„Nahe bei den Menschen Zeugnis für Christus geben“

Mit einem Festgottesdienst im Essener Dom gedachte das Bistum Essen des 100. Geburtstages seines ersten Bischofs, Franz Kardinal Hengsbach. Dessen Lebensziel sei es gewesen, vor Ort bei den Menschen zu sein und Zeugnis für Christus zu geben, sagte Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck in der Predigt.

Bistum Essen gedachte des 100. Geburtstages von Franz Kardinal Hengsbach

Auch 100 Jahre nach seiner Geburt sind die Spuren, die er als erster Bischof von Essen gelegt hat, unübersehbar und immer noch spürbar.  Daran erinnerte Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck im Festgottesdienst anlässlich des 100. Geburtstages des  ersten Bischofs von Essen, Franz Kardinal Hengsbach. „Er hat das Bistum Essen aufgebaut und geprägt, gemeinsam mit vielen anderen, und auch über das Ruhrbistum hinaus seine Spuren hinterlassen“, betonte der Bischof vor den zahlreichen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kirche, Kultur und Gesellschaft im Essener Dom.

Overbeck beschrieb Hengsbach als einen Menschen und Priester, dessen Leben und Wirken in einer tiefen Christus- und Marienfrömmigkeit wurzelten. Er erinnerte an den Bischofswahlspruch Hengsbachs „Ihr sollt meine Zeugen sein“ und an ein Wort der Bistumspatronin, der Gottesmutter Maria: „Was er, Christus, euch sagt, das tut!“ Hengsbach habe gerne gesagt „Ich gehe vor Ort“, wo er immer eine „hörende Persönlichkeit“, ein „auf die Entwicklungen der Zeit und auf Gott hörender Mensch“ gewesen sei. Bischof Hengsbach sei von einer Kirchlichkeit gekennzeichnet, die einer geistlichen Prägung entspreche, „die weiss, dass die Kirche vom Hören auf Christus lebt und vom Tun dessen, was er lehrt sowie vom Bezeugen dieser Taten“, so Overbeck. 

Der Gründerbischof sei tief in einer Christusfrömmigkeit verwurzelt, die nicht nur sein Amtsverständnis geprägt habe, „sondern auch seine Kraft und Überzeugungsmacht, Menschen zu begegnen und für sie einzustehen, geleitet hat“, betonte Bischof Overbeck.  Die vielen Kirchbauten und Pfarreigründungen, die Errichtung von Klöstern, die Unterstützung von Verbänden und Vereinen, sein Wirken in Politik und Industrie, seine Aufgabe als Mitbegründer des „Initiativkreises Ruhrgebiet“ seien Zeichen dafür, „dass er davon durchdrungen war, bei den Menschen zu sein“. „Geprägt durch sein Amtsverständnis war es der Auftrag seines Lebens, den Menschen Christus nahe zu bringen“, so Overbeck. Bischof Hengsbach sei es in allem darum gegangen, „die Sorge um die Menschen und die Lehre der Kirche zum Frieden als Aufgabe der Kirche von ihrer Mitte her zu verstehen, dass es nämlich um eine Zeugenschaft für Christus gehe“, betonte Bischof Overbeck in der Predigt. Der Wahlspruch von Bischof Hengsbach „Ihr sollt meine Zeugen sein“ sei ein „Lebenswort für die Christen“.


Franz Hengsbach war „der Ruhrbischof“

Als einen Bischof „mit Bodenhaftung“ beschrieb Prälat Professor Dr. Hans Jürgen Brandt, München, in seinem Festvortrag Franz Hengsbach: „Er war der Ruhrbischof und machte als solcher Geschichte. Schon als Weihbischof in Paderborn, also vor Gründung des Ruhrbistums, habe Hengsbach statt eines Edelsteins Steinkohle im Ring getragen. Sein Wappen zierten die gekreuzten Hammer und Schlegel – Symbole des Ruhrgebietes. „Niemand käme auf den Gedanken, den Berliner Kardinal Spreebischof oder den Hamburger Oberhirten Alsterbischof zu nennen“, bemerkte Brandt. Man würde das für einen Witz halten. Franz Hengsbach jedoch sei „Ruhrbischof“ genannt worden, habe sich „in ganz außerordentlicher, geradezu leidenschaftlicher Weise  mit dem Ruhrgebiet identifiziert“.  Auch der damalige Kurienkardinal Joseph Ratzinger und heutige Papst Benedikt XVI. sagte zu Hengsbachs 80. Geburtstag im Essener Dom: „Wer von Bischof Hengsbach spricht, denkt unweigerlich an dieses pulsierende Land an Rhein und Ruhr. Und so hat er auch in aller Welt den Namen ‚der Ruhrbischof‘ erhalten.“

Bischof Hengsbach sei – so Professor Brandt – in erster Linie nicht ein Meister der Theorie gewesen, sondern der Praxis, und dabei sei er ein „ganz außerordentlicher Multiplikator“ gewesen, wie zum Beispiel im Bereich der Katholischen Soziallehre oder im Hilfswerk Adveniat. Er sei Ideengeber und Motor gewesen bei Großveranstaltungen wie bei Runden Tischen. Viele Initiativen seien mit dem Namen Franz Hengsbach verbunden. Der gebürtige Sauerländer habe die Gabe besessen, auf Menschen zuzugehen, sie anzusprechen. „Der Bischof ist hier vor Ort gegangen“ – das geflügelte Wort habe Hengsbach bei der Bistumsgründung 1958 nicht nur symbolisch gemeint. Regelmäßig sei er unter Tage gefahren, habe Zechen, Stahlwerke und Lehrwerkstätten besucht, sei Ehrenmitglied des FC Schalke 04 gewesen. „Hengsbach kannte keine Berührungsängste, weder nach unten noch nach oben“, so Professor Brandt. Als Militärbischof habe er nicht nur den richtigen Ton bei Generälen und Mannschaften getroffen,  sondern sei auch Initiator des „Königsteiner Offizierskreis“, der „Gemeinschaft Katholischer Soldaten“ und der „Internationalen Soldatenwallfahrt nach Lourdes“ gewesen. Trotz seines großen Engagements außerhalb des Ruhrbistums habe sich Hengsbach aber vor allem immer seinem Bistum und den Menschen im Ruhrgebiet gewidmet. Nicht ohne Grund sei ihm deshalb der Titel „Bürger des Ruhrgebietes“ verliehen worden. (do)

Predigt von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck

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