Ruhrbischof ruft zum Einsatz für Flüchtlinge auf

Ein stärkeres Engagement für Flüchtlinge und mehr Gastfreundschaft mahnt Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck in seiner Predigt in der Osternacht an. Es sei für uns Christen wie auch für die Gesellschaft eine Pflicht, integrierend zu wirken.

Predigt in der Osternachtfeier im Essener Dom

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck hat in seiner Osterpredigt zu einem stärkeren Einsatz für Flüchtlinge und zu mehr Gastfreundschaft aufgerufen. „So vielfältig die Gründe sind, warum Menschen aus ihrer Heimat flüchten müssen, so vielfältig sind auch die Gründe, warum wir hierzulande neu lernen müssen, gastfreundlich zu sein“, sagte Overbeck am Samstagabend in der Osternachtfeier im Essener Dom. Er warnte zugleich vor der zunehmenden Angst nicht weniger Menschen, die von Überfremdung reden und nach Identität durch Abschottung suchen. „In den konkreten Umständen, in denen wir heute hier in Deutschland leben, ist es für uns Christen und für uns als Gesellschaft eine Pflicht, integrierend zu wirken, Menschen aufzunehmen und ihnen Heimat mit uns zu ermöglichen“, betonte der Bischof.

Es sei selbstverständlich, so Overbeck, dass die Politik wie auch die Kirchen aufgefordert seien alles zu tun, damit in den Heimatländern derer, die fliehen wollen und müssen, Menschen in Würde leben können. Der Bischof erinnerte dabei an die Flüchtlinge aus Syrien und aus dem Irak, aus Afghanistan sowie an die unzähligen Flüchtlingsströme in den Bürgerkriegsgebieten Afrikas. „Denken wir aber auch an die vielen Flüchtlinge, die aufgrund von Arbeitslosigkeit aus den lateinamerikanischen Ländern nach Norden fliehen, dann wissen wir, dass es keine einfachen Wege gibt, diese unheilvollen Zusammenhänge zu begreifen und zu verstehen.“ 

Die Geschichte von der Flucht des Volkes Israel aus Ägypten mahne zu einer gastfreundlichen Offenheit, zum Einsatz für sozialen Frieden und der Erkenntnis, dass Gott so auch in der Geschichte handelt. Overbeck: „Wir dürfen die oft so schutzlosen Menschen, die wirtschaftlichen Interessen, dem politischen Kalkül und wahlloser Ausnutzung auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind, nicht der Gewalt und dem Untergang überlassen.“

Er wisse, so der Bischof weiter, dass bereits vieles in Deuschland geschehe, dass diesem Ziel diene. Er wisse aber auch um die Gefahren von gefährlichen Stammtischparolen und Abschottungstendenzen. „Wir lösen kein Problem, in dem wir es verdrängen, sondern indem wir mit dem uns Möglichen und einem Überschuss an Hoffnung helfen“, mahnte er.

Flucht habe immer auch mit Gewalt und mit der Sehnsucht der Menschen nach Frieden zu tun. Friede, so Overbeck, sei aber mehr als das Schweigen der Waffen, wie es einmal Papst Paul VI. formuliert habe. Auch die Israeliten hätten auf ihrer Flucht erst eine konflikitve, vierzigjährige friedlose Zeit auf dem Weg durch die Wüste hinter sich bringen müssen, um zu lernen, dass Frieden den nach Gerechtigkeit dürstenden Menschen brauche und die Überzeugung, dass der Friede das Werk Gottes sei. Deswegen dürften wir heute Konflikte niemals beschönigen, klein reden oder ignorieren, warnte der Bischof. Sich Konflikten zu stellen, sei der erste Weg zur Lösung. Einem Konflikt zu begegnen, bedeute ihn zu erleiden und ihn zum Ausgangspunkt eines neuen Prozesses auf der Suche nach besseren Wegen zu machen. So geschehe Friedensstiftung. Overbeck: „Um der Armen und der Flüchtlinge willen sind wir Christen Botschafter des Friedens und Zeugen der Osterbotschaft.“(ul) 

Predigt Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck im Wortlaut (PDF)

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