Bischöfliche Sekundarschule zieht positive Zwischenbilanz

Die neue Schule im Stoppenberger Schulzentrum ist weiterhin sehr beliebt. Im Fokus steht die individuelle Förderung für Schüler aller Leistungsstufen. Angesichts von "G8" nutzen gerade gute Schüler die Sekundarschule als Weg zum Abitur nach neun Jahren.

Bistums-Schule ist einzige Essener Sekundarschule

Zweieinhalb Jahre nach dem Start der ersten Essener Sekundarschule im Bischöflichen Schulzentrum am Stoppenberg hat die Schulleitung am Donnerstag eine positive „Halbzeitbilanz“ gezogen. Dabei betonten Schulleiterin Adelheid Bohn und Konrektor Benedikt Bahrfeck nicht nur die große Beliebtheit der Schule angesichts sehr hoher Anmeldezahlen – trotz sechs- bis siebenzügiger Jahrgänge in den bisher aufgenommen Klassen 5, 6 und 7 mussten die Schulleitung bislang in jedem Jahr zahlreiche Absagen verschicken. Vor allem sei es gelungen, so Bohn, in der Schule eine Schulgemeinschaft mit Schülern aller Leistungsstufen zu schaffen.

Nach dem Abschluss aufs Gymnasium nebenan

Im Herbst 2011 hatte Nordrhein-Westfalen die Sekundarschule als neue Schulform beschlossen. Mit der Schule am Stoppenberg gehörte das Bistum Essen seinerzeit zu den ersten Schulträgern, die eine solche Schule ins Leben riefen. Bis heute ist die katholische Schule die einzige Sekundarschule in Essen. Mittelfristig wird sie die auslaufende Haupt- und Realschule am Stoppenberg ersetzen. „Wir haben hier vom Inklusionskind bis zum Schüler mit einer Gymnasialempfehlung alle Niveaus vertreten“, erläutert die Schulleiterin. Gerade bei stärkeren Schülern und ihren Eltern sei die katholische Schule beliebt, weil sie „de facto das Abitur nach neun Jahren“ ermögliche. Während die Gymnasien flächendeckend auf „G8“ umgestellt haben, könnten gute Schüler nach ihrem Abschluss auf der Sekundarschule in die Oberstufe wechseln und insgesamt ein Jahr langsamer als die Gymnasiasten das Abitur anstreben – zum Beispiel „nebenan“ im Bischöflichen Gymnasium am Stoppenberg. Der Schul-Slogan „Wir lassen dir Zeit“ sei mittlerweile in vielen Anmeldegesprächen einer der entscheidenden Punkte, sagt Bohn.

Aufgaben auf unterschiedlichen Qualifikations-Niveaus

Neben einer „Entschleunigung“, die sich zum Beispiel durch 60-Minuten-Schulstunden auch im Alltag zeigt, steht die individuelle Förderung der Kinder im Zentrum des Schulkonzepts. Dies geschehe zum Beispiel durch das „Übende Lernen“, erläutert Bahrfeck: Anstelle von Hausaufgaben gebe es in der Ganztagsschule täglich zu Beginn eine Schulstunde, in der der Stoff der vergangenen Tage von den Schülern eigenständig wiederholt und aufgearbeitet würde. „Da stellen wir meist Aufgaben auf unterschiedlichen Qualifikations-Niveaus“, so Bahrfeck. Darum bemühten sich die Lehrer auch im regulären Unterricht. Bei Klassenarbeiten erhielten alle die gleichen Aufgaben auf Realschul-Niveau, allerdings würde nach zwei unterschiedlichen Niveaus bewertet: „Während Schüler auf dem höheren Niveaus für eine Eins zum Beispiel 96 Prozent der Punkte benötigen, benötigen Schüler auf dem niedrigen Niveau nur 80 Prozent.“ Durch dieses Verfahren gebe es „mit Blick auf die Noten keinerlei soziale Spannungen in unseren Klassen“, berichtet Bohn. „Alle Schüler haben immer das höhere Niveau vor Augen“, ergänzt Bahrfeck. Viermal im Jahr würde überprüft, ob die aktuelle Qualifikations-Stufe noch angemessen sei. „Unser Ziel ist der bestmögliche Schulabschluss für jeden Schüler“, bekräftigt Bohn. Hier soll das Konzept „Schule des längeren gemeinsamen Lernens“ helfen, wie sich die Sekundarschule auch nennt: Statt schon in frühen Jahren in gute und schlechte Schüler selektiert zu werden, bleiben die Sekundarschüler bis zum Abschluss in der Klassengemeinschaft. Diese ist zudem mit 25 Schülern vergleichsweise überschaubar.

Keine Verschlechterung der guten Schüler

Für die Sekundarschule am Stoppenberg ist mittlerweile klar, dass das Vorurteil, gute Schüler würden in einer derart gemischten Schülerschaft mit der Zeit schlechter, keinen Bestand hat. Die Partnerschule der Essener, die Ludgerus-Schule in Vechta, habe wissenschaftlich ermittelt, was am Stoppenberg fester Eindruck der Lehrerschaft ist, so Bohn: „Es gibt bei den Schülern leistungsmäßig keine Verschlechterung, aber besser ausgebildete soziale Kompetenzen als bei Schülern der regulären Mittelschule.“

Anmeldegespräche für das nächste Schuljahr

Bereits seit November laufen an der Sekundarschule die Anmeldegespräche für das nächste Schuljahr – und bislang deutet nichts darauf hin, dass das Interesse an Essens einziger Sekundarschule nachlassen könnte. Im Gegenteil: Da schon aus baulichen Gründen auch in diesem Schuljahr wieder kaum mehr als 150 Fünftklässler aufgenommen werden dürften, richten sich Bohn und ihr Team schon jetzt auf Absagen ein. Dennoch führen sie mit jeder interessierten Familie ein rund 20-minütiges Gespräch. Denn klare Kriterien für eine Aufnahme gibt es an der Sekundarschule kaum. „Es kommt auf das Kind an“, sagt die Schulleiterin. Ziel bleibt eine möglichst große Durchmischung der Schülerschaft – und das bedeutet für die Lehrer viel Arbeit bei der Auswahl ihrer künftigen Schüler. (tr)

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