Kirchengemeinschaft als Glaubensgemeinschaft

Sich um die Ökumene zu sorgen und die Einheit der Christen zu leben, ist ein wesentlicher Glaubensvollzug. Das unterstrich Bischof Overbeck im Gottesdienst zum 50. Jahrestag der Verabschiedung und Veröffentlichung des Ökumene-Dekrets des Zweiten Vatikanischen Konzils. Die Einheit der Christen mache ihr Wesen als Kirche aus.



Gottesdienst zum 50. Jahrestag des Ökumene-Dekrets im Essener Dom

Die Einheit der Christen macht ihr Wesen als Kirche aus. Das unterstrich Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck am Freitagabend im Gottesdienst aus Anlass des 50. Jahrestages des Ökumene-Dekretes des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965). Dieses Dokument begründet die ökumenische Öffnung der Katholischen Kirche und wurde zum wegweisenden Impuls für das katholische Engagement im ökumenischen Dialog.  „Uns um die Ökumene zu sorgen und die Einheit der Christen zu leben, ist ein wesentlicher Vollzug unseres Glaubens“, sagte der Bischof bei der Feier im Essener Dom, an dem auch Vertreterinnen und Vertreter der Evangelischen Kirche von Westfalen und im Rheinland sowie der Griechisch-Orthodoxen Kirche teilnahmen.

Der Bischof erinnerte auch an die schmerzliche Trennung von Ost- und Westkirche im Jahr 1054 sowie an die mit der Reformation im 16. Jahrhundert erfolgte Spaltung der Katholischen Kirche in Deutschland. Das Zweite Vatikanische Konzil habe mit seinem Mahnruf und Aufruf, die „Zeichen der Zeit“ zu erkennen, der Ökumene neue Energie gegeben. Vieles sei in den vergangenen 50 Jahren durch persönliche Begegnungen, theologische Reflexionen, geistliches Ringen und gemeinsames Beten entstanden und gewachsen. „Dafür bin ich und können wir unendlich dankbar sein“, so Overbeck.   


Ökumene ist eine Suchbewegung


Ökumene sei heute eine „Suchbewegung“. Es gelte, „das zu finden, was Gott heute von uns will“. Daher sei Ökumene eine Dialogprozess und Kommunikationsgeschehen, „in dem sich die Partner gegenseitig anerkennen und das Ziel des Dialogs gemeinsam akzeptieren“. Die Ökumene lebe von Vertrauen. Dabei dürften die legitimen Verschiedenheiten nicht verleugnet werden. „Wir müssen sie im Sinne einer gegenseitigen Ergänzbarkeit gemeinsam fruchtbar machen“, so Overbeck. Katholiken wünschten sich zutiefst, „dass es um eine sichtbare Gemeinsamkeit in versöhnter Verschiedenheit und gemeinsam verpflichtender Verbundenheit gehe“, die alle Christen umfasse und mehr sei als eine „lediglich institutionelle Eingliederung“ anderer Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften.

„Ökumene ist Kirchengemeinschaft als Glaubensgemeinschaft“, betonte der Bischof. Um das gemeinsame Entscheiden und Handeln der Kirche voran zu bringen, bedürfe es der Bereitschaft zur Versöhnung. „Diese setzt voraus, dass die Kirchen den Weg der lebendigen Begegnung und der geistlichen Erfahrung, des theologischen Dialogs und der gegenseitigen Korrektur miteinander suchen und üben“, sagte Overbeck. Durch eine solche Versöhnung werde zwar die Verschiedenheit nicht aufgelöst. Doch die Kirchen verlören ihren trennenden Charakter. „Eine Kirche, der die Einheit wieder geschenkt ist, wird nicht uniform sein. Es wird eine reiche und vielfältige Einheit sein“, betonte der Bischof.


Weiterhin aufeinander zugehen


Dass das Ökumene-Dekret des Konzils eine deutliche Öffnung für das ökumenische Gespräch darstelle, unterstrich Vizepräsident Albert Henz von der Evangelischen Kirche von Westfalen in seinem Grußwort. „Wir sind dankbar dafür, dass wir mittlerweile mit der gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre einen Grundkonsens im Verständnis des Evangeliums erreicht haben, der weiter trägt als alle beschreibbaren Unterschiede“, betonte Henz. Das Reformationsjubiläum 2017 werde „nicht triumphalistisch als Fest der Dokumentation unserer Unterschiedlichkeit“ gefeiert. Er ermutigte dazu, das Aufeinanderzugehen unbedingt fortzusetzen.

„Der Aufbruch vor 50 Jahren hat etwas verändert zwischen unseren Kirchen“, schreibt Erzbischof Augoustinos Labardakis, Metropolit der griechisch-orthodoxen Metropolie von Deutschland, in seiner Botschaft, die Pfarrer Panagiotis Karagiouvanis, Oberhausen, verlas. Der Metropolit erinnert dankbar an die zahlreichen Begegnungen der Päpste mit dem Patriarchen von Konstantinopel. „Das früher nicht Selbstverständliche ist selbstverständlich geworden“, so Augoustinos.

Es war ein bewegender Augenblick, als im Gottesdienst als Zeichen des gemeinsamen Glaubens eine so genannte „Credo-Kerze“ entzündet wurde, die mit einer Kurzform des Glaubensbekenntnisses beschriftet ist. Gemeinsam beteten und sangen die Christinnen und Christen. Das Vokalensemble unter Leitung von Frederik Punsmann, Domorganist Sebastian Küchler-Blessing sowie Studenten der Orgelklasse der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf verliehen der Feier durch ihre ausdrucksstarken musikalischen Darbietungen eine ganz besondere Note.


Unverzichtbares Zeugnis des christlichen Glaubens


„Den guten Weg der Ökumene weiter zu gehen, auch über das bisher Erreichte hinaus“, dafür warb Weihbischof Wilhelm Zimmermann, Bischofsvikar für Ökumene und Interreligiösen Dialog, beim anschließenden Empfang. Das gemeinsam Verbindende sei viel stärker als das Trennende. „Heute ist ein Tag des Dankes für das, was wir gemeinsam in den letzten 50 Jahren erreicht haben“, sagte Zimmermann. Er dankte allen, die die Ökumene tragen und gestalten: in den Pfarreien und Gemeinden, in Kirchenkreisen und Stadtdekanaten, in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirche (ACK), in den vielen Diensten, Einrichtungen und Initiativen. „All dies ist ein unverzichtbares Zeugnis des christlichen Glaubens“, betonte der Weihbischof. (do)


Predigt von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck

Grußwort von Vizepräsident Albert Henz, Evangelische Kirche von Westfalen

Grußwort von Pfarrer Panagiotis Karagiouvanis

Begrüßung beim Empfang durch Weihbischof Wilhelm Zimmermann

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