Notfallseelsorge: Erste Hilfe für die Seele

Eine gute Aus- und Fortbildung ist nötig, damit die Männer und Frauen der Notfallseelsorge Opfer und Angehörige in Krisensituationen kompetent betreuen können. Dazu trägt seit zehn Jahren eine Kooperation zwischen dem Bistum Essen und der Ruhr-Universität Bochum bei.


10 Jahre Kooperation zwischen der Notfallseelsorge im Bistum Essen und der Ruhr-Universität Bochum

Ob Unfall, Suizid oder Hausbrand – bei jeder kleinen oder großen Katastrophe sind Feuerwehrleute und Sanitäter innerhalb von Minuten zur Stelle. Sie retten Menschen, versorgen Verletzte, beseitigen Schäden. Doch damit ist das Drama für die Beteiligten oft nicht vorbei, denn Unglücke hinterlassen ihre Spuren in den Köpfen – selbst wenn die Beteiligten glimpflich davon gekommen sind. Ganz zu schweigen von den Einsatzkräften, die die Schreckensbilder von Verkehrsunfällen oder Brandeinsätzen ebenfalls verarbeiten müssen. Für diese Fälle sind die Notfallseelsorgenden da. Sie kommen, wenn Feuerwehr, Polizei und Sanitäter wieder abrücken. Das seelsorgliche Angebot ist orientiert am Namen Gottes: ‚ich bin der, ich bin da für dich’ und zwar besonders dann, wenn deine Not am größten ist.

Auch wenn Gottvertrauen eine wichtige Grundlage für die Arbeit der Männer und Frauen in der Notfallseelsorge ist, bedarf es einer guten Ausbildung, um diese Aufgabe kompetent erfüllen zu können – das weiß Diakon Ulrich Slatosch, aus dem Bistum Essen, Abteilung Seelsorge in Feuerwehr und Rettungsdienst, Notfallseelsorge, aus eigener Erfahrung als Notfallseelsorger. Zusammen mit Professor Dr. Christof Breitsameter und Professor Dr. Stefan Böntert von der Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum hat er daher in diesem Wintersemester wieder eine Fortbildung für die Männer und Frauen angeboten, die sich in der Notfallseelsorge oder in der Psychosozialen Unterstützung (PSU) für Einsatzkräfte engagieren. Das 10. Jahr in Folge bekamen Praktizierende auf diesem Wege Wissen und Methoden für ihre Arbeit in Krisensituationen vermittelt.

Anfangs nahmen in der Regel 20 bis 40 Personen an den Angeboten teil, heute sind es rund 100 Anmeldungen pro Veranstaltung, die 2003 von Professor Dr. Heinrich Reinhardt initiiert wurde. „Darunter sind sowohl altbekannte, aber auch immer wieder neue Gesichter“, erzählt der Diakon. Wichtig dabei ist, dass die Teilnehmer das Programm selber bestimmen. Die Organisatoren fragen immer wieder nach, wo Bedarf ist, welche Inhalte sich die Teilnehmer wünschen und überlegen dann, welche Referenten engagiert werden können. Auf der Tagesordnung stehen neben medizinischen, soziologischen und psychologischen Themen insbesondere auch theologische Grundlagen, etwa die Frage nach Schuld, die Theodizee-Frage oder das Angebot von Ritualen. Nicht nur die Verbindung von Theorie und Praxis, sondern auch die Möglichkeit zum kollegialen Austausch machen die Kooperation von Notfallseelsorge und Ruhr-Universität Bochum deutschlandweit einzigartig. Und somit haben die Treffen neben der fachlichen Weiterbildung einen weiteren, im wahrsten Sinne des Wortes „praktischen“ Mehrwert: „Sonst gibt es für die Kolleginnen und Kollegen nur wenige Möglichkeiten, sich über die Grenzen der eigenen Teams hinaus kennen zu lernen, auszutauschen und Netzwerke zu knüpfen“, weiß Slatosch.

Dank des großen Interesses geht die Kooperation zwischen der Notfallseelsorge und der Ruhr-Universiät Bochum im nächsten Wintersemester in die elfte Runde. Dann jedoch mit einem neuen Team: Künftig wird Professor Dr. Matthias Sellman, vom Lehrstuhl für Pastoraltheologie an der RUB, zusammen mit Diakon Ulrich Slatosch die Fortbildungsreihe organisieren. Warum ihn dieses Themenfeld besonders reizt? „Es sind Situationen, in denen Gottes Botschaft erst einmal scheinbar durch das Gegenteil getestet wird. Umso wichtiger ist es, dass wir uns nicht von der Dramatik der Situationen irritieren lassen“, betont Sellmann. „Die Fortbildungsveranstaltungen können dabei eine große Stütze sein“. „Es ist einfach wichtig, dass gerade in diesen Situationen jemand für die Menschen da ist“, ergänzt Slatosch. „Auch wenn es auf den ersten Blick schwer zu glauben ist: Man gibt viel, bekommt aber auch viel selbst zurück“. Weiter Informationen unter www.bistum-essen.de. (ms)

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