Impuls: Verstrahlt bis auf den heutigen Tag

Am 6. August 1945 tötete die erste abgeworfene Atombombe über 160 000 Menschen in der japanischen Stadt Hiroshima. Noch heute sterben dort und in Nagasaki, wo drei Tage später die zweite Atombombe von einem amerikanischen Piloten abgeworfen wurde, Menschen an den Folgen der Strahlen. Bis heute werden in Japan als Spätfolgen behinderte Kinder geboren. Auch heute erschrecken die Bilder von der durch den Lichtblitz, die Druckwelle und die tödlichen Strahlen zerstörten Stadt; verstören die Erzählungen von Augenzeugen, die Menschen in Sekunden haben verglühen sehen. Das Ziel der amerikanischen Militärs war es, durch die beiden Atombombenabwürfe den Zweiten Weltkrieg auch in Asien zu beenden. Am 15. August 1945 kapitulierte die kaiserliche Armee Japans.

Krieg hat in den Augusttagen des Jahres 1945 eine neue ungeheuerliche zerstörerische Dimension bekommen. Die Erde kann durch einen Atomkrieg komplett zerstört werden.

Vor dem Abflug der amerikanischen Militärmaschine sprach ein evangelisch-lutherischer Feldgeistlicher folgendes Gebet für die Besatzung:

„Allmächtiger Vater, der Du die Gebete jener erhörst, die Dich lieben, wir bitten Dich, denen beizustehen, die sich in die Höhen Deines Himmels wagen und den Kampf bis zu unseren Feinden vortragen. […] Wir bitten Dich, dass das Ende dieses Krieges nun bald kommt und dass wir wieder einmal Frieden auf Erden haben. Mögen die Männer, die in dieser Nacht den Flug unternehmen, sicher in Deiner Hut sein, und mögen sie unversehrt zu uns zurückkehren. Wir werden im Vertrauen auf Dich weiter unseren Weg gehen; denn wir wissen, dass wir jetzt und für alle Ewigkeit unter Deinem Schutz stehen. Amen.“

Angesichts der unvorstellbaren Vernichtungswelle dieses Bombenabwurfs befremden uns heute solche Formen des Gebets in Kriegszeiten, die von allen christlichen Konfessionen praktiziert wurden. Die zerstörerischen Möglichkeiten, die die Kriegstechnik uns heute liefert, mahnen uns als Christinnen und Christen in der Nachfolge des gefolterten und gekreuzigten Christus noch mehr, nicht naiv, aber verantwortungsvoll gegen Gewalt und Terror aufzustehen und uns für Frieden und Abrüstung einzusetzen. Michael Dörnemann

Vertreter des Generalvikars

Domkapitular Msgr. Dr. Michael Dörnemann

Zwöfling 16
45127 Essen