St. Hildegardis-Gymnasium öffnet sich auch für Jungen

Waren früher Mädchen Verlierer des Bildungssystems, sind es heute zunehmend Jungen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und sowohl Mädchen als auch Jungen optimal und individuell zu fördern, wird das Bischöfliche St. Hildegardis-Gymasium Duisburg ab dem Schuljahr 2014/2015 auch Jungen aufnehmen.


Der Benachteiligung von Jungen im Bildungsprozess entgegenwirken

Das Bischöfliche St. Hildegardis-Gymnasium in Duisburg nimmt mit Beginn des Schuljahres 2014/2015 auch Jungen auf. Das kündigte der Dezernent für Schule und Hochschule des Bistums Essen, Bernd Ottersbach, am Freitag, 7. Juni, in Duisburg an.

„Waren früher Mädchen Verlierer des Bildungssystems, sind es heute zunehmend Jungen“, so der Schuldezernent. Mit der Neuausrichtung des Bildungsangebotes wolle das Bistum Essen dieser Entwicklung entgegenwirken. Dies entspreche zugleich dem katholischen Auftrag, Schwache zu fördern. Dabei soll jedoch das spezifische Bildungsangebot für Mädchen an der traditionsreichen Schule, die zurzeit von 712 Schülerinnen besucht wird, erhalten bleiben. „Es geht uns als Schulträger um die konsequente Umsetzung der individuellen Förderung für Mädchen und Jungen durch Ausbau ihrer Stärken und Behebung ihrer Schwächen“, betonte Ottersbach.

Neben „Schutzräumen“ für die Belange des jeweiligen Geschlechts sollten auch „positive Rollenmodelle“ in bestimmten Entwicklungsphasen der Schülerinnen und Schüler zum Tragen kommen, wie zum Beispiel ein männlicher Klassenlehrer oder Lehrerinnen in naturwissenschaftlichen Fächern. So erhielten Jungen und Mädchen ein realistisches Bild des jeweils anderen Geschlechts. Die klassen- und geschlechtsübergreifende Begegnung ermöglicht nach Ansicht des Dezernenten eine Korrektur des eigenen Rollenverhaltens.   

Auch der Bevölkerungsrückgang in Duisburg sowie die sinkende Zahl katholisch getaufter Kinder seien nicht zu vernachlässigende Gründe für die Neuausrichtung des Gymnasiums mit Ganztagsbetrieb. Zudem beobachte die Schule ein wachsendes Interesse von Familien, deren Kinder nicht getauft seien. „Das schafft Akzeptanzprobleme, wenn nicht getaufte Mädchen am St. Hildegardis-Gymnasium aufgenommen werden können, katholisch getaufte Jungen aber nicht“, gibt Ottersbach zu bedenken.

Dass Eltern sich häufig eine Schule wünschen, die alle ihre Kinder besuchen können, diese Erfahrung macht Schulleiter Dr. Christoph Oster immer wieder. „Es gibt zudem Eltern, die ihre Tochter gerade deshalb nicht am St. Hildegardis-Gymnasium anmelden, weil es ausschließlich Mädchen beschult“, so Oster. Und manche Schülerinnen wechselten nach der Pubertät ganz gezielt zu Gymnasien, an denen auch Jungen unterrichtet würden.  

Schule entwickelt Konzept

In den kommenden Monaten wird die Schule ein Konzept entwickeln, mit dem die Neuausrichtung des Gymnasiums optimal umgesetzt werden kann. „Dabei geht es auch um die Entwicklung von Strukturprinzipien als Option für die Schule, bei denen natürlich der Elternwille Berücksichtigung findet“, betonte Ottersbach. Es gehe zum Beispiel um die Frage nach Klassen nur für Mädchen oder koedukativen Klassen (Jungen und Mädchen) in der Schuleingangsphase. Jungen und Mädchen phasenweise getrennt zu unterrichten – alters- oder fachabhängig – sei eine weitere mögliche Option. Intensiv werden sich das das Kollegium und die Schülerinnen auf die neue Situation vorbereiten, sei es durch Fortbildung oder besondere Angebote im Schuljahr 2013/2014.

Die Einführung der Koedukation an katholischen Schulen im Bistum Essen ist nicht neu. „Hier gibt es schon eine Menge an Erfahrung“, so der Schuldezernent. So wurde schon 1973 das Bischöfliche Abtei-Gymnasium in Duisburg-Hamborn zur koedukativen Schule (vorher nur Mädchen) umgewandelt, 1999 das Essener Don-Bosco-Gymnasium (vorher nur Jungen), 2010 das Mariengymnasium in Essen-Werden (vorher nur Mädchen) mit paralleler Mono-Edukation sowie mit Beginn des kommenden Schuljahres die BMV-Schule in Essen (vorher nur Mädchen). (do)

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen