von Cordula Spangenberg

Klagen ist Beten

Ein Trostgottesdienst für Eltern, die ein Kind verloren haben

Gott ist den gebrochenen Herzen nahe: Diesen Trost soll ein Gottesdienst für Mütter, Väter und Familien geben, die ein Kind verloren haben. Der Trost-Gottesdienst in der Herz-Jesu-Kirche am Oberhausener Altmarkt wendet sich nicht nur an Katholiken, sondern an alle Menschen, die einen Ort für ihre Trauer suchen, auch wenn sie sich in einer normalen Sonntagsmesse nicht richtig zu Hause fühlen.

Wie nah man am Geschehen in der Kirche teilnehmen möchte, entscheidet an diesem Dienstagabend jeder selbst: ob vorn am Kreuz und an der Osterkerze, ob lieber etwas außerhalb des Lichtkegels oder gar allein hinten in der Kirche, wo man Gebete und Musik verfolgen kann, ohne sich einbringen zu müssen. Rund ein Dutzend Menschen sind in die Kirche gekommen – die meisten in einem Alter, das vermuten lässt, ihr Schmerz um ein verlorenes Kind habe sich schon lange verfestigt und vernarbt.

Weil Menschen unterschiedlich trauern, sind im ansonsten recht schmucklosen Kirchenraum der Herz-Jesu-Kirche verschiedene Stationen vorbereitet, an denen man mit christlichen Symbolen, aber auch ohne ausdrücklichen religiösen Bezug der Trauer Ausdruck verleihen kann. Am Taufbecken kann man den Namen seines toten Kindes in ein Buch eintragen oder für die namenlosen „Sternenkinder“ ein Licht aufstellen im Wissen, dass für das Kind gebetet wird. Eine Klagemauer im Altarraum als Ort der Wut nimmt geschriebene Fragen und Klagen auf, die anschließend verbrannt werden. Glassteinchen symbolisieren geweinte und ungeweinte Tränen. Perlen können mitgenommen werden zur Erinnerung an den Schatz, den man vermisst.

Vorbereitet hat den Gottesdienst die Gemeindereferentin Martina Stodt-Serve. Weil sie viele Jahre zuvor selbst in der Spätschwangerschaft ein Kind verloren hat, kann sie den Schmerz der Eltern gut nachfühlen. Für Stodt-Serve ist es wichtig, nicht nur Kirchgänger, sondern auch Menschen ohne feste religiöse Bindung in prägenden Situationen ihres Lebens zu erreichen. Deshalb hat sie erstmals diesen Trostgottesdienst vorbereitet und am Tag zuvor als weitere neue Gottesdienstform auch einen Segensgottesdienst für werdende Eltern angeboten. In den Texten beider Kirchenfeiern spricht sie von Gott als dem, der Tränen sammelt, Sorgen nimmt und Trost spendet, ohne bei ihren Zuhörern einen festen Glauben vorauszusetzen.

Klaviermusik in Moll begleitet die Zusammenkunft und schafft eine ruhige Atmosphäre. Zum Ende beten einige der Anwesenden gemeinsam das Vaterunser. Und so lange nach dem Segen das Klavier spielt, verlässt niemand die Kirche.

Pressestelle Bistum Essen

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