Dreifaltigkeit

Dreifaltigkeit. Komisches Wort. Und „dreifaltiger Gott“: eine schwierige Vorstellung, irgendwie kaum zu glauben.

Mir hilft eine kleine Handlung: Ich nehme ein Taschentuch in die Hand. Bevor ich es gebrauchen kann, muss ich es „entfalten“, auseinanderfalten. Lage für Lage öffnet sich das Tuch, wird größer – bis ich es schließlich in seiner ganzen Länge und Breite in den Händen halte und benutze.

Vielleicht ist es ja mit Gott ähnlich. Gott ist Gott – fertig. Aber immer mehr „entfaltet“ er sich, wird größer, zeigt neue Seiten – und bleibt am Ende doch das, was er am Anfang war: Gott.

Am Morgen der Schöpfung zeigt sich Gott als Geistkraft, die über dem Wasser schwebt und das Chaos zum Kosmos werden lässt. Der Schöpfergott geht an der Seite seiner Geschöpfe und erweist sich immer mehr als Vater, der für seine Kinder sorgt. Allmächtig und barmherzig, väterlich und mütterlich ist er da. Gegenwärtig. Ganz nah kommt er den Menschen dann, als er selbst Mensch wird. Der Sohn Gottes wird geboren und lebt als Mensch unter Menschen. Wie Gott ist, wird in Jesus Christus sichtbar und spürbar: Gott nährt und stärkt, Gott tröstet und heilt. Jesus Christus leidet und stirbt – und ist so auch in den dunklen Stunden an unserer Seite. Seine Auferstehung lässt uns hoffen. Und dann ist es wieder der Atem Gottes, die Kraft des Geistes, die sendet – die Jüngerinnen und Jünger damals und uns heute. Damit aus dem Chaos unserer Welt Kosmos wird.

Ein zweites Mal ist mir das Taschentuch eine Hilfe – seine Länge und Breite: das Kreuzzeichen. Es umgreift mich von oben bis unten, von links bis rechts, verbindet mich mit dem Vater im Himmel, mit Jesus Christus in den Tiefen meines Lebens. Und es spannt mich aus – weltweit, zu den Menschen links und rechts an meiner Seite. Das alles ist Gott, für den ein Name zu wenig ist. Ich brauche den dreifaltigen und dreieinen Gott. Marie-Luise Langwald

Referentin für Gemeinschaften und missionarische Spiritualität

Dipl.-Theol. Marie-Luise Langwald

Zwölfling 16
45127 Essen