räumen am neu gestalteten Essener Domhof zuhause.

Sie zeigt einen 1000 Jahre alten Schatz – und schaut nun selbst auf einige Jahrzehnte Geschichte zurück: Mit einem Fest und freiem Eintritt feiert die Essener Domschatzkammer am Samstag, 11. Mai, ihr 60-jähriges Bestehen als öffentliches Museum. Zugleich präsentiert sich die Schatzkammer seit zehn Jahren in ihren umgebauten und vergrößerten Räumen am neu gestalteten Essener Domhof. Von 11 bis 17 Uhr steht das Schatzkammer-Team beim Geburtstagsfest für Fachfragen über die Geschichte des Essener Frauenstifts bereit – und für den Austausch von Erinnerungen. Um 12 Uhr geben die Domsingknaben ein Ständchen in den Ausstellungsräumen, um 14 Uhr schließt sich der Mädchenchor an.

Von 15 bis 16 Uhr gibt es den ersten „Instawalk“ in der Domschatzkammer: Hobby-Fotografen können sich dann mit Schatzkammer-Leiterin Andrea Wegener auf eine Tour durch die Ausstellung begeben, zwischen Gold, Edelsteinen und Jahrhunderte alten Reliquien fotografieren und die Bilder unter dem Hashtag #domschatzessen auf Instagram posten. „So wollen wir Menschen mit dem Domschatz in Kontakt bringen und zugleich die Schönheit der Mittelalter-Schatzstücke in die sozialen Netzwerke transportieren“, sagt Wegener. Teilnehmer bittet die Domschatzkammer um eine - kostenlose - Anmeldung per E-Mail oder telefonisch (Tel.: 0201/2204-206).

„Essen, die Stadt der Goldenen Madonna“

Diese Art der Öffentlichkeit hätten sich die Menschen, die Anfang der 1950er-Jahre mit Nachdruck für die Schatzkammer geworben haben, kaum träumen lassen. Doch ihr Ansinnen war das Gleiche: Die wertvollen Schatzstücke, die jahrhundertelang von den Stiftsdamen angeschafft, wohl verwahrt und nur zu Gottesdiensten gezeigt worden waren, sollten endlich einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Nach dem Krieg war der zuvor ausgelagerte Schatz bei großen internationalen Ausstellungen in Amsterdam und Brüssel gezeigt worden und wurde so bekannt. Wegener: „1949 und 1950 kam ein berühmter Schatz nach Essen zurück“ – und brachte wohl ein Stück Glanz in die in Schutt und Asche liegende Stadt. „Da haben die Essener gesehen, was sie an ihrem Schatz haben.“ Und während die einen „Essen, die Einkaufsstadt“ propagierten, war für andere „Essen, die Stadt der Goldenen Madonna“, weiß Wegener aus Aufzeichnungen.

Und so wie Essener Bürger sich nach dem Krieg für den Wiederaufbau des Doms einsetzten, waren es ebenfalls Bürger, die seinerzeit dem Oberbürgermeister die Idee einer öffentlichen Schatzkammer präsentierten. Die hätte es auch ohne die Gründung des Bistums Essen gegeben, ist sich Wegener heute sicher. „Aber natürlich hat die Bistumsgründung vieles vereinfacht.“ Der erste Ruhrbischof Franz Hengsbach habe sich der Schatzkammer-Idee gleich angenommen, zumal die ab 1959 in der Schatzkammer gezeigte Goldene Madonna wenig später als „Mutter vom Guten Rat“ auch offiziell vom Papst als Bistumspatronin anerkannt wurde.

Schatzkammer für Lokalpatrioten

Mittlerweile hat die „Essen sein Schatz“ genannte Goldene Madonna in einer eigenen Kapelle im Dom ihren Platz. Seit dem Umbau vor zehn Jahren kann das Schatzkammer-Team auch alle anderen Exponate großzügiger präsentieren. „Von unten nach oben folgt unsere Ausstellung heute einem chronologischen Ablauf“, erklärt Wegener. Mit der Ausnahme, dass dem Essener Schwert und der Lilienkrone zusammen mit dem Reliquiar der Stadtpatrone Kosmas und Damian ein eigener Raum gewidmet ist – gewissermaßen die Schatzkammer für Lokalpatrioten.

Das Besondere am Essener Domschatz sei, dass „fast alle unsere Exponate für den Gebrauch im Essener Frauenstift hergestellt worden sind – und vieles auch hier produziert wurde“, erklärt Wegener. Heute seien die meisten Dinge museal, „aber alles war hier wirklich mal in Gebrauch – und ist es zum Teil bis heute noch“. Zudem sei der Schatz heute noch erhalten, weil er auch im Mittelalter in den gleichen Räumen untergebracht war wie heute – neben, aber nicht in der heutigen Dom-Kirche, die in den vergangenen 1000 Jahren mehrfach abgebrannt ist. Und dass der Schatz auch die Auflösung des Stifts Anfang des 19. Jahrhunderts halbwegs unbeschadet überlebt habe, sei cleveren Kirchenvätern zu verdanken, so Wegener. Die hätten den staatlichen Behörden deutlich gemacht, dass all die liturgischen Gegenstände natürlich weiterhin für den Gebrauch im Gottesdienst erforderlich seien.

Jedes Essener Kind soll einmal die Schatzkammer besuchen

Besucher können nun nicht nur beim Schatzkammer-Geburtstag, sondern täglich von dienstags bis sonntags einen Streifzug durch die edle Essener Frühgeschichte machen. Ein Erlebnis, das Wegener künftig mit speziellen Führungen vor allem noch mehr Kindern zugänglich machen möchte: „Mein Wunsch ist, dass jedes Essener Kind einmal in seiner Schulzeit hier war, um hier die Ursprünge seiner Heimatstadt kennenzulernen.“

Pressestelle Bistum Essen

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45127 Essen