„Eine Kirche für alle Menschen bleiben“

Die Kirche muss anders, neu werden. Das unterstrich erneut Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck auf dem Zukunftsforum des Ruhrbistums in Essen-Kettwig. Hier wurden erste Erfahrungen mit dem 2013 verabschiedeten "Zukunftsbild" gebündelt. In 40 Workshops entwickelten rund 500 Delegierte konkrete Projektideen weiter.


Zukunftsforum im Ruhrbistum arbeitete an 40 Projektideen


Der Wille zu notwendigen Veränderungen in der Kirche des Bistums Essen ist ungebrochen. Das unterstrichen die rund 500 haupt- und ehrenamtlichen Delegierten auf einem Zukunftsforum am Samstag, 20. Juni, im Jugendhaus St. Altfrid in Essen-Kettwig. Hier wurden erste Erfahrungen mit dem "Zukunftsbild" gebündelt und 40 zuvor in Expertenhearings erarbeitete konkrete Projektideen diskutiert und weiterentwickelt.

Im Sommer 2013 hatte das Bistum Essen ein „Zukunftsbild“ präsentiert, das aus einem fast zweijährigen Dialogprozess gewachsen ist. Mit den sieben Leitworten „berührt, wach, vielfältig, lernend, gesendet, wirksam, nah“ setzt es Orientierungspunkte, die das Leben und Wirken der Kirche im Ruhrbistum in Zukunft richtungsweisend prägen sollen.


Entwicklung ermöglichen und Vertrauen schaffen

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck unterstrich erneut, dass Kirche anders, ja neu werden müsse. Die Gegenwart stelle die Kirche vor große Herausforderungen, „die wir nicht ignorieren können, sondern gestalten wollen“. Entwicklungen zu ermöglichen und Vertrauen zu schaffen, um Raum für Kreativität zu ermöglichen, darum gehe es jetzt. Und Overbeck steht voll und ganz zu diesem nicht leichten Weg des Ruhrbistums: „Ja, ich will das, wenn es einen Rahmen gibt, den wir nicht verlassen“. Erfreut ist er über die Entwicklung in den letzten zwei Jahren. Das „Zukunftsbild“ schaffe Öffnung, verlange aber auch eine praktische Umsetzung, die nachhaltig sein müsse. Das mache den Veränderungsprozess verlässlich und schaffe Motivation. „Wir müssen eine Kirche für alle Menschen sein und bleiben, nicht nur eine Kirche für die Überzeugten“, betonte der Bischof.


Kein Abbruchunternehmen

Dazu Ideen zu entwickeln, kreativ zu sein und den Mut zu haben, Neues vor Ort umzusetzen, dazu ermunterte Generalvikar Klaus Pfeffer die Delegierten. „Wir haben so viele Möglichkeiten. Wir müssen es nur tun“, so Pfeffer. Es gehe nicht darum, allein auf „Rezepte von oben“ zu warten. Dabei verschwieg er die prekäre Situation kirchlicher Ressourcen nicht. „Auf der einen Seite müssen wir finanziell und strukturell zurückfahren, auf der anderen Seite wollen wir etwas Neues auf den Weg bringen“, beschrieb der Generalvikar die Situation. Das erscheine paradox, sei jedoch die Wirklichkeit. Doch eine Alternative zu Veränderungen gebe es nicht. Der Prozess im Ruhrbistum mache deutlich, „dass wir kein Abbruchunternehmen sind“.

Vier Herausforderungen standen im Mittelpunkt des Vormittags, die sich aus den Erfahrungen des Dialogprozesses und des bisherigen Zukunftsbildprozesses ergeben haben: „Du wirst gebraucht!“, „Du überzeugst!“, „Du feierst das Leben!“ und „Du glaubst nicht allein!“. Eindrucksvoll hielt hier das Improvisationstheater „Emscherblut“ den Delegierten einen Spiegel der kirchlichen Wirklichkeit vor.

Zu diesen vier Themenbereichen wurde am Nachmittag in 40 Workshops an den Projektideen gearbeitet, um diese weiterzuentwickeln und nach konkreten Umsetzungsmöglichkeiten zu suchen. Hier wurde trotz mancher kontroverser Positionen gemeinsam nach tragfähigen und realistischen Lösungen gesucht. Bei der abschließenden Bewertung der vielen Ideen zeichneten sich einige „Favoriten“ ab, die den Delegierten besonders wichtig sind unbedingt umgesetzt werden sollten: zum Beispiel die Schaffung einer Willkommenskultur in den Kirchengemeinden, Vielfalt der Gottesdienstformen, neue Nutzungsmöglichkeiten für Kirchen, Modelle ehrenamtlicher Leitung, Ehrenamtsagentur, Sozialpastorale Zentren, Zentren für Trauer, Pilgerwege im Ruhrgebiet, City-Pastoral, Integration Hilfsbedürftiger, Interreligiöser Dialog oder Internetseelsorge.

Jetzt müssen die vielen Ideen und Vorschläge ausgewertet werden. Dabei ist zu prüfen, wo strukturelle bischöfliche Entscheidungen notwendig sind, wo investiert werden muss und was ohne den „Segen der Bistumsleitung“ realisiert werden kann. Beim Fest der Begegnung aller am Zukunftsprozess Engagierten am 29. August in Essen sollen erste Ergebnisse präsentiert werden.


Wir sind auf einem guten Weg

Die Delegierten verließen mehrheitlich das Zukunftsforum mit dem Gefühl, „im Bistum auf einem wirklich guten Weg zu sein“, auch wenn es kein leichter Weg sei. Das ergab eine Befragung des Plenums. Dass die Projektideen die Kirche im Ruhrbistum verändern würden, davon sind die meisten überzeugt, doch etliche Delegierte erwarten eher nur punktuelle Veränderungen. Doch das Zukunftsforum habe Hoffnung gemacht. (do)


Predigt von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck in der Eucharistiefeier zum Abschluss des Zukunftsforums

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