von Cordula Spangenberg

Bischof Overbeck: „Offene Debatte zu sämtlichen Grundsatzfragen der Kirche“

Im Neujahrsgottesdienst wirbt der Essener Bischof für einen behutsamen Umgang miteinander - keine Patentrezepte, keine Tabuthemen.

Eine offene Debatte zu den Grundsatzfragen der Kirche und konkrete Handlungsoptionen zur Veränderung der Kirche im Bistum Essen stellt Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck angesichts des dramatischen Glaubwürdigkeits- und Vertrauensverlustes der katholischen Kirche in Aussicht. Im Neujahrsgottesdienst im Essener Dom bezeichnete Overbeck Priesterbild und Weiheamt, Hierarchie, Zölibat, Frauenamt und Sexualmoral als Themen, die nicht mehr zum Tabu erklärt werden könnten. Angesichts von Misstrauen und Zerwürfnissen der jüngeren Vergangenheit bittet Overbeck darum, „in diesen schwierigen Zeit achtsam und sehr behutsam miteinander umzugehen und Konflikte auf zivilisierte, christliche angemessene Weise auszutragen“. Weder er selbst als Bischof noch sonst jemand könne ein einfaches Patentrezept für die Zukunft haben.

Begräbnisse unter ehrenamtlicher Leitung, Segnungsfeiern für Neugeborene, der neue Pilgerweg des Bistums oder neue sozialpastorale Initiativen: Die Zukunftsbildprojekteim Bistum Essen zeigten beispielhaft, dass in Pfarreien und Gemeinden der Mut zum Experimentieren mit neuen christlichen Lebensweisen wachse. Angesichts des dramatischen Priestermangels im Bistum Essen mit derzeit nur sieben jungen Priesteramtskandidaten und zugleich der Frage, wie Frauen gleichrangig an den Führungsaufgaben der Kirche beteiligt werden können, wirbt Overbeck dafür, „kraftvoll und frei“ über neue Wege nachzudenken und auch vor dem Undenkbaren keine Angst zu haben. „Bestens verstanden“ habe er den Unmut vieler über den Streit der deutschen Bischöfe, die sich über die Zulassung konfessionsverbindender Paare zur Eucharistie nicht verständigen konnten. Dennoch gebe es bereits jetzt schon viele Möglichkeiten, konfessionelle Grenzen zu überwinden, so Overbeck. Mit dem Dank an alle haupt- und ehrenamtlichen Kräfte verband er den Wunsch, sich im Ringen um notwendige Veränderungen gegenseitig nicht zu überfordern.

Neujahrspredigt Bischof Franz-Josef Overbeck

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