Impuls: Was für ein Blick!

Nur wenige Tage sind es noch bis zum großen Reformationsjubiläum. Was hätte Luther gesagt, wenn er dieses Bild von Tizian gekannt hätte? Wenn er sich in den Blick Jesu hätte vertiefen können? Den Blick Jesu in die Augen eines Gegners. Den Blick in die Augen eines Menschen, der ihm nichts Gutes will, der ihm eine Falle stellt, der ihn in Bedrängnis bringt. Der Blick, mit dem er sich diesem Menschen, ja dem Menschen, zuneigt, ihn an sich zieht, ihn dennoch frei lässt.

Tizian hat das Zinsgroschenbild ein Jahr vor dem Epochejahr 1517 gemalt. Treffender kann man das Anliegen der Reformation kaum darstellen. Christus in der Mitte. Und sein rettender Blick als eigentliche Bildachse.

Was kurz vor diesem Augen-Blick geschah, wird fast zweitrangig. Die Sache mit der Steuermünze und Jesu berühmte Antwort. Die Bildbotschaft steckt nicht in dem, was er sagt, sondern in dem, wie er es sagt. Mit welcher Gestik, mit welchem Blick. (Alfons Zimmer)

Pastoralreferent in der JVA Bochum

Alfons Zimmer