Neuer Domorganist gibt Antrittskonzert

Sebastian Küchler-Blessing, seit Anfang Februar dieses Jahres Domorganist am Hohen Dom zu Essen, gibt am 9. April 2014 im Dom sein Antrittskonzert, das gleichzeitig dem 10. Geburtstag der großen Rieger-Orgel gewidmet ist. Der mit 26 Jahren derzeit jüngste Domorganist Deutschlands unternimmt einen Streifzug durch die Musikepochen.



Sebastian Küchler-Blessing spielt zum Geburtstag der Rieger-Orgel

Mit einem offiziellen Antrittskonzert stellt sich der neue Organist am Essener Dom, Sebastian Küchler-Blessing, am Mittwoch, 9. April, 19.30 Uhr, vor. In dem Konzert, das gleichzeitig dem 10. Geburtstag der insgesamt 69 Register umfassenden Rieger-Orgel gewidmet ist, unternimmt der mit 26 Jahren derzeit jüngste Domorganist Deutschlands einen Streifzug durch die Musikepochen, vom Barock bis in die Gegenwart. Erstmals wird es eine Live-Übertragung geben. Auf einer Leinwand können die Konzertbesucher das virtuose Spiel der Finger am Orgeltisch verfolgen.

Erklingen wird ein frühes Werk von Johann Sebastian Bach (1685-1750) – die Toccata und Fuge F-Dur, die gleich mehrfach Grenzen sprengt: bis dato in der Toccata die längsten beiden Orgelpunkte, das schwierigste und längste Pedalsolo sowie die überraschendsten Harmonien, geradezu himmelsstürmend, mitreißend und grandios. Die Fuge steht dem in Nichts nach: mit großem Atem, voller Überschwang und Grandezza geschrieben.

Auf dem Programm stehen außerdem zwei Werke des französischen Organisten und Komponisten Jehan Alain (1911-1940), und zwar zunächst die „Deuxieme Fantaisie“. Sie sprengt Grenzen auf ganz andere Art: durch afrikanische Rhythmen, fremdartig-farbige Tonsprache, von ganz rätselhafter, entrückter Schönheit, schwerelos und sich von mitteleuropäischer Musikkultur lösend. „Le Jardin Suspendu“ – die "hängenden Gärten" ist der Titel des zweiten Werkes des Franzosen, das im Essener Dom erklingen wird. Musikalisch ausgestaltet ist die Komposition durch eine völlige Entrücktheit in Tempo, Melodie und Bewegung und ist eines der „zartesten“ Werke der Orgelliteratur.
 
Natürlich ist auch Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) im Konzert von Küchler-Blessing vertreten, und zwar mit der Fantasie für eine Orgelwalze f-moll KV 608. Das Werk entstand in Mozarts Todesjahr als Trauermusik für einen Orgelautomaten und ist deshalb in der Adaption für Orgel für den Interpreten schwer darstellbar, weil Mozart beim Schreiben nicht auf die Technik Rücksicht nehmen musste. „Als menschlicher Interpret kann man dafür aber die ungeheure Espressivität dieser Komposition voll und ganz ausdeuten - im Zerrissenen, maximal Strengen, im Sanglichen, im Abgebrochenen“, so Küchler-Blessing.

Gespannt sein darf man auf die „Wendeltreppe für große Orgel und Tonband“ (2014) des Freiburger Kirchenmusikers, Organisten und Komponisten Jan Esra Kuhl (geboren 1988). Das Werk wird erstmals außerhalb Freiburgs aufgeführt.

Erklingen wird außerdem Präludium und Fuge über B-A-C-H von Franz Liszt (1811-1896). Als Manifest auf den Namen Bachs geschriebenes und ebenfalls Grenzen sprengendes Werk ist die Komposition eines der schwierigsten Orgelwerke der damaligen Zeit und fordert alles von Interpret (Virtuosität, Gestaltungskraft, Atem) und Instrument (Farbenreichtum, Schnelligkeit in der Ansprache).

Schon beim Weihekonzert der Rieger-Orgel des Essener Doms im Jahr 2004  erklang der „Grand Choeur dialogue“ von Eugène Gigout (1844-1925). Das Werk des französischen Organisten und Komponisten entfaltet ein „Zwiegespräch“ zwischen Hauptorgel und „Auxiliaire“. Es geht um These, Antithese und Synthese.

Am Ende des Konzertes machen die Besucher Programm. Dann nämlich spielt Sebastian Küchler-Blessing eine „improvisierte Symphonie“ über Themen aus dem Publikum. Aus einer Auswahl von Wünschen, die während der Pause auf Zetteln notierten werden können, wird der Domorganist eine Symphonie improvisieren. Einfluss auf die Themen hat er nicht, egal ob sie  geistlich oder weltlich sind, ob Popmusik, Oper, Renaissance, Musical, Kirchenmusik oder aus einem ganz anderen Genre.

Der Eintritt ist frei. Nach dem Konzert wird am Ausgang um eine Spende zur Förderung der Essener Dommusik gebeten. (do)


Sebastian Küchler-Blessing, Jahrgang 1987,erhielt seine musikalische Ausbildung bei Sontraud Speidel (Klavier), Christoph Bossert, Martin Schmeding, Szigmond Szathmáry (Orgel), Otfried Büsing (Musiktheorie) und Karl Ludwig Kreutz (Improvisation) in Karlsruhe, Trossingen und Freiburg. Weitere prägende Lehrer waren Hans Michael Beuerle und Manfred Schreier (Dirigieren). Derzeit studiert Küchler-Blessing in der Solistenklasse von Martin Schmeding und Frédéric Champion und wurde zum 1. Februar dieses Jahres als Domorganist an den Hohen Dom zu Essen berufen.

Der Leipziger Bach-Preisträger gewann mit dem Mendelssohn-Preis den ältesten deutschen Musikpreis und mit dem 1. Preis der Internationalen Orgelwoche Nürnberg einen der renommiertesten Orgelwettbewerbe. Küchler-Blessing ist außerdem Preisträger der Improvisationswettbewerbe Schwäbisch Gmünd und Herford und gewann als einziger Organist den Publikumspreis der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. 2014 wird er den neugeschaffenen Arthur-Waser-Preis des Luzerner Sinfonieorchesters, eine der höchstdotierten Auszeichnungen der Schweizer Musikszene, entgegennehmen.

Seine Arbeit führt ihn mit Musikern wie Claudio Abbado, Gustavo Dudamel, Reinhold Friedrich und Wolfram Christ und Ensembles wie dem Windsbacher Knabenchor, Luzerner Sinfonieorchester, Stuttgarter
Kammerorchester, Prager Kammerorchester und dem Barockorchester l’Arpa festante zusammen. Seit zehn Jahren wird Sebastian Küchler-Blessing von der Deutschen Stiftung Musikleben unterstützt. Weitere bedeutende Förderungen erhielt er durch die Jürgen-Ponto-Stiftung und die Mozart Gesellschaft Dortmund. Bereits als Schüler wurde er in die Studienstiftung des deutschen Volkes aufgenommen.

Seine Konzerttätigkeit führt ihn zu Festivals wie der Bachwoche Ansbach, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, dem Rheingau Musikfestival, ins Kultur- und Kongresszentrum Luzern, Konzerthaus Dortmund, Philharmonie Essen, Konzerthaus Berlin, in den Frankfurter, Bremer und Magdeburger Dom, ins Freiburger Münster sowie an die historischen Orgeln von Amorbach, Ottobeuren und der Thomaskirche Leipzig. (skb)

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