Schulpastoral "zwischen allen Stühlen"

Bei der ersten Fachtagung zur Schulpastoral im Ruhrbistum standen neben vielen Schwierigkeiten auch die großen Chancen und der wachsende Bedarf für die speziellen kirchlichen Angebote im Umfeld Schule im Mittelpunkt.

Ruhrbistum lud zur Diskussion über die Seelsorge im Umfeld Schule

Religionsunterricht auf der einen, Jugendarbeit und andere Angebote in den Kirchengemeinden auf der anderen Seite – Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Schulpastoral sehen sich häufig „zwischen allen Stühlen“. Dieser Eindruck beherrschte am Dienstag die erste Fachtagung Schulpastoral im Ruhrbistum, zu der mehr als 50 Lehrerinnen, Priester, Pastoralreferenten und weitere Interessierte ins Essener Generalvikariat gekommen waren. Als Gastreferentin machte die Koblenzer Professorin Angela Kaupp das Spannungsfeld deutlich, in dem die Menschen stehen, die in Schulen Gottesdienste und Gespräche anbieten, aber oft auch im sozialen Bereich stark engagiert sind. Gleichzeitig betonte sie, dass gerade angesichts der Schulzeitverkürzung in den Gymnasien und der zunehmenden Verbreitung von Ganztagsschulen die Bedeutung der Schulpastoral zunehme. Kaupp wandte sich – zumindest mit Blick auf staatliche Schulen – eindeutig gegen einen rein missionarischen Ansatz der Schulpastoral. Vielmehr gehe es um einen „Dienst der Kirche an der Schule und den Personen, die dort handeln“, also nicht nur an Schülerinnen und Schüler, sondern auch an Lehrern, Eltern und allen anderen Menschen im Umfeld Schule – zum Beispiel Hausmeister.

Gerade die Situation der Schulpastoral „zwischen allen Stühlen“ sei nicht nur ein Problem, sondern eben auch eine Chance, so Kaupp. Als relativ neues kirchliches Angebot sei sie „relativ unbelastet von traditionellen Erwartungen“ an Kirche. Gleichzeitig könne und müsse sie Verbindungen schaffen zu außerschulischen Formen kirchlichen Engagements. Kaupp forderte, trotz zunehmender Schwierigkeiten in der gemeindlichen Jugendarbeit oder der Katechese diese Angebote nicht einfach in die Schule zu verlegen. Dies würde die Arbeit in den Gemeinden weiter schwächen. „Es wäre einfach, die Firmvorbereitung in die Schule zu verlegen, aber es wäre nicht gut!“, so Kaupp. Dieser Einschätzung widersprachen indes mehrere Teilnehmer der Fachtagung vehement. Angesichts schwindender Strukturen in den Gemeinden vor Ort sei es besser, den Jugendlichen wenigstens in der Schule ein Gefühl einer christlichen Gemeinschaft zu vermitteln, als ganz darauf zu verzichten, so der Tenor der Kritiker.

Gerade hinsichtlich eines steigenden Leistungsdrucks für die Schüler, aber auch eines immer stärker werdenden Konkurrenzgedankens der Schulen untereinander habe die Schulpastoral die Möglichkeit zu einem besseren Zusammenleben in der Schule beizutragen. „Schulpastoral setzt einen Gegenakzent zu Wettbewerb und Notendruck und macht eine alternative Kultur des Miteinanders in der Schule erlebbar“, sagte Kaupp. Allerdings habe die Schulpastoral einen eigenen Wert für sich und dürfe nicht zur „Feuerwehr der Schule“ werden. „Es kann nicht sein, dass Schulpastoral die Aufgabe hat, das zu leisten, was Schule als Ganzes nicht schafft.“

Marlies Woltering, Ansprechpartnerin im Referat Schulpastoral im Bistum Essen, zeigte sich mit der ersten Fachtagung dieser Art sehr zufrieden. Gerade mit Blick auf das vielfältige Tätigkeitsspektrum in der Schulpastoral lud sie alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein, sich stärker miteinander und mit dem Bistum zu vernetzen. Für das kommende Jahr kündigte sie eine weitere Fachtagung an. (tr)

Kontakt zum Referat Schulpastoral: Marlies Woltering, Tel.: 0201/2204-593, E-Mail

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