Das Lächeln des Kardinals kehrt zurück

Enthüllt wurde jetzt auf dem Domhof in Essen die von der Malerin und Bildhauerin Silke Rehberg geschaffene Kardinal-Hengsbach-Skulptur. Überlebensgroß steht er dort, in scharlachrotem Talar mit einem weiten Mantel. Und ein Lächeln geht durch sein Gesicht.

Rund 30 Jahre nach seinem Tod sind gegen Franz Kardinal Hengsbach Vorwürfe über sexuellen Missbrauch im Bistum Essen erhoben worden. Wenn Sie Kenntnis oder Hinweise über sexuellen Missbrauch haben, den Franz Kardinal Hengsbach begangen haben soll, wenden Sie sich bitte an die beauftragten Ansprechpersonen im Bistum Essen:
Monika Bormann | 0151-16 47 64 11 | monika.bormann@bistum-essen.de
Martin Oppermann | 0160-93 09 66 34 | martin.oppermann@bistum-essen.de

Franz-Hengsbach-Statue symbolisiert die Lebensleistung des ersten Bischofs von Essen

Da steht er, in scharlachrotem Talar zur Chorkleidung, mit Schulterumhang und dem roten Birett auf dem Kopf. Der weite Mantel aus Bronze – schwarz patiniert – verrät Bewegung und Dynamik. Und das lächelnde Gesicht lässt keinen Zweifel aufkommen: es ist der erste Bischof von Essen, Franz Kardinal Hengsbach. Überlebensgroß steht er jetzt unweit des Brunnens auf dem Domhof an der Kettwiger Straße in Essen, überspannt vom Blätterdach einer großen Platane.

Geschaffen hat die zwei Meter hohe Skulptur im Auftrag des Domkapitels die Malerin und Bildhauerin Silke Rehberg aus Sendenhorst. Am Donnerstagnachmittag enthüllte Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck im Beisein von Professor Dr. Berthold Beitz, Vorsitzender des Kuratoriums der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Dr. Klaus Engel, Vorstandsvorsitzender der Evonik Industries, Bodo Hombach, Moderator des „Initiativkreises Ruhr“, Dompropst Otmar Vieth und der Künstlerin das Hengsbach-Denkmal.


Modern und ohne platten Realismus

„Wir freuen uns, dass dieses Kunstwerk nun auf dem Domhof steht“, betonte Dompropst Otmar Vieth. Im vergangenen Jahr habe man des 100. Geburtstages von Kardinal Hengsbach gedacht. Da seien beim Domkapitel erste Überlegungen zur Gestaltung eines „Gedächtnisortes“ für den ersten Ruhrbischof gereift. „Sehr schnell erzielte man Einigkeit darüber, dass nur eine ambitionierte künstlerische Lösung in Frage kommen könnte“, so Vieth, „eine Lösung, die der Bedeutung des Kardinals gerecht wird.“ Nach Ansicht von Dr. Herbert Fendrich, Bischöflicher Beauftragter für Kirche und Kunst im Bistum Essen, war das eine heikle Aufgabe: „Es muss eine Gestaltung mit den künstlerischen Mitteln der Moderne werden ohne platten Realismus oder aufdringlichen Heroismus.“ Ein „Kaiser Wilhelm hoch zu Ross“ stehe schließlich schon auf dem Burgplatz.

Die beauftragte Künstlerin Silke Rehberg studierte hunderte von Bildern, zahlreiche Filme und eine riesige Menge von Texten, um sich ein Bild von Kardinal Hengsbach zu machen, von seiner Persönlichkeit und seinem Wesen. „Hengsbach war in sich eine sehr stimmige Gestalt“, sagt sie. Und überall sei sie auf „dieses Lächeln“ gestoßen. Zunächst schuf die Bildhauerin ein Tonmodell für das zentrale Element des Konzepts, nämlich die Figur des Kardinals. Hier ist Franz Hengsbach charakteristisch so erfasst, wie er vielen Menschen noch in lebendiger Erinnerung ist, in der Haltung und Erscheinung, die sein Bild in der Öffentlichkeit bestimmte: er geht auf die Menschen zu, mit einem gewinnenden Lächeln, aktiv und dynamisch. Silke Rehberg hat für ihr Porträt ein „mittleres Alter“ gewählt, nicht der ganz junge Bischof tritt hier auf und auch nicht die schon fast asketisch wirkende Gestalt seiner letzten Lebensjahre.

Dieses Modell wurde in einer sehr haltbaren Hartkeramik gebrannt und hat eine farbige Fassung bekommen, die ebenfalls eingebrannt – im Fachjargon „engobiert“- wurde. Diese Farbfassung bewirkt eine noch größere Lebendigkeit, aber ebenso ein heilsames Maß an Verfremdung. Dazu hat die Gestalt einen weiten schwarzen Mantel aus Bronze erhalten.

„In der Geschichte der Kunst werden bedeutende Persönlichkeiten, auch die Heiligen in der christlichen Kunst, durch bildhafte Zeichen charakterisiert und identifiziert“, so Fendrich. Solche Attribute – und das sei wesentlich für das künstlerische Konzept – habe auch die Hengsbach-Skulptur erhalten. Diese Attribute werden dem Kardinal nicht auf natürliche Weise beigestellt,
sondern erscheinen in einer Art Spiegelung unter seinen Füßen. Die real wirkende Erscheinung Hengsbachs bekommt so etwas Unwirkliches.


Integrationskraft und Interessenausgleich

Die Attribute sind ein Wolf und ein Lamm, der Wolf - wie der Mantel – in schwarz patinierter Bronze, das Lamm in weißer Hartkeramik. „Der Wolf hängt an den Füßen des Bischofs, wie bei einem Spiegelbild im Wasser. Auf dem Bauch des Wolfes ruht das Lamm“, erläutert die Künstlerin. Der Bedeutungshorizont dieser spiegelbildlichen Symbolik ist vielfältig. „Das Arrangement erinnert an den Namenspatron von Hengsbach, den heiligen Franz von Assisi, der einer Legende nach einen Wolf durch seine Predigt bekehrt haben soll“, erklärt Fendrich. Außerdem seien Wolf und Lamm ein auch heute noch gut verständliches Symbol aus der großen Friedensvision des Propheten Jesaja, bei dem es in der Bibel heißt: „Dann wohnt der Wolf beim Lamm...“ . Der Wolf und das Lamm spiegeln nach Ansicht von Fendrich aber auch ein zentrales Element der Lebensleistung von Franz Hengsbach wieder: „seine Integrationskraft, seinen Willen, die unterschiedlichsten Menschen und gesellschaftlichen Kräfte an einen Tisch zu bringen und zum Interessenausgleich beizutragen“.

Die Hengsbach-Skulptur auf dem Essener Domhof schaut nach Osten, in Richtung des Erzbistums Paderborn, wo das priesterliche Leben von Franz Hengsbach seinen Anfang nahm. Die Statue schaut aber auch auf einen anderen Bischof, den heiligen Altfrid, den Begründer des Stiftes Essen, dessen Grab sich in der Krypta des Domes befindet. Seine Bronzeskulptur steht ebenfalls auf dem Domhof, dicht an Dom und Domschatzkammer. „Damit ist für die Erinnerung, der die Statue von Franz Kardinal Hengsbach dienen soll, ein weiter Bogen geschlagen, der sich geschichtlich von den Anfängen des Stiftes Essen bis in das Ruhrgebiet über eine Dauer von fast 1200 Jahren erstreckt“, betonte Bischof Overbeck in seiner Predigt während des Pontifikalamtes im Essener Dom.

Dass dieser Gedächtnisort für den ersten Bischof von Essen Wirklichkeit werden konnte, verdankt das Bistum hauptsächlich der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung und Evonik Industries, die dieses Projekt finanziell förderten. (do)

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