Der Seelsorger mit der gelben Jacke

Noch bevor das Gespräch eigentlich angefangen hat, sind wir schon mittendrin: "Soll ich die Polizeijacke für das Foto anziehen?" fragt Bernd Malecki. Man muss wissen, Malecki ist kein Polizist, Schauspieler übrigens auch nicht. Wozu also die Jacke?

Noch bevor das Gespräch eigentlich angefangen hat, sind wir schon mittendrin: "Soll ich die Polizeijacke für das Foto anziehen?" fragt Bernd Malecki. Man muss wissen, Malecki ist kein Polizist, Schauspieler übrigens auch nicht. Wozu also die Jacke?

Der 48-Jährige ist Polizeiseelsorger. Als Seelsorger bei der Polizei hat er den Status eines externen Mitarbeiters, ist Kollege ohne selbst Ordnungshüter zu sein. Seit Mitte des letzten Jahres ergänzt er das dreiköpfige Team der Polizeiseelsorger des Bistums Essen. Und da brauchen Sie eine solche Jacke? Malecki schmunzelt. "Die hilft etwa im Präsidium. Da weiß man dann, wer ich bin und ich komme durch". Manchmal sendet die Dienstkleidung allerdings auch falsche Signale und der Seelsorger wird für einen regulären Polizisten gehalten. Malecki kennt das aus seiner Tätigkeit als Notfallseelsorger, ein weiteres Aktionsfeld, bei dem sich der Familienvater ehrenamtlich engagiert. Bei einem Einsatz wurde er aufgrund einer roten Dienstweste von den Rettungssanitätern für einen Kollegen gehalten. "Bestell über Funk mehr Sauerstoff", trugen sie ihm auf. Der Notfallseelsorger, bemüht zu helfen, rannte in den Rettungswagen und verwechselte prompt Funk mit Lautsprecher. "Da wussten dann alle Nachbarn, dass wir Sauerstoff brauchten, nur leider die Zentrale nicht", sagt er lachend und ergänzt sogleich, dass die - doppelte - Verwechslung bei dem Einsatz glücklicherweise keine entscheidenden Folgen gehabt hat.

Sowohl als Notfallseelsorger wie auch während seines Engagements für die Polizei ist Malecki extremen Situationen ausgesetzt, mal direkt, mal indirekt. Er ist dabei, wenn Todesnachrichten überbracht werden müssen, steht den Angehörigen plötzlich Verstorbener zur Seite oder hört zu, wenn Polizisten die Erlebnisse eines schwierigen Einsatzes verarbeiten müssen. "Menschen in Krisenzeiten begleiten" nennt der Ende letzen Jahres zum Diakon geweihte Seelsorger denn auch als sein zentrales Anliegen. Die pastorale Arbeit reizte ihn schon früh. Ürsprünglich wollte er Priester werden, studierte in Bochum und Maynooth in Irland Theologie und schloss das Studium mit dem Diplom ab. Kurz vor der Weihe kamen ihm Zweifel. Seelsorger wurde er dann trotzdem. 15 Jahre arbeitete er in der Krankenhausseelsorge. Über den Ethikunterricht für das Pflegepersonal kam er schließlich zur Polizei. Seit über fünf Jahren lehrt er an den Fachhochschulen für öffentliche Verwaltung in Duisburg und Gelsenkirchen Berufsethik für Polizisten. Der Gebrauch der Schusswaffe steht ebenso auf dem Lehrplan wie das Verhalten in Konfliktsituationen. "Was soll etwa ein Beamter machen, wenn er Castortransporte schützen soll, obwohl er selbst gegen Atomkraft ist", erläutert Maleki die konkreten Gewissenskonflikte, vor die Polizisten mitunter gestellt werden.

Schwarze Jeans, schwarzer Pullover über einem karierten Hemd und eine dunkle Jack Wolfskin-Jacke. Blaugraue Augen. Malecki ist eher ein zurückgenommener, gleichzeitig aber offener Typ. Womit eigentlich auch die Frage mit der Dienstjacke beantwortet wäre. Und, hat er sie für das Foto angezogen? (pp)

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen