Katholikentag in Regensburg soll Signal der Ermutigung sein

Mit einem feierlichen Freiluftgottesdienst ist am Sonntag in Regensburg der 99. Katholikentag zuende gegangen. Hunderte Besucher informierten sich am Stand des Bistums Essen über das Zukunftsbild - und ließen sich mit einem lebensgroßen Bild von Papst Franziskus fotografieren.



Hunderte Besucher informieren sich am Bistumsstand über das Zukunftsbild

Katholikentag in Regensburg – das sind große Freiluft-Gottesdienste, Rock- und Kirchenmusik-Konzerte, Podiumsdiskussionen mit Bischöfen oder dem Bundespräsidenten, mit Bundeskanzlerin Merkel über Europa und Wirtschaftsminister Gabriel über Mindestlöhne. Aber für die meisten der Zehntausenden Besucher sind es wohl eher kleine, stille Momente wie dieser, die ihren Katholikentag zu etwas ganz Besonderem machen: Da tobt unten im Katholikentags-Jugendzentrum das pralle Leben, Mädchen und Jugend spielen, lachen, diskutieren – während es beim Mittagsgebet im zweiten Stock des Schulgebäudes so still ist, dass nicht einmal ein Liedblatt raschelt. Die Pfadfinder haben zu diesem Mittagsgebet eingeladen, dicht gedrängt sitzen und stehen sie schweigend in dem Klassenraum. In der Mitte steht eine große Kerze als Symbol für das Friedenslicht, das die Pfadfinder immer kurz vor Weihnachten aus Betlehem nach Deutschland holen. In Regensburg beten sie an diesem Mittag gemeinsam mit Ruhr- und Militärbischof Franz-Josef Overbeck „für alle, die sich für den Frieden einsetzen“, für die Friedenslicht-Aktion der Pfadfinder – aber auch für die Soldaten, die sich „um der Gerechtigkeit willen“ für den Frieden einsetzen.

Deutlich turbulenter geht es in diesen Tagen in den engen Gassen und auf den Plätzen der mittelalterlichen Altstadt von Regensburg zu. Hier tanzen Rollstuhlfahrer auf der Bühne der Caritas, dort bringen afrikanische Musiker die Zuhörer vor der Eine-Welt-Bühne in Schwung, eine Straßenecke weiter macht eine bayerische Trachtengruppe Volksmusik – und von praktisch überall her ist Regensburgs Wahrzeichen, der gotische Dom mit dem Katholikentags-Plakat zwischen den Türmen, der zentrale Blickfang. Nach dem Dauerregen der ersten beiden Tage genießen die Katholikentags-Teilnehmer das Frühlingswetter in der „nördlichsten Stadt Italiens“, wie die Regensburger die Hauptstadt der Oberpfalz gern nennen. Ein längerer Fußmarsch über das zweite Wahrzeichen, die Steinerne Brücke, führt zur „Bistumsmeile“, auf der Donau-Insel. Dort präsentiert sich auch das Bistum Essen. „Wir erzählen den Besuchern von unserem Zukunftsbild“, sagt Mitarbeiterin Mechtild Jansen. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen erläutert sie hunderten Besuchern das Ergebnis des umfangreichen Dialogprozesses im Ruhrbistum, aus dem das Zukunftsbild mit seinen sieben Eigenschaftsworten als Bild für die künftige Kirche an Rhein und Ruhr entstanden ist. Dabei erregt das große, rostige Dialogkreuz ebenso die Aufmerksamkeit der Besucher wie die Skulptur, die die zentralen Worte des Zukunftsbilds mit Fotos aus dem Ruhrbistum verbindet. Und dann ist da noch Papst Franziskus – er lädt als Pappfigur zum gemeinsamen Foto mit Plakat-Statements zum Bistums-Motto „Du bewegst Kirche“ ein. So entstehen auf der Seite www.mein-zukunftsbild.de unzählige heitere Fotos mit durchaus ernsten Botschaften.

Dabei ist das Ruhrbistum längst nicht die einzige Institution, die in dieser oder ähnlicher Form Franziskus zu Gast hat. Der Papst ist präsent auf dem Regensburger Katholikentag, das betont auch dessen Chef Alois Glück: „Wir spüren den Franziskus-Effekt“, bestätigt der Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken. Eigentlich kein Wunder, offensichtlich erhoffen sich die Teilnehmer des Christentreffens angesichts des Leitwort „Mit Christus Brücken bauen“ gerade auch von ihrem obersten Pontifex (Brückenbauer) eine besondere Orientierung.

Nicht nur wegen der heiteren Stimmung und des sonnigen Wetters in der heimeligen Altstadt dürfte der 99. Deutsche Katholikentag als ausgesprochen harmonisch in Erinnerung bleiben. Trotz vieler strittiger Themen dringen aus den hunderten Veranstaltungen in Kirchen, Sälen und an der Regensburger Universität ungewöhnlich wenige Konflikte nach außen. Oft hat es den Eindruck, dass großer Streit schon durch die Programmgestaltung verhindert wurde. Egal ob bei der Diskussion über die Frage „Wie viel Religion verträgt die säkulare Gesellschaft?“ mit Bundespräsident Gauck oder über die kirchlichen Finanzen mit dem Essener Generalvikar Klaus Pfeffer: wirkliche Kritiker der Kirche sucht man auf diesen und vielen anderen Podien vergeblich.

So dürften denn weniger politische als emotionale Signale vom Regensburger Katholikentag ausgehen. Der neue Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hofft in seiner Predigt beim großen Abschlussgottesdienst im Regensburger Stadion auf mehr Selbstbewusstsein der deutschen Katholiken, dass sie wieder häufiger sagen: „Ja ich bin ein Christ – und ich bin es gern!“ Und auch ZDK-Präsident Glück bilanziert in der Messe: „In diesen Tagen war von Verzagtheit und Ängstlichkeit, vom Pessimismus, die in unserer Kirche so oft, zu oft, den Alltag prägen, nichts zu spüren.“ Er sieht den Katholikentag als eine wichtige Station im Dialogprozess der katholischen Kirche in Deutschland, als „starke Ermutigung“ – und wohl auch als ein Stück Wegzehrung für die Zeit bis zum 100. Katholikentag 2016 in Leipzig.


Stichwort: Der Katholikentag in Regensburg in Zahlen

Insgesamt haben den Katholikentag in Regensburg nach Angaben des ZDK 33.000 Dauerteilnehmer und 15.000 Tagesgäste besucht. Knapp 600 Teilnehmer kamen aus dem Bistum Essen. Zu den am stärksten besuchten Einzelveranstaltungen gehörte neben den großen Freiluft-Gottesdiensten – wie bei den vergangenen Kirchen- und Katholikentagen auch – das Konzert der Kölner A-capella-Band „Wise Guys“. (tr)

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