„Kirche ist ein kultureller Faktor in der Region“

Eine positive Bilanz zieht das Ruhrbistum im auslaufenden Kulturhauptstadtjahr RUHR.2010. Nach Ansicht des Bistumsbeauftragten Dr. Michael Schlagheck sei deutlich geworden, "dass die Kirche ein kultureller Faktor in der Region ist, in der Spitze und Breite“.


Kulturhauptstadt RUHR.2010: Ruhrbistum zieht positive Bilanz

Eins steht fest: Das „Gesicht“ der Kulturhauptstadt RUHR.2010 hat unübersehbar kirchliche Züge getragen. Daher verwundert es nicht, dass die Bilanz, die das Bistum Essen im auslaufenden Kulturhauptstadtjahr zieht, positiv ausfällt. „Dieses Jahr hat die Lebendigkeit der Kirche im Ruhrgebiet widergespiegelt“, freut sich Ruhrbischof Dr. Franz-Josef Overbeck. Mit den vielen Initiativen und Projekten habe die Katholische Kirche gezeigt, dass sie „trotz aller Umbruchprozesse viel Kraft hat, um in der Gesellschaft präsent zu sein“. Das sei auch von Menschen außerhalb der Region wahrgenommen worden.

Großes Lob kam vom Vorsitzenden der Geschäftsführung der RUHR.2010 GmbH, Dr. Fritz Pleitgen. Die Kirche sei ein „wichtiger und guter Partner“ gewesen, der sich „selbstbewusst, aber nicht selbstherrlich“ eingebracht habe. Sie habe das Jahr genutzt,, um „ihre Bedeutung für die Entwicklung der Städte und das Wesen des Ruhrgebietes deutlich zu machen“. Der Einstieg in das Kulturhauptstadtjahr mit dem ökumenischen Eröffnungsgottesdienst im Essener Dom und dem anschließenden Läuten der Kirchenglocken in der Region war nach Ansicht von Pleitgen „äußerst gelungen“. Das Kulturhauptstadtkreuz sei zu einem „großen Renner“ und zu einem „verbindenden Element der Local-Heroe-Wochen“ geworden.
Lobend erwähnte Pleitgen auch das Projekt „Musica enchiriadis – Die Entdeckung der Mehrstimmigkeit“. Damit sei der „Grundstein für eines der erfolgreichsten Musikprojekte“ gelegt worden. Es sei – so der RUHRr.2010-Geschäftsführer -  deutlich geworden, dass die kulturellen Wurzeln des Ruhrgebietes weit zurückreichen. „Das Ruhrgebiet ist die Wiege des vereinten Europas“, so Pleitgen. Den Essener Frauenstift könne man als „Vorläuferin der Union“ bezeichnen. „Hier wurde europäisch gedacht“, sagte Pleitgen, dessen Hoffnung sich „ganz besonders auf die Fortsetzung“ der gelungenen Zusammenarbeit mit der Kirche richte.

Das Kulturhauptstadtjahr hat nach Ansicht von Professor Dr. Oliver Scheytt, Geschäftsführer der RUHR.2010 GmbH, deutlich gemacht, „welche wichtige Rolle die Kirchen haben und für die Zukunft haben werden“. Scheytt sprach sich dafür aus, den Dialog mit anderen Religionen „unbedingt fortzusetzen und zu intensivieren“. Auch gelte es, die touristische Attraktionen wie Kirchen, Orgeln und Kunstschätze weiter zu erschließen. Mit Blick auf den Umgang mit nicht mehr genutzte Kirchen warb der Geschäftsführer für eine „intensive Selbstreflexion“.  Es gelte, „auch in Zukunft die Kirche als integralen Bestandteil der Metropole Ruhr“ zu sehen.


Wie Christen ihr Leben deuten und gestalten

„Die Kulturhauptstadt war kein Festival-Event“, betonte der Beauftragte des Bistums Essen für die Kulturhauptstadt RUHR.2010, Dr. Michael Schlagheck, vor der Presse in Essen. Nicht allein Großprojekte wie die Eröffnung auf Zollverein, der Day of Song, das Still-Leben auf der A 40 oder Gustav Mahlers 8. Symphonie in der Duisburger Gebläsehalle hätten das Bild der Kulturhauptstadt geprägt. „Es waren die unzähligen Initiativen in den 53 Städten, kleine und große“, so Schlagheck. Immer sei es dabei um  Fragen gegangen, „wie sich die Region entwickelt, wie Menschen Veränderungen auf den Weg bringen, wie sie ihren Lebensraum gestalten, wie sie fremden Kulturen begegnen, und auch darum, wie Christen ihr Leben in der Metropole Ruhr deuten und gestalten“.

Es sei deutlich geworden, wie weit die kulturellen Wurzeln des Bistums Essen und der Region zurückreichen. Hier nannte Schlagheck das Projekt „Musica Enchiriadis“. Die Ausstellung der gleichnamigen Handschrift, die um das Jahr 900 in der Benediktinerabtei Werden entstand und als ältestes Zeugnis mehrstimmiger Musik im christlichen Abendland gilt, besuchten rund 10.000 Menschen. Fast vollständig ausverkauft seien die sechs zu diesem Projekt gehörenden Konzerte mit geistlicher Musik gewesen. Mit dem „Day of Song“ in der Arena auf Schalke, bei dem rund 6.000 Sängerinnen und Sänger aus kirchlichen Chören mitgewirkt haben, sei ein weiter Bogen in die Gegenwart geschlagen worden. Das ökumenische Projekt „Orgellandschaft Ruhr“ mit rund 470 Konzerten an über 80 Orten habe gezeigt, „welche Kraft in der Region steckt“.  An den „Spirituellen Kulturtankstellen“ sei erlebbar geworden, „was Menschen antreibt“.  Auch die „Local-Heroe-Wochen“ mit Gottesdiensten, Veranstaltungen und Projekten in den vielen Städten der Region sind nach Ansicht von Schlagheck ein Erfolg gewesen. Das vom Benediktinerpater Abraham Fischer geschaffene Kreuz sei dabei ein „kraftvolles Zeichen“ gewesen, dass die Orte der Ruhrmetropole  sowie katholische und evangelische Christen miteinander verbunden habe.

Premiere feiert im Kulturhauptstadtjahr der vom „Kunstverein im Bistum Essen“ und dem „Deutschen Liturgischen Institut“ ausgelobte Wettbewerb „ars liturgica“. Es galt, einen künstlerischen Entwurf für den Einband eines Evangelienbuches für den Gottesdienst zu gestalten. „Mit diesem Wettbewerb, der alle zwei Jahre stattfinden wird, wollen wir das Gespräch mit zeitgenössischen Künstlern suchen“, betonte Projektleiter Pater Dr. Philipp Reichling. 56 Entwürfe seien eingereicht worden. Am 27. Dezember werden die Preise an die Künstler überreicht und die in die Endauswahl gekommenen Entwürfe in der Domschatzkammer gezeigt. 

„Das Jahr hat gezeigt, dass die Kirche ein kultureller Faktor in der Region ist, in der Spitze und Breite“, betonte Schlagheck, „und das wollen wir auch in Zukunft bleiben.“ Die Gemeinden, Gruppen, Verbände und Einrichtungen des Bistums Essen - von der Domschatzkammer über die Katholische Akademie „Die Wolfsburg“ bis hin zum Medienforum – hätten die Kulturhauptstadt zu ihrer Sache gemacht. Schlagheck dankte den Verantwortlichen der RUHR.2010  für die gute Zusammenarbeit. „Wir haben die Leidenschaft gespürt, etwas für die Region zu bewegen.“ (do)

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