Solidarität und Hilfe für die Verfolgten im Nordirak

Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck fordert auch von Muslimen Zeichen der Unterstützung. Er sei „verständnislos“ darüber, dass „die islamischen Religionsführer sich nicht zu der schweren Lage äußern“, sagte Overbeck bei einem Treffen mit dem chaldäischen Erzbischof von Mossul, Amel Shimon Nona, in Essen.


Overbeck: Auch Muslims sollen sich mit den Verfolgten solidarisieren

Angesichts der Verfolgung durch die islamistischen IS-Milizen hat der Essener Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck den von Mord und Vertreibung bedrohten Menschen im Nordirak die Solidarität der Katholiken im Ruhrgebiet versichert. Gleichzeitig hat Overbeck bei einem gemeinsamen Mittagessen mit dem chaldäischen Erzbischof von Mossul, Amel Shimon Nona, am Mittwoch in Essen auch Vertreter des Islam in Deutschland dazu aufgefordert, sich mit den bedrängten Menschen im Nordirak zu solidarisieren. Er sei „verständnislos“ darüber, dass „die islamischen Religionsführer sich nicht zu Ihrer schweren Lage äußern“, sagte Overbeck zu Nona und betonte: „Ich halte es für notwendig, dass es auch dort eine Solidarität gibt, die Sie unterstützt.“ Zuvor hatte auch der Bischofsvikar für die Caritas im Bistum Essen, Dr. Hans-Werner Thönnes öffentlich gefragt, „warum bislang keine islamische Autorität in Deutschland diese Verbrechen klar verurteilt und gesagt hat, dass Mord und Terror nicht mit dem Koran, mit dem Glauben vereinbar sind“.

„Es gibt viele Zeichen, die wir Ihnen geben können“, sagte Overbeck bei dem Treffen mit Erzbischof Nona. Dazu gehöre Geld für humanitäre Hilfen ebenso wie das Gebet füreinander. „Die Verbindung des Glaubens ist die stärkste, die wir haben“, so der Ruhrbischof, der darauf verwies, dass die Caritas im Bistum Essen mit ihrer Hilfe bereits seit vielen Jahren im Nordirak vor Ort sei. Zudem hätten sich die deutschen Bischöfe vor wenigen Tagen bei der Sitzung des Ständigen Rates darauf verständigt, „dass wir die Menschen im Nordirak in dieser grausamen Lage in verschiedener Weise unterstützen müssen“. Dazu gehöre für die Bischöfe auch, im Sinne einer Schutzverantwortung für die Verfolgten, „auch militärische Gewalt nicht zu verneinen“, betonte Overbeck.

Als Vertreter der Stadt Essen überreichte Sozialdezernent Peter Renzel Erzbischof Nona eine Skulptur der beiden Essener Stadtpatrone Kosmas und Damian verbunden mit dem Wunsch, dass die beiden Heiligen auch den Menschen im Nordirak Schutzpatrone seien sollen. Zudem kündigte Renzel auch im Namen des verhinderten Oberbürgermeisters Reinhard Paß an, dass die Essener Stadtspitze noch einmal explizit zu Spenden für die Menschen im Nordirak aufrufen werde.

Erzbischof Nona dankte für die vielen Zeichen der Solidarität und die umfangreiche humanitäre Hilfe aus dem Ruhrgebiet für die Christen und die anderen verfolgten Bevölkerungsgruppen im Nordirak. „Wir schätzen nicht nur die humanitäre Hilfe, sondern gerade auch die Verbindung durch das Gebet“, so Nona. Zudem wüssten die Christen in seiner Heimat aus ihrem Glauben heraus, „dass das Kreuz immer eine Phase hin zu einem besseren Ende war“, sagte Nona mit Blick auf die dramatische Situation.

Bei zahlreichen Gesprächsterminen in Deutschland in den vergangenen Tagen hatte Nona immer wieder von den rund 100.000 christlichen Menschen berichtet, die nach den Angriffen der IS-Milizen unter erbärmlichen Bedingungen in halbwegs sichere Regionen im Nordirak geflohen seien. „Viele wollen nicht zurück, auch wenn ihre Dörfer befreit wurden. Die Angst ist zu groß vor weiteren islamistischen Terrorangriffen“, so Nona. Gleichzeitig zeigte er sich enttäuscht von den Muslimen im Nordirak. „Das Verhältnis war eigentlich nicht so schlecht. Aber dann haben sie uns ausgeraubt. Viele von uns mussten mit dem fliehen, was sie am Leib trugen. Jetzt sind wir Christen auf uns allein gestellt.“ Am Donnerstag reist Nona wieder zurück in seine umkämpfte Heimat. (tr/DICV)

Pressestelle Bistum Essen

Zwölfling 16
45127 Essen