Sozialwissenschaftliche und historische Untersuchungen der Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal Hengsbach

Mit einer Pressekonferenz am 21. Oktober 2024 hat die wissenschaftliche Aufarbeitung der Vorwürfe sexualisierter Gewalt gegen Kardinal Franz Hengsbach begonnen. Das Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) in München und die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) wurden vom Bistum Essen, dem Erzbistum Paderborn, dem Hilfswerk Adveniat, dem Katholischen Militärbischofsamt sowie dem Zentralkomitee der Katholiken (ZdK) mit der sozialwissenschafltlichen wie zeithistorischen Aufarbeitung betraut.

Informationen zur Studie

Im September 2023 gab das Bistum Essen bekannt, dass Meldungen vorliegen, die Kardinal Franz Hengsbach (1910 - 1991) beschuldigen, sexualisierte Gewalt ausgeübt zu haben. Mittlerweile liegen weitere Meldungen in Bezug auf Kardinal Hengsbach vor. Die Meldungen beziehen sich zum einen auf seine Amtszeit im Bistum Essen (1958 - 1990), zum anderen auf seine Zeit im Erzbistum Paderborn (bis 1958). Ins Blickfeld rücken ebenso die Bischöfliche Aktion Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, dessen erster Vorsitzender Kardinal Hengsbach von dessen Gründung 1961 an bis 1988 war, seine Tätigkeit als Katholischer Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr (1961 - 1978) sowie seine Rolle im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK, 1947 - 1968).

Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Vorwürfe gegen den Kardinal erfolgt durch das Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) München (Helga Dill, Dr. Peter Caspari, Dr. Florian Straus) in Kooperation mit Dissens, Berlin (Malte Täubrich) und die Forschungsstelle für Zeitgeschichte (FZH) in Hamburg (Prof. Dr. Thomas Großbölting, Dr. David Rüschenschmidt).

IPP München (sozialwissenschaftliche Perspektive):

Neben der Aufarbeitung der aktuellen Meldungen im Bistum Essen und des Umgangs der Bistumsverantwortlichen damit, geht es in der sozialwissenschaftlichen Studie auch um die Fragen, ob und inwieweit Kardinal Hengsbach in seinen anderen Tätigkeitsfeldern missbräuchliches oder täterschützendes Verhalten nachgewiesen werden kann bzw. welche Auswirkungen die Beschuldigungen gegen den hohen Würdenträger der katholischen Kirche auf die jeweiligen Systeme haben. Das IPP knüpft an die Studie zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Essen an, die im Januar 2023 gemeinsam mit Dissens - Institut für Forschung und Bildung vorgelegt wurde. Dissens ist als Kooperationspartner auch bei der Aufarbeitung der Causa Hengsbach beteiligt.

Forschungsstelle für Zeitgeschichte (geschichtswissenschaftliche Perspektive):
Über die Bearbeitung der konkreten Tatvorwürfe hinaus ist das Forschungsinteresse der Historiker auf die Person Franz Hengsbach als Schlüssel zum Verständnis von zentralen Entwicklungen im westdeutschen Katholizismus gerichtet. Hier steht Hengsbach als schillernde Persönlichkeit der westdeutschen Kirchen- und Religionsgeschichte im Fokus. Diese Perspektive umfasst etwa seine biografischen, theologischen und religiösen Prägungen, sein Profil als Kirchenmann und Bischof, seine Tätigkeiten und Aktivitäten in verschiedenen Bereichen vor dem Hintergrund erodierender Kirchlichkeit, die Umgangsweisen mit der sexualisierten Gewalt beschuldigten Priestern sowie seine eigene mutmaßliche Täterschaft. Als Produkt der geschichtswissenschaftlichen Aufarbeitung wird eine historische Biografie entstehen.

Der Studien-Zeitraum umfasst drei Jahre. Bereits vor der für den Herbst 2027 geplanten Präsentation der Abschlussergebnisse werden die Forschungsteams Zwischenergebnisse veröffentlichen.

Aufruf der Forschenden

Sehr geehrte Damen und Herren,
im September 2023 gab das Bistum Essen bekannt, dass Meldungen vorliegen, die Kardinal Hengsbach beschuldigen sexualisierte Gewalt ausgeübt zu haben. In der Zwischenzeit sind weitere Meldungen zu eingegangen. Diese beziehen sich zum einen auf seine Amtszeit im Bistum Essen, zum anderen auf seine Zeit im Erzbistum Paderborn. Ins Blickfeld rücken ebenso die Bischöfliche Aktion Adveniat, das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, dessen erster Vorsitzender Kardinal Hengsbach von dessen Gründung 1961 an bis 1988 war, seine Tätigkeit als Militärbischof sowie seine Rolle im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).

Die genannten Institutionen haben eine Studie zur Aufarbeitung der Vorwürfe in Auftrag gegeben. Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Vorwürfe gegen den Kardinal erfolgt durch das Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) München (Helga Dill, Dr. Peter Caspari, Dr. Florian Straus) in Kooperation mit Dissens, Berlin (Malte Täubrich) und durch die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (Prof. Dr. Thomas Großbölting, Dr. David Rüschenschmidt). Die Forschungsinstitute sind unabhängig und haben keine Verbindung zu Kirchen oder politischen Organisationen (weitere Informationen finden Sie unter: www.ipp-muenchen.de).

Als Forschungsteams sind wir darauf angewiesen, dass Menschen, die etwas zum Thema beitragen können, mit uns sprechen oder uns schriftliche Mitteilungen zukommen lassen. Daher laden wir Sie ein, an unserer Studie teilzunehmen.

Wir bitten deshalb alle Personen, die Auskunft zu Kardinal Hengsbach geben können, sich bei den Forscher*innen zu melden.
Bitte melden Sie sich:

  • Wenn Sie Kardinal Hengsbach noch persönlich erlebt haben und über Erfahrungen (positive und negative) mit ihm berichten können.
  • Wenn Sie selbst betroffen waren von Grenzüberschreitungen, sexualisierter Gewalt oder machtmissbräuchlichem Verhalten von Kardinal Hengsbach oder dieses beobachtet bzw. berichtet bekommen haben,
  • Wenn Sie Auskunft geben können über den Umgang von Kardinal Hengsbach mit beschuldigten Klerikern in seinen Verantwortungsbereichen
     

Wir behandeln Ihre Angaben absolut vertraulich und sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Ihre Angaben werden anonym ausgewertet.
Es besteht auch die Möglichkeit, sich anonym bei uns zu melden. Wir sind zur Einhaltung strengster Datenschutzrichtlinien verpflichtet.

Sie können sich über folgende Kontaktmöglichkeiten direkt an das IPP München wenden.
Ansprechpartner*innen sind Helga Dill, Peter Caspari und Florian Straus.
E-Mail: Aufarbeitung@ipp-muenchen.de
Telefon: 089-54359770
Per Post: IPP München, Ringseisstr. 8, 80337 München.

Das Forschungsteam

Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP)

Das Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) ist ein sozialwissenschaftliches Forschungs- und Beratungsinstitut, das seit vier Jahrzehnten Einrichtungen, Programme und Projekte im Bereich der psychosozialen Versorgung beforscht, wissenschaftlich begleitet und/oder berät. Die Mitarbeiter*innen kommen aus den Disziplinen Soziologie, Psychologie und Sozialpädagogik und verfügen über langjährige Erfahrungen in den unterschiedlichsten Bereichen sozialwissenschaftlicher Forschung und Beratung.
Mehr zum IPP erfahren

Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V.

Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. ist ein Bildungs-, Beratungs-, und Forschungsinstitut sowie ein gemeinnütziger Verein und anerkannter Träger der Kinder- und Jugendhilfe in Berlin. Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V. arbeitet seit 1989 zu Geschlechterverhältnissen und führt Forschungs- und Bildungsprojekte auf lokaler, Landes-, Bundes- und europäischer Ebene durch.
Mehr zu Dissens erfahren

Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH)

Die Forschungen in der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) gehen von einem weiten Verständnis von Zeitgeschichte aus, das auf das 20. und mittlerweile auch auf das 21. Jahrhundert bezogen wird. Das Profil der FZH wird bestimmt von einer sozial- und kulturhistorischen Orientierung, durch die gesellschaftliche Veränderungen vor allem in urbanen Kontexten erfasst und als Tendenzen der Moderne verstanden werden.
Mehr zum FZH erfahren

Ansprechpartnerin

Persönliche Referentin des Generalvikars, Leiterin Büro Generalvikar

Sarah Engels

Zwölfling 16
45127 Essen