Diözese Shanghai schließt Priesterseminare

Trotz der wachsenden katholischen Bevölkerung in China hat Bischof Jin von Shanghai angekündigt, den Betrieb der zwei Priesterseminare des Bistums vorerst nicht wieder aufzunehmen.

Folgen für die katholische Kirche in China nicht einschätzbar

Die Situation der Katholischen Kirche in China ist verfahren. Dies zeigen die jüngsten Mitteilungen aus dem Bistum Shanghai. Bischof Aloysius Jin Luxian kündigte an, den Betrieb der zwei Shanghaier Priesterseminare zum neuen akademischen Jahr bis auf weiteres nicht wieder aufzunehmen. Gründe wurden nicht genannt. Auch über die Dauer der Schließung kann nur spekuliert werden.
Medienberichten zufolge steht diese Entscheidung in Zusammenhang mit der Bischofsweihe von Thaddeus Ma Daqin, der sich kurz nach seiner Weihe zum Weihbischof von der staatlich kontrollierten katholischen Kirche, der Katholisch-Patriotischen Vereinigung (KPV), distanziert hat. Er soll seit dem in einem der Priesterseminare unter Arrest stehen.

Dr. Thilo Esser, Diözesandirektor der Päpstlichen Missionswerke im Bistum Essen und gleichzeitig stellvertretender Vorstandsvorsitzender des China-Zentrums, blickt mit Sorge nach Fernost. „Der Staat sieht die wachsende katholische Bevölkerung als Bedrohung des Kommunismus“, so Esser. „Die Frage nach Freiheit kollidiert mit staatlichen Interessen.“ China bilde ohnehin eine „Kultur des Unausgesprochenen“ aus, da jede persönliche Äußerung der Regierung missfallen und ernste Konsequenzen nach sich ziehen könnte. „Das Schweigen von Oppositionsstimmen eröffnet Peking einen größeren Handlungsspielraum“, stellt Esser weiter fest.

Seit je her sind die Beziehungen zwischen dem Vatikan und Peking belastet. Die chinesische Staatskirche weiht seit geraumer Zeit schon Priester und Bischöfe nach eigenem Ermessen ohne Erlaubnis der Kurie – gültig, aber illegitim. Romtreue Katholiken finden sich dagegen nur in staatlich nicht anerkannten Untergrund-Kirchen wieder.

Dennoch gibt Thilo Esser die katholische Kirche im Reich der Mitte nicht auf: „Unsere Möglichkeiten zu agieren sind begrenzt, aber wir behalten China im Auge. Wir schweigen die Vorfälle nicht tot.“ (ks)

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