von Thomas Rünker

Bottroper Marienhospital feiert 150-jähriges Bestehen

Bischof Overbeck und „Wolfsburg“-Direktor Schlagheck würdigen die Geschichte der katholischen Klinik, die seinerzeit das erste Bottroper Krankenhaus war.

Mit einem Tag der offenen Tür und einem fröhlichen Kinderfest hat das Marienhospital Bottrop am vergangenen Wochenende sein 150-jähriges Bestehen gefeiert. In seiner Predigt im Festgottesdienst verwies Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck auf die soziale Frage, die Mitte des 19. Jahrhunderts im Zentrum gestanden habe. Mit der Gründung eines ersten Krankenhauses habe der damalige Pfarrer Carl Englert „Mut und Ideenreichtum“ bewiesen und vor Ort „eine kreative Antwort auf die soziale Frage“ gegeben.

Soziale Frage hat neue Gestalt bekommen

Im Laufe der Jahrzehnte habe die soziale Frage eine neue Gestalt bekommen, so Overbeck. Heute gehe es „auch in der Gesundheitswirtschaft um die Überzeugung, als Christen weiterhin, um des Heils des ganzen Menschen willen, im Sektor von Krankheit, Sterben und Tod, von Heilung und Genesung präsent zu sein und zu bleiben.“ Die soziale Frage werde heute zu einer ethischen Frage, „die die religiösen Überzeugungen von uns Christen und unserer Kirche mit hoher Sachkompetenz im Bereich von Medizin, Pflege und Verwaltung im Krankenhausbereich miteinander verbinden“. Die Kirche wisse sehr wohl, „dass wir viele Aufgaben ohne eine kommunale und auch weiter darüber hinausgehende Unterstützung in unserem Land nicht würden leisten können“. Doch aus diesem Zusammenspiel sei ein System entstanden, „um das uns fast die ganze Welt beneidet“, betonte der Bischof.

Das Profil der christlichen Krankenhäuser im Ruhrgebiet ist Thema des „Forums für Ethik und Profilbildung im Gesundheitswesen“ der Bistums-Akademie „Die Wolfsburg“ in Mülheim. Beim Festakt in Bottrop zeichnete Akademie-Direktor Michael Schlagheck zunächst die historischen Entwicklungen im Ruhrgebiet und die Rolle der Kirchen während der Industrialisierung nach. „Bis heute zeichnet sich die Metropole Ruhr durch eine große Zahl konfessioneller Häuser aus, deutlich mehr als zum Beispiel in Süddeutschland“, sagte Schlagheck in seiner Festansprache. Allein im Gründungsjahr des Marienhospitals 1868 seien im Ruhrgebiet fünf katholische Krankenhäuser entstanden. Ein Grund für diese Gründungwelle sei wohl auch eine verheerende Choleraepidemie gewesen, die erst zwei Jahre zurück lag.

Auch Schlagheck hob die Leistung Pfarrer Englerts hervor, der in den 1860er Jahren „ohne staatliche Unterstützung den Angang wagte“. Mit Unterstützung von Gemeindemitgliedern und den Mauritzer Franziskanerinnen habe er für das Krankenhaus gesorgt, „das keineswegs nur Katholiken offenstehen sollte“, betonte Schlagheck. Englert habe „den Lebensraum mit seinen sozialen Herausforderungen erfahren, von hier aus das Evangelium gelesen – und gehandelt“.

Overbeck wie Schlagheck verwiesen auf die besondere Herausforderung, das christliche Profil eines Krankenhauses zu bewahren, zu gestalten und zu leben. Nötig seien dafür „Zeit und Raum, um diese Werte zu reflektieren“, sagte Schlagheck. Dies müsse in den Organisationsabläufen einer Klinik verankert sein. „Die eigene Werthaltung muss präsent gehalten werden können, um dann diese Werte auch in die alltägliche Krankenhausarbeit einfließen lassen zu können“, so der „Wolfsburg“-Chef.

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