ars liturgica

Der Wettbewerb "ars liturgica" für sakrale Kunst wird vom Bistum Essen alle zwei Jahre ausgelobt und soll ein Kulturmotor trotz kirchlicher Krisenzeiten sein.

Ausgangssituation

Das allgemeine ästhetische Niveau kirchlicher Kult- und Einrichtungsgegenstände sowie die Einrichtung und Pflege der kirchlichen Räume stellt sich oft als beklagenswert dar. Mit Teppichen und Topfblumen überfrachtete Chorräume, zugestellte Kappellen, Vasa sacra, deren Charakter als Objekt aus einer Massenproduktion zur Bedeutungslosigkeit verblassen und ikonographische Banalisierungen, die dem darzustellenden Inhalt kaum gerecht werden, machen es dem zeitgenössischen Betrachter schwer, hier einen Ausdruck hoher Frömmigkeitskultur zu sehen. Die offensichtliche künstlerische Ghettoisierung der Kirche seit der Säkularisation hat ihre Schatten bis in die Gegenwart geworfen, von mancher rühmlichen Ausnahme einmal abgesehen.

Seit etwa zehn Jahren vollzieht sich im Bistum Essen ein tiefgreifender Umstrukturierungsprozess, bei dem knapp 100 Kirchen einer neuen Bestimmung entgegensehen, die im Extremfall auch den Abriss bedeuten kann. Eine konsequente Inventarisierung ermöglicht einen realistischen Blick auf die vorhandenen Sakralgegenstände im weitesten Sinne, welche aufgrund der Kirchenumnutzungen auch zum Teil ungenutzt bleiben werden.

Die Frage sowohl nach dem ästhetischen Wert dieser Objekte als auch nach ihrer weiteren Verwendung hat einen neuen Blick und ein hohes Verantwortungsbewusstsein entstehen lassen, für den Umgang mit ihnen.

Gleichzeitig sind sich die Verantwortlichen im Bistum Essen darüber im Klaren, dass kirchliches Mäzenatentum und Auftragstätigkeit kein Geschehen vergangener Jahrhunderte ist, sondern auch heute noch eine Verantwortung darin besteht, zeitgenössische sakrale Objekte für den liturgischen Gebrauch auf höchstem künstlerischen Niveau zu fördern.

Auslöser, dieser Aufgabe zukünftig besondere Aufmerksamkeit zu schenken, bildete die Wahl zur Kulturhauptstadt Ruhr.2010, zu dessen Territorium das Bistum Essen fast zur Gänze zählt.

Verantwortliche und ihre Partner

Die federführende Realisierung des Projektes ist in die Hand des Kunstvereins des Bistums Essen gelegt. Partner des Projektes ist das Deutsche Liturgische Institut Trier.

Die Idee

Neben verschiedener Kulturhauptstadtprojekte lobt das Bistum Essen ab 2010 (Auftakt) alle zwei Jahre einen eingeschränkten Wettbewerb aus, der antizyklisch zum Schließen von Kirchen und dem Ausrangieren von Sakralgeräten, liturgischen Gewändern etc., einen Gegenstand aus diesem sakralen Bereich realisieren soll (klassische Kirchengeräte, Paramente, Altar, Ambo, Taufbrunnen, Hungertücher, Sedilien etc.).

In Absprache mit jeweils einer, der 40 Pfarreien, die einen besonderen Wunsch für ein solches Objekt äußern kann, soll der realisierte erste Preis in der Gemeinde verbleiben, dort regelmäßig genutzt werden und durch spezielle Einführungen den Gemeindemitgliedern und durch entsprechende Publikationen den Menschen in und über die Region des Ruhrgebietes hinaus besonders erschlossen werden. Mittel- bis langfristiges Ziel ist es, durch dieses qualifizierte Verfahren das ästhetische Niveau und Bewusstsein in den Pfarrgemeinden des Bistums zu heben, aktiv den kirchlichen Kunststil mitzuprägen und eine qualitätsvollere Ausstattung der Kirchen durch die Gegenwartskunst exemplarisch vorzuführen.

Das Bistum Essen verspricht sich durch dieses auf Jahre hin geplante Projekt ein Kulturmotor trotz kirchlicher Krisenzeiten zu sein.

Relevanz und Zielsetzung

Das Ziel der Stilbildung und –prägung ist nicht isoliert zu betrachten als ein „Nachholbedarf“ der katholischen Kirche. Der Versuch zeitgenössische Kunst im religiösen Kontext zu etablieren, berührt nicht nur das Christentum, sondern hat analog eine Relevanz für die allgemeine Öffentlichkeit, sowohl anderer Religionen wie auch im gesellschaftspolitschen Bereich. Jede Form innovativer und zugleich funktionsbezogener Ästhetisierung, wie zum Beispiel die Kunst am Bau, folgt einem bildungspolitischen Anspruch. In diesem Kontext sieht sich das Projekt ars litugica europaweit einmalig aufgestellt, weil es durch seine Regelmäßigkeit eine nachhaltige Wirkung erzeugt.

Ansprechpartner

Pater Dr. Philipp Reichling OPraem

An der Abtei 4-6
47166 Duisburg