Geistige Quelle für viele

Im Alter von 84 Jahren ist am 13. Mai 2012 der Oberhausener Philosoph Professor Dr. Georg Scherer verstorben. Seine Gabe, komplexe und schwierige Gedanken aus der Geschichte der Philosophie und der Theologie so aufzubereiten, dass sie eine überraschende Aktualität bekommen, war sein Markenzeichen.



Professor Dr. Georg Scherer im Alter von 84 Jahren gestorben

Wer ihn in einer seiner ungezählten Vortrags- oder Seminarveranstaltungen als Referent oder Diskutant erlebte, spürte, dass hier jemand aus einer schier unerschöpflichen Quelle, aus der Tradition der Geistesgeschichte schöpft, und dabei selbst für andere zu einer Quelle wird. Seine Gabe, komplexe und schwierige Gedanken aus der Geschichte der Philosophie und der Theologie so aufzubereiten, dass sie eine überraschende Aktualität bekommen, war sein Markenzeichen. Am Sonntag, 13. Mai 2012 ist der Oberhausener Philosoph Professor Dr. Georg Scherer im Alter von 84 Jahren gestorben.

Geboren wurde Scherer 1928 in Oberhausen. In Bonn und Tübingen studierte er Philosophie, Theologie und Germanistik und promovierte 1951 mit einer Arbeit über Max Scheler. Im Jahr 1964 wurde er als Nachfolger von Josef Pieper auf den Lehrstuhl für Philosophie an der damaligen Pädagogischen Hochschule (jetzt Universität) Essen/Duisburg berufen, den er bis zu seiner Emeritierung inne hatte. Bis in das jetzt laufende Semester hielt er dort Vorlesungen und Seminare ab. Seine Schwerpunkte waren die Anthropologie und Grundfragen der Metaphysik. „Ich bin einer der wenigen, die die klassischen Themen der Philosophie in dieser Breite behandeln“, gab er als Begründung an, bis ins hohe Alter weiter zu lehren. Vor wenigen Wochen erschien im Verlag Carl Maria Laufen seine umfangreiche Untersuchung über „Das Böse – Wesen und Wirkungen“.

Von Beginn an engagierte sich Professor Scherer in der kirchlichen Erwachsenenbildung. 1960 wurde er Direktor der „Wolfsburg“, der katholischen Akademie des Bistums Essen für die Erwachsenenbildung. Als Referent und Gesprächspartner, als Berater für die in der kirchlichen Bildungsarbeit hauptamtlich tätigen Erwachsenenbildner sowie als offizieller Gutachter zur Erwachsenenbildung für den Bischof von Essen ist er immer wieder tätig geworden. 60 Jahre lang hatte er den Vorsitz des Katholischen Bildungswerkes Oberhausen inne. Er war in dieser Funktion die lebendige Tradition im Bildungswerk, das er maßgeblich geprägt hat.
 
Ungezählten Menschen hat er durch eigene Vortragstätigkeit und seine konzeptionelle Mitarbeit geistliche und geistige Orientierung gegeben und wurde so „einer der großen und prägenden Gestalten der Oberhausener Stadtkirche und des Bistums Essen“, wie es bei einer der zahlreichen Ehrungen der damalige Oberhausener Stadtdechant Emil Breithecker anerkennend formuliert hatte.

Seine vielfältigen und umfangreichen Erfahrungen brachte Professor Scherer auch in die konzeptionelle Erarbeitung für das Kirchenzentrum der „Neuen Mitte Oberhausen“ mit ein und setzte sich als einer der ersten für den Erhalt des heute so berühmten Gasometers ein.

Scherers Verbundenheit mit „seinem Fußballclub“ Rot-Weiß Oberhausen ist legendär; bis zu seinem Tod arbeitete er auch hier in den Leitungsgremien mit und litt mit vielen Fußballfreunden unter dem Abstieg, der vor wenigen Wochen feststand. Durch die Gründung des Vereins „Texelgespräche“ und seine dort auch etwa 25jährige Vorsitzendentätigkeit stand er über die Grenzen Oberhausens hinaus für den Dialog mit den Wissenschaften und der Kunst und Kultur.

Georg Scherer wurde vielfältig ausgezeichnet. So hat Papst Johannes Paul II. ihm im Jahre 1999 die Auszeichnung „Ritter des Ordens des heiligen Gregor des Großen“ für sein jahrzehntelanges Engagement für die Kirche in der Stadt Oberhausen und im Bistum Essen verliehen.

Das Bistum Essen und die Katholischen Stadtkirche in Oberhausen sind Prof. Dr. Georg Scherer zu großem Dank verpflichtet.(ul)

 
 

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