Impuls: Kain und das Ruhrgebiet

Wissen Sie, welche Person am Anfang der Ruhrgebietsgeschichte steht? Die Antwort mag überraschen und ärgern. Es ist der Brudermörder Kain. Jedenfalls nach der Bibel gehen Schmiedehandwerk, Eisenindustrie, Musik und städtische Kultur auf den ersten Straftäter und seine Familie, seine Nachkommen zurück. Man stößt darauf, wenn man die bekannte Kainsgeschichte weiter liest (Gen 4, 17ff).

Dass Kain nach seiner Straftat und trotz seiner Strafe überhaupt noch Zukunft hatte, Kind und Kindeskinder bekommen konnte, eine Stadt gründete, das hat er einem Schutzzeichen zu verdanken. Gott schützt den Täter. Gott stellt sich gegen den Mainstream. Er will Kain nicht vernichtet wissen. Eine Provokation höchsten Grades.

Provokation für viele mag es auch sein, wenn der Papst (heute) am Tag der Gefangenen im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit Strafgefangene in den Petersdom einlädt. Unsere Bischöfe besuchen die Gefängnisse im Ruhrgebiet. Vielleicht sehen Sie dann in der Bochumer Krümmede durch das Gitterfenster der Gefängniskapelle (Foto) den Förderturm des Bergbaumuseums. Und denken an Kain, der irgendwie am Anfang des Ruhrgebietes steht. Alfons Zimmer

Pastoralreferent in der JVA Bochum

Alfons Zimmer