Impuls: Volkstrauertag

Heute, am „Volkstrauertag“, denke ich plötzlich an Nelly Sachs, der großen, deutschsprachigen Dichterin. Mit einer der letzten Passagiermaschinen war es ihr und ihrer Mutter 1940 gelungen, als Jüdinnen aus Berlin nach Stockholm zu fliehen; den Befehl für den Abtransport in ein Konzentrationslager hatten sie da bereits erhalten. Im Exil schreibt sie ein Gedicht, das ich wie eine Mahnung lese. Nelly Sachs erzählt davon, dass ihr in der Flucht so etwas wie ein „großer Empfang“ widerfährt, als ihr ein Bernstein mit einer darin eingeschmolzenen Fliege in die Hand fällt. Sie nimmt dieses zufällige Geschenk wie einen Hinweis darauf, dass „Heimat“ ein offener Begriff sein kann. Beheimaten können wir uns immer wieder neu.

Weltweit sind laut der Vereinten Nationen zurzeit über 65 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg, Gewalt und Unterdrückung – mehr als je zuvor. Sie suchen Schutz und menschenwürdige Lebensperspektiven. Es liegt auch an mir, ob die Menschen, die sich zu uns geflüchtet haben, Heimat finden und „Verwandlungen“ erleben dürfen. Wandlung, übrigens das Geheimnis unseres Glaubens ...

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