„In Ludgerus sind wir ganz tief verbunden“

Hunderte Gläubige aus dem In- und Ausland haben an diesem Wochenende in Essen-Werden des Heiligen Ludgerus gedacht. Höhepunkt war am Sonntag der festliche Gottesdienst in der Basilika und die anschließende Prozession mit dem Ludgerus-Schrein durch die Straßen von Essen-Werden.


Traditionsreiche Prozession in Essen-Werden

Ludgerus verbindet. Auch rund 1200 Jahre nach seinem Tod erinnern sich längst nicht nur Christen aus Essen-Werden an den später heiliggesprochenen friedlichen Missionar und Bischof, der einst dort in der von ihm gegründeten Benediktiner-Abtei am Südufer der Ruhr begraben werden wollte. Als in der Werdener Basilika am Sonntag-Morgen das Blasorchester die „Ludgeri-Fanfare“ anstimmt sind auch Katholiken aus vielen anderen Städten und Gemeinden im In- und Ausland dabei, um nach einer Messe in der Kirche den Ludgerus-Schrein in einer feierlichen Prozession durch die Werdener Straßen zu tragen: Menschen aus Regionen, in denen Ludgerus einst missionierte – wie bei den Friesen –, als Bischof wirkte – wie im Münsterland –, oder die sich dem Heiligen verbunden fühlen, weil Ludgerus Schutzpatron ihrer Kirchen ist.

Ludgerus verbindet die Essener Katholiken sogar mit dem polnischen Erzbistum Kattowitz, dessen Prälat Jerzy Palinski auf Einladung des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck in Werden die Predigt hält. „Ludgerus muss ein begeisterter Glaubenszeuge gewesen sein, sonst wäre er nicht bis heute unvergessen“, sagt Palinski, der als Vertreter des Erzbischofs von Kattowitz, Viktor Skworc, nach Essen gekommen ist. Dabei sei Ludgerus nicht nur eine historische Figur, sondern „durch sein Leben und sein Wirken ein Beispiel, wie die Christen auch heute den Glauben weitertragen können“, betont Palinski. „Der Glaube braucht Begeisterung“, doch gerade in Europa, „sehen wir alles Mögliche, aber keine Begeisterung“. Dabei hätten die Christen Palinskis Ansicht nach heute genauso Grund, begeistert zu sein, wie zu Ludgerus‘ Zeiten. Schließlich gebe der christliche Glaube „meinem Leben Sinn“, so Palinsiki, „selbst dann, wenn ich leiden muss“. Der Gast aus Kattowitz erinnert an die nun schon mehr als 20 Jahre währende Partnerschaft zwischen dem polnischen Erzbistum und dem Bistum Essen, an viele Gespräche und zahlreiche soziale Kontakte – etwa zwischen Bergleuten in beiden Regionen. Vielleicht sei nach so vielen Jahren der Hilfe und des praktischen Austauschs, „nun auch die Zeit gekommen, dass wir uns stärker im Gebet treffen und gegenseitig unseren Glauben bereichern“, deutet Palinski eine Weiterentwicklung der Partnerschaft an.

Auch Katholiken und Protestanten fühlen sich durch Ludgerus verbunden. Als der Strom der Gläubigen in die Heckstraße einbiegt und vor der Evangelischen Kirche Werden Halt macht, ist dem neuen Pfarrer Oliver Ruoß die Freude anzumerken, mit der er von seiner Vorgängerin auch die Tradition der Statio der Ludgerus-Prozession an seiner Kirche übernimmt. „In Ludgerus sind wir ganz tief verbunden“, macht Ruoß deutlich. Schließlich habe der Gründer der Werdener Benediktiner-Abtei „lange vor allen konfessionellen Spaltungen“ den Menschen den Glauben an Gott verkündet.

Auf den letzten Metern des Wegs zurück in die Basilika kommt die Prozession dann noch ins Stocken. Ein langer Zug von rund 100 Motorrädern und Trikes zieht von der Ruhrbrücke die Brückstraße in Richtung Heidhausen hinauf. Doch was zunächst nach den üblichen Schönwetter-Bikern im Großraum Werden aussieht und bei den Pilgern schon für leises Murren sorgt entpuppt sich als eine ausgesprochen gute Sache, der die Polizei mit Grund Vorfahrt vor der Prozession einräumt: Seit zehn Jahren organisiert Gaby Thomayer mit vielen Trike-Freundinnen und ‑Freunden in jedem Sommer einen besonderen Tagesausflug für schwerkranke Kinder: Jeder Fahrer nimmt am Uni-Klinikum ein Kind als Passagier mit – und dann geht’s mit reichlich frischem Wind und Benzingeruch in der Nase auf eine Ausfahrt durch den Essener Süden. An diesem Sonntag-Mittag staunen wohl beide Seiten über diese ungewohnte Begegnung: Messdiener, Ehrengardisten und Fahnenträger auf der einen – und bunt kostümiert winkende Motorrad-Fahrer auf der anderen Seite der Kreuzung. Die Prozession hält das Treffen letztlich dennoch kaum fünf Minuten auf. Gegen 13 Uhr setzen die Träger den Ludgerus-Schrein wieder vor dem Altar der Basilika ab – und freuen sich zusammen mit vielen anderen Gläubigen, die von Ludgerus gestifteten Verbindungen bei einem gemeinsamen Imbiss und vielen Gesprächen weiter zu vertiefen. (tr)

Predigt von Prälat Jerzy Palinski

Stichwort: Ludgerus-Prozession:
Das „Fest der Umtragung der Gebeine des heiligen Liudger“ wird seit dem Jahre 1128 gefeiert. Es geht auf den 28. Abt von Werden, Bernhard von Wevelinghoven (1125-1141), zurück. Aus Dankbarkeit für die Abwehr einer Hungersnot hatte der Abt das Gelübde abgelegt, die Gebeine des Ortsheiligen, des Friesen- und Sachsen-Missionars Liudger, im Rahmen einer feierlichen Prozession durch den Ort tragen zu lassen. Ursprünglich zog die Prozession am Vortag des Festes des heiligen Bartholomäus (24. August) durch Werden. Wegen der Ferienzeit wurde der Prozessionstag auf den ersten Sonntag im September verlegt. (do)

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