„Die Leidtragenden sind die Menschen“

"Befriedet, aber gelähmt" - so titelte vor wenigen Wochen eine große deutsche Tageszeitung und meinte damit das Land Bosnien-Herzegowina. Auch 16 Jahre nach Kriegsende gelingt es dem Balkanland nicht, die religiös-ethnischen Hürden zu beseitigen. Die Leidtragenden sind die Menschen.

Heribert Hölz ist seit 19 Jahren Motor der Duisburger Bosnienhilfe

In den Schlagzeilen der Medien sind zur Zeit andere: Libyen, Tunesien, Ägypten, die Elfenbeinküste, Syrien, Afghanistan oder Japan. Not und Elend gibt es an allen Ecken und Enden der Welt. Das weiß auch Heribert Hölz, Initiator und Motor der Bosnienhilfe der Duisburger Caritas. Aber auch 16 Jahre nach Ende eines grausamen Krieges auf dem Balkan mit rund 100.000 Toten steht für ihn fest: „Menschen in Bosnien- Herzegowina brauchen nach wie vor unsere Hilfe.“ Hölz weiß, dass er „nicht die Not der ganzen Welt lindern kann“, dass Bosnien „nicht der Nabel der Welt“ ist. Aber der frühere Sozialarbeiter der Caritas hält daran fest, die vor 19 Jahren begonnene Hilfe weiter fortsetzen.

Angesichts der vielen „Brandherde“ auf der Welt ist es für Hölz nicht immer einfach, Bosnien in den Köpfen der Menschen wach zu halten. Auf dem Balkan schweigen die Waffen schon lange. Das ist gut so. Aber das ist auch alles. Denn das Land ist zwar „befriedet, aber gelähmt“, titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung vor kurzem. „Bosnien ist ein Staat, der in zwei Teile zerfällt“, meint Hölz. Da gibt es die Föderation mit den überwiegend bosnischen Kroaten und den mehrheitlich muslimischen Bosniaken auf der einen Seite. Und wie ein Gürtel legt sich die von Serben dominierte Republika Srpska um diese Föderation. „Das ist kein Staat, sondern ein Kunstprodukt mit schier unüberwindbaren ethnisch-religiösen Konflikten zwischen muslimischen Bosniern, überwiegend katholischen Kroaten und den orthodoxen Serben“, betont Heribert Hölz. Den Politikern sein es bislang nie gelungen, die Hürden zwischen den drei Ethnien zu beseitigen. Jeder denke und handle in den Kategorien seiner eigenen Volksgruppe. „Es gibt auch nach 16 Jahren kein Wir-Gefühl“, bringt es Hölz auf den Punkt. Auch in der Europäischen Gemeinschaft gebe es keine Anstrengungen, diese politische Lähmung zu beseitigen.


Menschen zwischen den Rädern einer gelähmten Politik

„Die Leidtragenden sind die Menschen. Sie bekommen die Auswirkungen dieses politischen Stillstandes hautnah zu spüren, kommen zwischen die Räder dieser Politik“, ist die langjährige Erfahrung von Hölz. Perspektivlosigkeit, eine längst gestorbene Hoffnung auf bessere Zeiten, Arbeitslosigkeit, Armut – all das begegnet Hölz immer wieder, wenn er mehrmals jährlich das Balkanland besucht. Und deshalb ist es für ihn „ein Gebot der Stunde, diesen Menschen über die schwere Zeit hinwegzuhelfen“.

Die Hilfe ist vielfältig. Da unterstützt die Bosnienhilfe der Duisburger Caritas  Alten- und Krankenpflege in Kotor Varoš in der Nähe von Banja Luka sowie in Bosanska Gradiska an der bosnisch-kroatischen Grenze. Da werden Kindergärten und Schulen neu errichtet oder renoviert. Da wird eine Kleinbauerngenossenschaft bei Fojnica unterstützt. Mit 17.000 Euro Erlös aus der hauseigenen Marmeladenproduktion von Ehefrau Ursula Hölz konnte für ein weiteres Jahr die Existenz der Suppenküche in Zenica gesichert werden. Geld fließt außerdem in den Aufbau einer Schafzucht. Geplant ist ganz aktuell auch die Unterstützung von Familien, die sich im Nordosten des Landes mit der Errichtung von Obstplantagen eine Perspektive und Lebensgrundlage schaffen wollen.
128.000 Euro an Geldspenden kamen im letzten Jahr zusammen, dazu Sachspenden in Höhe von rund 45.000 Euro. Allein 21.000 Euro wendete Hölz für das älteste Projekt der Bosnienhilfe, die Familien-Patenschaften, auf. Mit je 300 Euro im Jahr wurden im letzten Jahr 70 bedürftige Familien, die so gut wie über kein Einkommen verfügen, unterstützt. Dauer der Hilfe ist je nach Situation ein bis sechs Jahre. Zwei LKW-Hilfstransporte gingen 2010 nach Bosnien. Gespendet wurden dafür  etwa 50 Tonnen Mehl, Zucker, Reis, Nudeln und Speiseöl.

„Wichtig ist für mich, dass die Hilfe auf Zukunft angelegt und nicht nur ein Pflaster für den Augenblick ist“, betont Hölz. Dabei geht es ihm darum, vor Ort  Menschen Mut zu machen, etwas aufzubauen. Die klassische Hilfe zu Selbsthilfe also. Doch der umtriebige Rentner weiß, dass es immer nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“ bleibt. Aber er weiß auch, dass jede Hilfe besser ist als keine Hilfe. Und so lässt Hölz nicht locker, Menschen zum Helfen zu motivieren. Und er stößt dabei auf offene Herzen, weit über Duisburg hinaus, im Ruhrbistum genauso wie am Niederrhein. „Der Dank gilt den vielen Spendern und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die diese humanitäre Hilfe möglich machen“, betont Hölz. Und solange er gesund und bei Kräften bleibt, wird er auch weiterhin als der „Motor der Duisburger Bosnienhilfe“ auf Hochtouren laufen. Denn für ihn steht fest: „Menschen in Bosnien brauchen unsere Hilfe.“ (do)   


Spendenkonto
Spenden für die Bosnienhilfe können auf das Konto des Caritasverbandes Duisburg bei der Stadtsparkasse Duisburg, Bankleitzahl: 350 500 00, Konto-Nummer: 200 104 305, Stichwort: „Bosnienhilfe“, überwiesen werden. Spendenbescheinigungen werden auf Wunsch ausgestellt.
Wer eine Patenschaft für eine bedürftige Familie übernehmen möchte, kann sich an Heribert Hölz, Tel.: 0203/44 98 59 16, wenden.

Pressestelle Bistum Essen

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