von Thomas Rünker

Bischof Overbeck: „Fähigkeit zum Kompromiss ist unerlässlich“

Ruhrbischof wirbt in seiner Weihnachtspredigt dafür, „korrekturoffen“ zu bleiben und erteilt „kämpferischer Rechthaberei“ in Politik und Kirche eine Absage.

„Weihnachten ist das Fest des Vertrauens Gottes in die Welt, das uns zum Vertrauen aufeinander und füreinander ermutigt und befähigt.“ Mit einem besonderen Blick auf die Politik und die Ökumene zog sich in diesem Jahr ein Dreiklang aus Verantwortung übernehmen, Vertrauen bilden und echte Kompromisse schließen durch die Weihnachtspredigt von Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck. An Heiligabend, Sonntag, 24. Dezember, feierte der Bischof mit hunderten Gläubigen die Christmette im Essener Dom.

„Wer Politik gestaltet, übernimmt heute mehr und mehr Verantwortung für das Ganze“, sagte Overbeck mit Blick auf eine zunehmend vernetzte Welt, in der es gelte „neu nach dem Gemeinsamen zu suchen, das uns alle bindet“. Identität, betonte der Bischof, „kann nie nur die isolierte Identität einer einzelnen Gruppe sein“. Vielmehr müsse Identität „immer unter der Rücksicht von Frieden, Sicherheit, Gleichheit und Freiheit für alle Menschen“ stehen. Nach einer „Zeit, die vor allem von der Suche nach dem eigenen Ich“ bestimmt gewesen sei, gehe es heute um „die Entdeckung des anderen“, sagte Overbeck. Dies sei „zweifellos eine große Herausforderung“, so der Bischof, bedeute dies doch, „auch im anderen Wahrheit zu entdecken.“

„Eine Absage an eine kämpferische Rechthaberei“

In der heutigen pluralen Gesellschaft sei „die Fähigkeit zum Kompromiss unerlässlich“, hob Overbeck hervor. Dazu gehöre „die Fähigkeit, sich selbstkritisch zu ändern“. Echte Kompromissfähigkeit sei „eine Absage an eine kämpferische Rechthaberei und setzt voraus, korrekturoffen zu bleiben“. Grenzen für Kompromisse sieht der Bischof bei „klaren Gewissensentscheidungen“. Doch auch in solchen Auseinandersetzungen müssten die Partner „den Respekt vor dem anderen“ bewahren – dies gelte sowohl im Blick auf den Glauben und die Kirche als auch in Gesellschaft und Politik.

In der Ökumene hat das Jahr 2017 für Overbeck gezeigt, dass sich „über und in allem Ringen um die Wahrheit“ eine spirituelle Bewegung Bahn breche. Die Glaubwürdigkeit der Kirchen hänge heute vor allem „von ihrer spirituellen Kraft“ ab, so der Bischof. Im gemeinsamen Leben in einer pluralen Welt „erwächst für viele Christen eine Sehnsucht nach Einheit, die neue Kraft zum Zeugnis gibt“, sagte Overbeck.

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