Bischof aus El Salvador zu Gast im Amigonianer-Jugendtreff

Auf Einladung des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat hat Weihbischof Gregorio Rosa Chávez jetzt die Einrichtung in Gelsenkirchen-Feldmark besucht und mit Jugendlichen über die schwierigen Lebensverhältnisse in El Salvador gesprochen.

„Es ist immer warm – Deshalb sind die Salvadoreños auch so fröhlich"

Neugierde und der Duft nach Currywurst liegen im Jugendtreff der Amigonianer in Gelsenkirchen an diesem Dienstagabend in der Luft. Mit lateinamerikanischer Verspätung trifft dort „der hohe Besuch aus El Salvador“ ein, wie Weihbischof Gregorio Rosa Chávez vom 17-jährigen Kai genannt wird. Mehr als 30 Kinder und Jugendliche warten blitzgespannt in dem Kreis aus Holzstühlen und ausgesessenen Sofas. „Hierher!“, lotst Leoni den Weihbischof und den Hausherren Bruder Jens-Anno Müller auf die zwei freien Plätze neben sich. „Bist du der einzige Herr Bischof in El Salvador?“, fragt die 11-Jährige, nachdem sie Monseñor Rosa Chávez die Hand zum Gruß gereicht hat. „Somos once“ – „Wir sind elf“, antwortet er und lacht. Der Weihbischof von San Salvador sei jedoch nicht der erste bischöfliche Gast im Treff – „unser Bischof Overbeck war auch schon da“, sagt Kai.

„Monseñor Rosa Chávez kommt aus dem kleinsten Land Lateinamerikas“, stellt Bruder Anno den Gast vor. „In El Salvador leben sieben Millionen Menschen – gerade so viele wie hier im Ruhrgebiet.“ Der Weihbischof sei auf Einladung von Adveniat in Deutschland, um im Rahmen der Jahresaktion unter dem Motto „Ich will Zukunft!“ über die Situation junger Menschen und die Unterstützung durch das Lateinamerika-Hilfswerk zu berichten.

Jugendtreffs in San Salvador und Gelsenkirchen
„Bei uns gibt es nur zwei Jahreszeiten“, sagt Rosa Chávez, „entweder es regnet oder es regnet nicht.“ Lachen. „Es ist immer warm – Schnee kennen wir nicht.“ Deshalb seien die Salvadoreños auch so fröhlich. „Doch leider sind viele Menschen sehr arm: Sie wohnen in Hütten aus Blech und Pappe, ohne Strom und ohne fließendes Wasser.“ Oft lebten ganze Familien in einem einzigen Raum zusammen, der je nach Tageszeit als Küche, Wohn- und Schlafzimmer dient. „Deshalb können die Kinder zu uns in die Pfarrei kommen, um in Ruhe und mit unserer Hilfe für die Schule zu lernen“, erklärt der Weihbischof. „Zum Hausaufgabenmachen komme ich auch hier in den Jugendtreff“, kontert Leoni.

Warum sind die Menschen in El Salvador so arm?
„Warum sind die Menschen denn so arm?“, möchte Kai genauer wissen. „Weil sich die wenigen Reichen nicht um die vielen Armen kümmern – und die Regierung macht das auch nicht“, antwortet Rosa Chávez. „Und wie können wir da helfen?“, fragt Sitznachbar Maurice nach. „Wenn alle Menschen hier in Deutschland statt 100 Euro nur 90 Euro für die Weihnachtsgeschenke ausgeben und zehn Euro für Lateinamerika spenden würden, was wäre dann?“, lautet die Gegenfrage des Weihbischofs. „Das wäre sau-viel Geld für die Armen“, entgegnet Maurice und klatscht mit der Handfläche gegen die Stirn. Wieder Lachen.

„Wisst ihr denn noch etwas über mein Heimatland?“, fragt Rosa Chávez in die aufmerksame Runde. „El Salvador ist eines der gefährlichsten Länder der Welt“, antwortet Julian. Auf dem Video-Kanal YouTube habe der 21-Jährige Filme über die Jugendbanden, die sogenannten Maras, gesehen. „Du kennst dich aus“, entgegnet der Weihbischof wertschätzend. 60.000 gewaltbereite Bandenmitglieder gebe es in El Salvador – viel mehr als Polizisten. Zwölf Morde würden jeden Tag in dem kleinen mittelamerikanischen Land verübt. „Deshalb können die Kinder in eurem Alter nicht auf der Straße spielen, das ist viel zu gefährlich“, sagt Rosa Chávez. Und deshalb habe er, auch mit Hilfe von Adveniat, in der Pfarrei „kleine Räume des Friedens“ geschaffen.

Respekt, Toleranz und Liebe an der Aldenhofstraße
„Wenn ich höre, was der Weihbischof erzählt, macht mich das schon nachdenklich“, sagt Julian. „Wir haben eine Xbox, relativ neue Klamotten und immer genug zu essen – das sollten wir mehr schätzen.“ Rosa Chávez ist begeistert von der Atmosphäre im Jugendtreff der Amigonianer. Das Holzhaus in der Aldenhofstraße stecke voller Respekt, Toleranz und Liebe. Und: „Ihr seid ganz schön schlau“, sagt er und blickt mit einem anerkennenden Kopfnicken in die Runde der Kinder, deren Familien aus dem Libanon, der Türkei, Griechenland, Deutschland, Rumänien oder Polen stammen. Ein gedehntes „Daaanke!“ bekommt er zurück. Und zum Abschluss auch noch typisch deutsches Essen: Currywurst. Natürlich aus Hühnerfleisch, damit die muslimischen Kinder auch mit zu Abend essen können. „Que aproveche!“ - „Guten Appetit!“, wünscht der „hohe Besuch“ aus El Salvador. (ck/tr)

Stichwort: Adveniat-Weihnachtsaktion 2014

Unter dem Motto „Ich will Zukunft!“ stellt das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat die Jugendförderung der katholischen Kirche in den Blickpunkt der Advents- und Weihnachtsaktion 2014. In der Adventszeit sind Adveniat-Partner aus Argentinien, El Salvador, Paraguay und Peru in Deutschland unterwegs. Sie berichten über ihre Erfahrungen, wie sie junge Menschen schützen und unterstützen, fordern und fördern, ihnen zu Selbstbewusstsein und Gottvertrauen verhelfen.

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