„Das war ein Trugschluss“ <br /><br />

Impressionen aus Bosnien - Teil 2:

Auch wenn die wunderbare Natur ihren Reiz versprüht, so sind die Folgen des Krieges gerade in den ländlichen Regionen Bosniens noch deutlich zu sehen. Auch Hilfsprojekte haben hier nicht immer zum erhofften Ziel geführt.

Es könnte auch auf einer Hochalm in den Alpen sein, wenn man auf das Bergdorf Gornji Koricani nordöstlich der bosnischen Stadt Travnik zufährt. Fichtenwälder umsäumen die blühenden Wiesen, übersät mit einem Blumenmeer in weiß, gelb und blau. Etliche neu errichtete Häuser verteilen sich auf der Anhöhe in rund 1300 Meter Höhe. Doch die Idylle wird gestört durch die vielen Ruinen, die unübersehbar an den Krieg erinnern. Es ist still, kaum ein Mensch ist zu sehen. Das Dorf wurde vollständig zerstört, zahlreiche Bewohner fanden den Tod. Die Gräber auf dem Friedhof zeugen davon. Und viele sind geflohen vor der Gewalt, wurden entwurzelt, verloren Heimat, Hab und Gut.

Auch die Kirche St. Ilija war nur noch eine Ruine. Aber jetzt steht sie wieder stolz auf der Höhe. Sie wurde wieder aufgebaut, auch mit wesentlicher Unterstützung der Caritas-Bosnienhilfe in Duisburg. „Wir haben rund 15 000 Euro beigesteuert und auch so manches Inventar stammt aus Kirchen in Duisburg und am Niederrhein“, berichtet Heribert Hölz. Eine Tafel der 2003 wieder in Betrieb genommenen Kirche erzählt davon. Ein ehemaliger Container der UN dient als „Pfarrbüro“. Man habe gehofft, dass, wenn die Kirche wieder steht und auch ein Pfarrer vorhanden ist, die geflohenen Bewohner wieder zurückkehren. „Das war ein Trugschluss“, so Hölz. Der zuständige Pfarrer feiere einmal im Monat eine Messe für gerade einmal zehn Katholiken. Eine Hoffnung hat sich bislang also nicht erfüllt, trotz Hilfe, trotz Engagement. Auch das gehört zu Bosnien. Auch das muss von denjenigen, die helfen, zur Kenntnis genommen und ausgehalten werden.

Es sind nicht viele, die sich hier wieder niedergelassen haben. Die meisten stammen nicht aus dem Dorf. Wahrscheinlich werden wohl noch weitere kommen, und zwischen den Ruinen ein neues, bescheidenes Haus errichten. Meist sind es Serben.

Es ist eine gespenstisch anmutende Situation in Gornji Koricani. Die kann auch die wunderbare Natur nicht beseitigen. Der Satz an der Mauer über dem Kircheneingang setzt jedoch Selbstbewusstsein und Hoffnung dagegen: „Fides vincit“ – Der Glaube siegt. (do)

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