„Arbeitsmarkt muss Sicherheit bieten“

Für ein familienfreundliches Klima auf dem Arbeitsmarkt sprach sich Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck aus. Es sei wichtig, gerade jungen Menschen mehr Sicherheit zu bieten, betonte der Ruhrbischof auf einer Podiumsdiskussion in Köln.

Bischof Overbeck fordert Unterstützung für Ruhrregion

Angesichts der niedrigen Geburtenrate in Deutschland fordert Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck ein familienfreundlicheres Klima. Instrumente zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf wie das Elterngeld wirkten nicht wie erwartet, sagte er am Montagabend bei einer Podiumsdiskussion in Köln. Statt immer mehr Geldpakete zu schnüren, müsse der Arbeitsmarkt jungen Menschen mehr Sicherheit bieten. So seien mehr halbe Stellen für junge Mütter und sichere Perspektiven für eine Vollerwerbsstelle nötig.

Der Essener Bischof sprach sich dafür aus, die Rahmenbedingungen für Arbeitsplätze zu verbessern. So benötige das Ruhrgebiet die gleiche Unterstützung wie die neuen Bundesländer. Um den Strukturwandel an Rhein und Ruhr zu bewältigen, sei nicht nur die Großindustrie zu fördern, sondern auch der Mittelstand. Weiter verlangte Overbeck mehr Unterstützung insbesondere für Familien in Not. Er plädierte für Kindertagesstätten (Kita), in denen Eltern ihre Kinder rund um die Uhr gut behütet wissen.

Anreize für ein solidarisches Miteinander schaffen

Overbeck räumte ein, dass viele soziale Leistungen nicht mehr bezahlbar seien. Deshalb müssten "Anreize für ein solidarisches Miteinander ohne Geld" geschaffen werden, um beispielsweise Ruheständler für das Ehrenamt zu gewinnen. Nach Ansicht des Bischofs trägt auch ein Verschwinden des religiösen Bewusstseins dazu bei, dass den Menschen heute das Ja zum Leben "am Anfang wie am Ende" schwerer falle. "Religion ist eine Riesenquelle, um zum Leben Ja zu sagen", so Overbeck.

Der nordrhein-westfälische CDU-Landesvorsitzende Armin Laschet widersprach der These, dass sichere Arbeit zu mehr Geburten führt. In Frankreich, wo die Geburtenrate deutlich höher sei, trauten sich junge Menschen Kinder zu, ohne "bis zur letzten Sicherheitsstufe zu warten". Dort gebe es weniger Vorbehalte gegenüber Kitas als in Deutschland, so Laschet. In der Bundesrepublik herrsche große Skepsis gegenüber Krippen wegen der Erfahrungen mit Nationalsozialismus und DDR, die über die staatliche Erziehung die eigene Ideologie verbreitet hätten. In Deutschland beträgt die Geburtenrate 1,36 Babys pro Frau, in Frankreich rund 2.

Mit Blick auf die wachsende Weltbevölkerung widersprach Laschet der Auffassung, dass diese mit dem päpstlichen Verbot von Kondom und Pille zusammenhänge. Die Weltbevölkerung wachse auch in Ländern, die nicht katholisch seien. Zudem gebe es katholische Länder, in denen die Geburtenrate sinke. Für die Demografie seien soziale und ökonomische Bedingungen viel entscheidender als päpstliche Lehraussagen.

Overbeck nannte es "zu schlicht", beim Thema Demografie auf die Empfängnisverhütung abzuheben. Eine viel größere Rolle spielten die Bedingungen für Bildung und Beruf. Auch die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, betonte den Zusammenhang zwischen Demografie und sozio-ökonomischer Entwicklung. Dieckmann, Overbeck und Laschet äußerten sich bei einer Veranstaltung der Welthungerhilfe und der Zeit-Beilage "Christ und Welt" zum Thema demografischer Wandel. (kna, ja)

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