Die Freiheit des Gewissens verteidigen

Die Freiheit des am Glauben der Kirche orientierten Gewissens zu verteidigen, dazu rief der Bischof von Aachen, Dr. Heinrich Mussinghoff, auf. Im Essener Dom feierte er den Festgottesdienst aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der Komturei St. Thomas Morus des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Ritterorden vom Heiligen Grab feierte Jubiläum

Sich nicht von den Strömungen des Zeitgeistes mitreißen zu lassen, sondern „die Freiheit des Gewissens zu verteidigen, eines Gewissens, das sich unbestechlich und tapfer am Glauben der Kirche orientiert und nicht am eigenen Vorteil“, dazu rief der Bischof von Aachen, Dr. Heinrich Mussinghoff, am Sonntag, 9. Mai, in Essen auf. In seiner Predigt beim Festgottesdienst anlässlich des 50-jährigen Bestehens der „Komturei St. Thomas Morus Essen“ des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem erinnerte Mussinghoff an den Patron der Komturei, den heiligen Thomas Morus (1487-1535), der zu den „großen Zeugen der „Glaubenstreue, Glaubensgerechtigkeit und Gewissensfreiheit“ zähle.

„Heute sehen wir uns anderen Mächten ausgesetzt, etwa dem Zwang der öffentlichen Meinung, der Tendenz zur Uniformität und Konformität der Äußerungen und des Verhaltens“, sagte Mussinghoff im Essener Dom. Was der geltende Meinung nicht entspreche, werde lächerlich gemacht oder als altmodisch abgetan. „Parteiraison, Rücksicht auf mächtige Lobbyisten oder die gute Figur in der öffentlichen“ seien Faktoren, „die die Kompassnadel unseres Wirkens nicht unbedingt auf das richten, was der Wahrheit entspricht und dem Gemeinwohl dient“. Hier nannte der Bischof den Schutz des Lebens vor der Geburt und am Ende des Lebens oder die Asyl- und Einwanderungsgesetzgebung. „Hier kann nicht Stammtischpolitik regieren“, betonte der Bischof. Gefragt sei ein „gutes Augenmaß von Menschenrecht, Hilfspflicht und gesundem Eigeninteresse unseres Landes und der Völkergemeinschaft“.

Kreative Phantasie in der Politik

Der Richter und Politiker Thomas Morus habe in seiner Schrift „Utopia“ die  staatlichen Missstände der Renaissancezeit in Frankreich und England auf satirische Weise kritisiert und mit kreativer Phantasie ein staatswissenschaftliches Ideal entworfen, „das die Bausteine der Grundwerte eines idealen Staates herstellt“. Gerade eine solche kreative Phantasie, „die sich an den Grundwerten christlichen Glaubens sowie unserer Verfassung orientiert“, sei für Politiker heute notwendig, „um die Welt von Morgen zu gestalten innerhalb der Bundesrepublik und der Europäischen Union“, betonte Mussinghoff.

Den Damen und Rittern der Komturei St. Thomas Morus wünschte der Bischof, „dass Ihr Leben und Wirken nicht im Bierernst  pausenloser Geschäftigkeit oder gelangweilter Untätigkeit verkommt, sondern etwas von dem köstlichen Humor und der Geistesweite des Großen Staatsmannes Thomas Morus atmet“. Der Galgenhumor des Märtyrers, der zum Tode verurteilt und enthauptet wurde, zeige sich beispielsweise in einer Anekdote. Schon auf dem Schafott kniend habe er auf dem Block seinen Bart beiseite geschoben und gesagt: „Der hat ja keinen Hochverrat begangen.“ Der Heilige möge der Komturei „Vorbild und Leitfigur sein, die unser Leben und Wirken prägt und unseren Alltag bestimmt“, schloss Mussinghoff, der auch Prior der rheinisch-westfälischen Ordensprovinz des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ist. (do)

Predigt von Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff

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