„Es ist eine humanitäre Katastrophe“

Zehntausende Christen sind im Nordirak auf der Flucht vor den Kämpfern der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS). Sie rennen um ihr nacktes Leben. In einem eindringlichen Appell bittet der Chaldäische Patriarch von Babylon, Louis Raphaël I. Sako, die internationale Völkergemeinschaft um Schutz für die Christen und andere Minderheiten im Irak.



Dringender Hilferuf des Chaldäischen Patriarchen von Babylon

In einem eindringlichen Appell bittet der Chaldäische Patriarch von Babylon und Präsident der Versammlung katholischer Bischöfe im Irak, Louis Raphaël I. Sako, die internationale Völkergemeinschaft um Schutz für die Christen und andere Minderheiten im Irak. Zehntausende Christen fliehen zurzeit vor den Kämpfern der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS). Kirchen, Klöstern, Handschriften, Reliquien und des christlichen Kulturerbes werden zerstört.


Hier der Hilferuf des Chaldäischen Patriarchen im Wortlaut:

„In der Nacht vom 6. auf den 7. August feuerten Isis-Kämpfer Granaten auf die Mehrzahl der Dörfer in der Ninive-Ebene ab und kontrollieren inzwischen das Gebiet. Die etwa 100.000 dort ansässigen Christen flohen voller Entsetzen und Panik aus ihren Häusern und Dörfern und mussten dabei all ihre Habe zurücklassen. Wie bei einem Exodus oder vergleichbar mit einem Kreuzweg flüchten Christen zu Fuß in der sengenden Sommerhitze des Irak in die kurdischen Städte Erbil, Duhok und Soulaymiyia, unter ihnen auch kranke und alte Menschen, Kinder und Schwangere. Es geht hier um eine humanitäre Katastrophe und um einen drohenden Völkermord. Die Menschen benötigen Wasser, Essen und Obdach.

Hinsichtlich der Kirchen und deren Besitztümer, die inzwischen von den Isis-Kämpfern eingenommen wurden, wird von Zerstörung und Entweihung berichtet. Alte Manuskripte und Dokumente (1500) werden von den Kämpfern derzeit verbrannt.

Die Zentralregierung ist ganz offensichtlich nicht in der Lage, Recht und Ordnung in diesem Teil des Landes wiederherzustellen. Ebenso bestehen Zweifel an der Fähigkeit von Kurdistan, dem entschlossenen Vormarsch der Dschihadisten Einhalt zu gebieten. Zudem gibt es kein gemeinsames Vorgehen der Zentralregierung und der Autonomen Regionalregierung. Dieses Machtvakuum nutzt die Isis für ihre Zwecke aus, um ihre Herrschaft des Schreckens durchzusetzen. Internationale Unterstützung wird ebenso benötigt wie eine professionell agierende und gut ausgerüstete Armee. Die Situation wird auf dramatische Weise zunehmend schlechter.

Wir appellieren voller Trauer und Schmerz an das Gewissen aller Menschen guten Willens, an die Vereinten Nationalen und die Europäische Union und bitten darum, das Leben dieser unschuldigen Menschen zu retten. Wir hoffen, dass es noch nicht zu spät ist.“

Erst am 27. Juli hatte Monsignore Dr. Michael Dörnemann, Leiter des Dezernates Pastoral im Bistum Essen, einen Gottesdienst mit der Chaldäischen Gemeinde in Essen gefeiert und zur Solidarität und zum Gebet für die verfolgten Christen im Irak aufgerufen. „Wir können und müssen die politisch Verantwortlichen weltweit an ihre Pflicht erinnern, alles Menschenmögliche zu tun, um dem Grauen ein Ende zu setzen“, so Dörnemann. Wer, wie die Islamisten im Irak, Gewalt ausübe und die Menschenwürde verletze, handle niemals im Namen Gottes. (do)


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