von Cordula Spangenberg

Neue Gestaltungsideen für Wort-Gottes-Feiern

70 ausgebildete Leiterinnen und Leiter nahmen an der Tagung des Bistums Essen teil

Beine gekreuzt, Hände in den Taschen: So würde sich wohl kaum jemand vor dem Altar präsentieren. Durchgedrückte Knie und ein angespannter Nacken wirken dagegen verkrampft und aufgeregt. Hüftbreit aufgestellte Füße, lockere Lippen und geöffnete Hände helfen dabei, eine einladende Atmosphäre zu schaffen – in der Kirche ebenso wie auf der Straße. Welche Haltung dem Gottesdienstraum angemessen ist, probte der Schauspieler Stefan Gad am Samstag beim Studientag „Wort-Gottes-Feiern in Vielfalt“ im Essener Kardinal-Hengsbach-Haus. Teilnehmer seines Workshops waren Christen, die bereits eine Ausbildung zur Leitung alternativer Gottesdienstformen durchlaufen haben und sich deshalb regelmäßig im Altarraum bewegen. Fast alle gut 70 Wort-Gottes-Feier-Leiter, die in den vergangenen Jahren im Bistum Essen ausbildet wurden, nahmen die Gelegenheit wahr, sich an diesem Studientag über die Gestaltung liturgischer Feiern auszutauschen. Außerdem informierten sie sich über den Stand der Zukunftsbild-Projekte des Bistums Essen, die sich mit Themen rund um den Gottesdienst beschäftigen. Neben dem Workshop zum körperbewussten Auftreten holten die Teilnehmer sich an diesem Tag Impulse zur Gestaltung der Feier, zur Integration von Glaubenszeugnissen im Gottesdienst und zu Segnungsgottesdiensten für werdende Eltern und Neugeborene.

Die Wort-Gottes-Feier enthält wichtige Elemente aus dem ersten Teil des Gottesdienstes: Einführung, Bibellesung, Lied, Gebet, Fürbitte und Segen. Dennoch sei sie „keine Pseudo-Messe“, die in Ermanglung eines Priesters ohne Kommunion gefeiert würde, sagte Dr. Michael Dörnemann, Leiter des Dezernates Pastoral im Bistum Essen. „Wort-Gottes-Feiern halten das Gebet in den Gemeinden lebendig, auch wenn am Mittwochmorgen vielleicht nur sechs Menschen teilnehmen.“ Deshalb appellierte er an die anwesenden Wort-Gottes-Feier-Leiter, die beiden Feier-Formen auch dann nicht zu vermischen, wenn die Wort-Gottes-Feier sonntags gefeiert werde: „Wenn eine Eucharistiefeier nicht mehr jeden Sonntag möglich ist, muss man eben aushalten, dass es dann auch keine Kommunion gibt.“

Dr. Nicole Stockhoff, seit fünf Jahren Referentin für Liturgie im Bistum Essen und Leiterin der Tagung im Hengsbach-Haus, arbeitet mit ihrem Team daran, die Wort-Gottes-Feiern als eigenständige Form des Feierns zu etablieren, „ebenso wie Gebetsimpuls, Rosenkranz- oder Kreuzweg-Andacht, Vesper und Laudes“.

Damit das geschehen könne, lernen die Teilnehmer im Qualifizierungskurs unter anderem, Symbolhandlungen in die Feier zu integrieren. „Da gibt es viel mehr Möglichkeiten als in einer normalen Eucharistiefeier“, erklärt Stockhoff, „Meditationen etwa mit Kerzen oder Steinen, gemeinsame Verehrung des großen Evangelienbuches durch Verneigen, Knien oder Kreuzzeichen, verschiedenste Gebetsformen mit Weihrauch.“ In der katholischen Liturgie seien viele intensive, oft hoch emotionale Zeichenhandlungen möglich, die auch von jungen Menschen praktiziert würden, zum Beispiel während der Kreuzverehrung im Taizé-Gebet.

Ein Grund für die manchmal zögerliche Akzeptanz alternativer Gottesdienstformen mag auch darin liegen, dass viele Kirchenräume in ihrer frontalen Ausrichtung einzig auf die Eucharistiefeier ausgelegt und so für das gemeinsame Gebet nicht ideal geeignet sind. Deshalb liegt aktuell im Umbau und in der Verkleinerung zahlreicher Kirchen im Bistum Essen auch die Chance, die Räume zum Beispiel einer gemeinschaftsfördernden Ellipsenform anzupassen. Auch der gefühlte Notstand, der sich aus der Schließung von Kirchen und der Anonymität größerer Gemeinden ergibt, setze neues Potential frei, sagt Stockhoff: „Den Menschen ist das gemeinsame Feiern in der Kirche offenbar wichtig genug, dass sie tatsächlich kommen, um das Gebet zu erhalten – so zum Beispiel in Gladbeck, wo die monatliche Frauen-Messe jetzt als Wort-Gottes-Feier begangen wird.“ Um alte und neue Feierformen zu beleben, gibt das Liturgie-Team des Bistums Essen künftig einen Newsletter mit Impulsen für Wort-Gottes-Leiter heraus und arbeitet zudem an einem neuen „Feier-Buch“ für alternative Gottesdienstformen.

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