Impuls: Neue Wege

Auf einer kroatischen Insel führt eine sehr enge Straße geradewegs auf einen Berg zu. Erst bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass dieser Weg in einen Tunnel mündet, kaum mehr als 2 Meter breit, dafür ca. 1,4 Kilometer lang. Eine Ampel regelt den Verkehr, da der Tunnel wegen der Enge nur in eine Richtung befahrbar ist. Links und rechts kaum ein paar Zentimeter Platz, es wird finster. Beklemmung macht sich breit. Hoffentlich bleiben wir hier nicht irgendwie hängen…

Es wird einem mulmig zumute. Doch dann nach einer Weile taucht buchstäblich Licht am Ende des Tunnels auf, zunächst nur ein kleiner Tupfer. Unser Blick haftet sich kleinmütig daran.

Denn das Licht am Ende des Tunnels zieht magisch an, eine Zielperspektive, die die Gefahren des Weges erträglicher macht.

In einem unscheinbaren Urlaubserlebnis spiegeln sich die Wahrheiten der Bibel wider: Das Ziel fest vor Augen, mit Hoffnung an Bord, wird auch der Weg unter meinen Füßen leichter. Wer dagegen zurückschaut, erstarrt wie Lots Frau zu einer Salzsäule, wird bewegungsunfähig, versteinert, abgestumpft.

Der Psychologe und KZ-Überlebender Viktor Frankl fällt mir ein, der ein Nitzsche-Zitat mit neuer Bedeutung auflädt: „Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie“.

Vielleicht ist es wieder an der Zeit, daran zu erinnern, dass der Weg der Menschen, die die Kirche bilden, nie ohne Wirrnisse und Gefahren durch die Zeit verlief. Jede Zeit kannte ihre eigenen Gefahren und Mühsale. Doch gleichzeitig mussten die „Anhänger des neuen Weges“, wie sich die Christen ursprünglich nannten, immer wieder neu lernen, von ihrer Vision her zu leben. Aber, was ist die Vision, der Christinnen und Christen heute? Was bedeutet das „Reich Gottes“ konkret? Was ist das „Warum“ des Glaubens in unseren Tagen? Ich bin ziemlich sicher, wer dieses „Warum“ im Blick behält, der kommt durch!

Kontakt zur Autor:

Leiter der Abteilung Sozialpastoral, Ehrenamt und Gremien

Roman Blaut

Zwölfling 16
45127 Essen