Weniger Empörung – mehr Sachlichkeit

Für die Debatte über die Armut in Deutschland mahnte Bischofsvikar Prälat Dr. Hans-Werner Thönnes mehr Sachlichkeit an. Eine zu große Empörung berge die Gefahr der Entsolidarisierung innerhalb der Gesellschaft.

Bischofsvikar Thönnes lobt Arbeit der kirchlichen Hilfswerke

Mit Blick auf die in Deutschland öffentlich geführten Armutsdebatten der vergangenen Monate rief der Bischofsvikar für die Caritas, Prälat Dr. Hans-Werner Thönnes, zur Deeskalation und Versachlichung auf. „Fakt ist dagegen aber – und das sollte uns nicht gleichgültig sein -, dass diese vermeintlich klugen Empörungsdebatten die Gefahr bergen, die Entsolidarisierung in der Gesellschaft noch zu beschleunigen“, mahnte Thönnes auf dem Jahresempfang des Diözesan-Caritasverbandes im Bistum Essen. Es sei die Aufgabe aller, eigenverantwortlich der „Erosion der Solidarität in unserer Gesellschaft entgegenzutreten“. Dies dürfe dennoch nicht dazu führen, sich durch das Argument der Eigenverantwortung der Pflicht zur Solidarität mit Bedürftigen zu entziehen, betonte der Bischofsvikar. Für jede Art der Hilfe sei jedoch eine Einstellung von grundlegender Bedeutung, die dem Gegenüber mit Respekt begegnet und die individuelle Würde wahrt. „Aus dieser Haltung erst ist Hilfe ohne Herablassung möglich und werden Menschen zur Wahrnehmung ihrer Eigenverantwortung befähigt und gestärkt“, so Thönnes.

Auch „wenn die letzte Kamera und das letzte Mikro die Region verlassen haben, werden sich immer noch Christen mit ihren Hilfswerken finden, die weiter helfen“, unterstrich Thönnes die Bedeutung der kirchlichen Hilfswerke. Begründet sei dies in einem besonderen Menschenbild, das um die Schwächsten der Gesellschaft herum konstruiert sei. „Der schmutzige Obdachlose in der Fußgängerzone ist kein Gegenstand lobenswerter, aber herablassender Wohltätigkeit. Sondern er ist mein Bruder, und in ihm erscheint mein Richter und Herr“, unterstrich der Bischofsvikar die Motivation, sich ohne jegliches Kalkül auf die Seite der Armen und Hilfsbedürftigen zu stellen. Die Caritas-Jahreskampagne 2012 mit dem Titel „Armut macht krank“ habe auf besondere Weise deutlich gemacht, wie nahe die zahlreichen Einrichtungen und Angebote der Caritas an den Problemen der Menschen seien. Für das Engagement dankte Thönnes den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den zahlreichen Ehrenamtlichen in den verschiedensten caritativen Bereichen und wünschte ihnen Gottes Segen und Kraft für die weitere Arbeit. (ja)

Ansprache Bischofsvikar ThönnesAnsprache Bischofsvikar Thönnes

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