Wort und Wirken stimmten überein

Als „einen prophetischen Mahner und guten Hirten“ hat der langjährige Vorsitzende der Bischöflichen Kommission Adveniat und Essener Weihbischof Franz Grave den vor zehn Jahren verstorbenen brasilianischen Erzbischof Dom Helder Camara gewürdigt.

Weihbischof Grave zum 10. Todestag von Dom Helder Camara

Als „einen prophetischen Mahner und guten Hirten“ hat der langjährige Vorsitzende der Bischöflichen Kommission Adveniat und Essener Weihbischof Franz Grave den vor zehn Jahren verstorbenen brasilianischen Erzbischof Dom Helder Camara gewürdigt. Der weit über die Grenzen Brasiliens hinaus bekannte Kirchenmann und Menschenrechtsverfechter gehöre zu den „ganz großen Bischofsgestalten der Kirche Lateinamerikas“, sagte Grave. Dom Helder habe die Option für die Armen nicht nur immer wieder eingefordert, sondern auch selbst gelebt. Grave: „Wort und Wirken stimmten beim Dom Helder Camara überein. Sein Vermächtnis ist uns eine bleibende Verpflichtung.“

Wenige Monate vor dem Tod Dom Helder Camaras hatte Weihbischof Franz Grave den früheren Erzbischof von Olinda und Recife, einer Diözese im armen Nordosten Brasiliens, in dessen Haus besucht. (ul)

Zur Person: Erzbischof Dom Helder Camara

Camara, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, hatte sich schon als junger Priester für soziale Anliegen und die Arbeiterschaft engagiert. Als junger Weihbischof in Rio de Janeiro hatte er sein Bekehrungserlebnis: „Diese Favelas“, sagte ihm ein alter Mitbruder, auf die Elendshütten zeigend, „sind eine Beleidigung für den Schöpfer“. Camara erkannte, wie er sagte, in den Armen das Antlitz Jesu und wurde zum prominenten Kämpfer gegen soziale Ungerechtigkeit, die er eine „kollektive Sünde“ nannte. Camara verkörperte die Theologie der Befreiung. Als Bischof von Olinda und Recife erregte er politisch immer häufiger Anstoß. Er legte sich mit der Militärdiktatur an, kämpfte für Menschenrechte und die Forderung der Rückkehr nach Demokratie. Camara gründete nicht nur die Brasilianische Bi-schofskonferenz, sondern auch die ersten Basisgemeinden. Als er 1970 in Paris öffentlich über die grauenvollen Folterungen durch brasilianische  Militärs sprach, gab es zunächst eine Pressekampagne gegen ihn. Dann schwiegen ihn die Medien zehn Jahre lang tot. Kritiker sprachen vom „roten Bischof“. In Europa wurde der lateinamerikanische Kirchenmann umso berühmter. Auch wenn er konsequent für das Prinzip der Gewaltlosigkeit eintrat, galt er vielen als verkappter Kommunist oder politischer Aufrührer. Für seine Anhänger blieb er ein glaubwürdiger Vorkämpfer der nachkonziliaren Kriche für eine gerechtete Welt. 1985 ging er in den Ruhestand. Als Camara 1999 starb, würdigte ihn Papst Johannes Paul II.  als einen „engagierten Seelsorger“ und erinnerte an die „unzähligen pastoralen Aktivitäten“ des Verstorbenen. Camaras Leichnam ruht in der Kathedrale von Recife. Auch dank einer Stiftung geht sein Wirken in Lateinamerika, Asien oder Afrika weiter.(kna)

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